"Pizzaparty" bei Lotus: Erst Hunger, dann Champagner?

(Motorsport-Total.com) - Wer behauptet, die Formel 1 stünde als Rennserie für Glamour, Champagner, Verschwendung und Überfluss, sollte keinen Abstecher in die trostlose Lotus-Hospitality im Fahrerlager von Suzuka unternehmen. Am Donnerstag vor dem Japan-Grand-Prix stehen die Räume leer und im Regen vor den Türen parken die verweisten Palettenwagen. Von Catering, Häppchen und Getränken gibt es keine Spur - so arg drückt finanziell der Schuh bei einem Team, das noch 2013 einen Grand Prix gewann.

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Lotus-Hospitality in Suzuka: VIP-Gefühl sieht mit Sicherheit ganz anders aus Zoom Download

Romain Grosjean nimmt die Situation mit Humor: "Es sieht aus, als gäbe es Pizzaparty", lacht der Franzose und spielt darauf an, dass normalerweise auch Mechaniker und Ingenieure in den Räumen des Teams verpflegt werden. Auf den Teamgeist der Schwarz-Goldenen habe sich die Hungersnot nicht negativ ausgewirkt, versichert Grosjean: "Die Jungs geben wie immer alles und ich finde es einfach unglaublich, wie hier und in Enstone als Team zusammenarbeitet wird. Hauptsache die Moral stimmt."

Er selbst organisierte sich Mittagessen bei Landsleuten: "Bei meinen Freunden von Renault", grinst Grosjean und lässt es offen, inwiefern dieser Satz ein Fingerzeig auf seine Formel-1-Zukunft ist. Schließlich heißt es im Paddock, er stünde auch im Falle einer Lotus-Übernahme des Automobil-Konzerns vor einem Wechsel zu Neueinsteiger Haas Formula - mitsamt der Aussicht, 2017 Kimi Räikkönen bei Technikpartner Ferrari zu beerben.

Grosjean hält Podestplatzierung für möglich

Wieder wird Grosjean kryptisch, wenn er über das Mittagessen spricht: "Ferrari wäre zu einfach gewesen." Die Scuderia ist spendabel, wenn es zu Tisch geht und lädt am Rennwochenende jeden Tag die Journalisten in eine eigene Media-Hospitality ein. Aber das ist eben nur eine Möglichkeit der Deutung. "Es ist schön: Wenn man nichts zu essen hat, dann öffnen einem die Teams die Türe. Unser Mittagessen sah anders aus als sonst. Aber das Rennfahren ist das Wichtigste", fügt Grosjean an.

Diesbezüglich ist er vor Suzuka optimistischer und will sich offenbar den Champagner auf eigene Faust organisieren: "Das heißt nicht, dass wir nicht um das Podium kämpfen könnten." Teamkollege Pastor Maldonado, der nach eigener Aussage keine Zweifel daran hat, dass seine Truppe das Freie Training am Freitag in Angriff nimmt, hat bescheidenere Ziele: "Ich will WM-Punkte", erklärt der Venezolaner, dessen Verbleib bei Lotus im Anschluss an den Singapur-Grand-Prix überraschend offiziell wurde.

Maldonado atmet auf: "Es ist positiv für meine Zukunft und die Sicherheit ist wohltuend. Es gab wie immer auch andere Optionen. Das Auto mag zuvor Probleme gehabt haben, aber ich habe mich immer wohlgefühlt." Trotzdem wünscht er sich wieder Mittagessen: "Hoffentlich bekommen sie die finanziellen Probleme in den Griff." Bezüglich der Kollision mit Jenson Button in Singapur lässt er mit einigen Tagen Abstand Nachsicht walten: "Nachdem ich die Szene im TV-Bild gesehen habe, war mir klar, dass ich ihn berührt habe. Ich bin nach einem Verbremser zurück auf die Strecke und er hat mich im Heck getroffen. Ich war auf der Innenlinie und es ist schwierig, da etwas gegen ihn zu sagen."