Mercedes-Teamchef: Hamilton bescheidener Renn-Rockstar

Für Toto Wolff ist es die richtige Herangehensweise, dass Lewis Hamilton versucht, sich sein eigenes Vermächtnis aufzubauen und Senna-Vergleiche zu meiden

von Ryk Fechner · 20.09.2015 10:35

(Motorsport-Total.com) - Die 41. Pole-Position im 161. Rennen seiner Karriere konnte der amtierende Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton beim Formel-1-Grand-Prix von Singapur 2015 nicht einfahren, da Ferrari-Pilot Sebastian Vettel ihm unverhofft die Show stahl. An 161 Rennen nahm auch Hamiltons Idol Ayrton Senna teil, der in seiner Karriere 65 Pole-Positions einfahren konnte. Und da man bei erfolgreichen Fahrern schnell dazu neigt, Senna-Vergleiche zu ziehen, betonte der ansonsten extrovertierte Brite häufig, dass es ihm nur um seine eigenen Rennen geht.

Toto Wolff sieht in Lewis Hamilton einen bescheidenen, jedoch ehrgeizigen Rennfahrer

Für Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist das die richtige Einstellung, um mit dem sportlichen Erbe, welches Hamilton in ferner Zukunft hinterlassen wird, umzugehen. "Wir neigen dazu, die Leistung während einer Karriere unterzubewerten. Man sieht gelegentlich die Statistik und denkt sich: 'Oh, das ist eine Leistung.' Doch der Moment, in dem man eine Karriere beendet und sieht, wie viele Rennen und Weltmeisterschaften man gewinnen konnte, ist der Moment, in dem dein Vermächtnis viel offensichtlicher wird", findet Wolff im Interview mit 'Sky Sports F1'.

Doch für Senna-Vergleiche hat der Österreicher nicht viel übrig: "Ayrton Senna ist für uns alle eine überragende Größe. Sich mit ihm zu vergleichen, nur weil die Statistiken dafür sprechen, ist nicht die richtige Einstellung." Dass Hamilton versuche, sich diesen Vergleichen zu entziehen, ist in den Augen Wolffs ein Zeichen von charakterlicher Stärke.

Überdies schätzt es Wolff, mit den 30-Jährigen in seinen Reihen zu haben: "Er ist einfach nur ein unglaubliches Talent und eine besondere Person. Im Wesentlichen ist er ein Rennfahrer-Rockstar. Und in zehn oder zwanzig Jahren, wenn die Karriere vorbei ist, kann man sagen, dass es ein Privileg war, mit ihm zusammenzuarbeiten."

Fotostrecke: Top 10: Pole-Position-Quote in einer Saison

"Er hat eine sehr bescheidene Einstellung. Für ihn geht es nur darum, an jedem Wochenende aufs Neue seine Leistung abzurufen. Letztlich muss man sich einfach sagen, dass nicht die Statistik das Maß aller Dinge ist. Ich denke, dass das die richtige Herangehensweise ist." Mit dieser Einstellung brachte es der Weltmeister von 2008 und 2014 zuletzt auf sieben Pole-Positions in Serie. Die Achte in Serie, eine Rekordmarke, die sein Vorbild Senna zwischen 1988 und 1989 aufstellte, blieb ihm auf dem Marina Bay Circuit allerdings verwehrt.