2012: Ein Singapur-Grand-Prix für die Ewigkeit
Wegweiser für die Zukunft: Nach seinem bitteren Aus beim Großen Preis von Singapur 2012 fasst Lewis Hamilton einen entscheidenden Entschluss
(Motorsport-Total.com) - Es sind andere Zeiten in der Königsklasse, als die Formel 1 am 23. September 2012 in Singapur aufschlägt. Von einer Dominanz kann in diesen Tagen keine Rede sein: Die ersten vier Positionen in der Weltmeisterschaft werden vor dem 14. Saisonlauf durch Fahrer aus vier verschiedenen Teams belegt - und keines davon heißt Mercedes! Doch eines ist auch an jenem Sonntag wie im Jahr 2015: Die Schlagzeilen gehören Lewis Hamilton.
Der Brite fährt beim noch erfolgreichen Team McLaren - okay, hier sind Mercedes-Motoren an Bord - und liegt in der Gesamtwertung auf Rang zwei hinter Fernando Alonsos Ferrari. Hamilton reist mit einem Sieg beim Großen Preis von Italien im Gepäck nach Asien, doch irgendetwas stimmt nicht. Man wird das Gefühl nicht los, dass der Weltmeister von 2008 nicht mehr so recht glücklich ist bei dem Team, das ihn einst in die Formel 1 gebracht hat.
Nach zwei Ausfällen in den vergangenen vier Rennen (Deutschland und Belgien) will er in Singapur unbedingt gewinnen, um den Abstand auf den WM-Führenden Alonso zu verringern. Die Ausgangslage vor dem Start ist bestens: Hamilton sichert sich mit fast einer halben Sekunde Vorsprung die Pole-Position vor Überraschungsmann Pastor Maldonado im Williams. Sebastian Vettel (Red Bull), Jenson Button (McLaren) und Fernando Alonso folgen erst dahinter.
Ein entscheidender Ausfall
Am Sonntag drückt Hamilton dem Singapur-Grand-Prix dann seinen Stempel auf: Er gewinnt den Start, schüttelt Vettel sofort aus der DRS-Sekunde und liegt auch nach dem Boxenstopp souverän in Führung - bis das Getriebe streikt. "Drei oder vier Runden vor dem Aus hatte ich Probleme beim Schalten. Ich meldete das via Funk", erklärt der McLaren-Pilot später. "Als Antwort kam, dass es keine Schwierigkeiten gibt. Plötzlich konnte ich dann aber gar nicht mehr schalten."
Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Singapur
Große Premiere in Singapur, und der erste große Skandal: Nelson Piquet jun. crasht 2008 drei Runden nach dem ungewöhnlich frühen Boxenstopp seines Renault-Teamkollegen Fernando Alonso, der dadurch in Führung gespült wird. Die vorher geplante "Crashgate"-Affäre wird erst ein Jahr später bekannt, weil Piquet, von Renault frisch entlassen, bei der FIA petzt. Fotostrecke
Was damals noch keiner ahnt: Diese Szene wird noch einen großen Einfluss auf die Formel 1 haben, denn vor dem Rennen in Singapur kam Niki Lauda auf den Briten zu und wollte ihn als Nachfolger von Michael Schumacher haben, dessen Zukunft zu diesem Zeitpunkt im Unklaren liegt. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Teams traf sich zuvor mit Hamilton nachts in dessen Hotel und wollte ihn abwerben - obwohl die Silberpfeile damals nicht zur Spitze gehören.
"Ich sagte mir: 'Lieber Gott, wenn du mir einmal helfen willst, dann lass den McLaren bitte ausfallen - sonst geht der da nie weg", erinnert sich Lauda später - und sein Wunsch wird erhört. Der Getriebeschaden und der damit verbundene Rückschlag in der Weltmeisterschaft sind zu viel für die Beziehung zwischen Hamilton und McLaren. Lauda: "Ich habe ihn sofort mit SMS bombardiert. Er hat mir gleich geantwortet, er habe sich entschieden zu gehen."
Schumacher sorgt für Wirbel
Wenige Tage später ist die Nachfolge von Michael Schumacher perfekt. Der Rekordweltmeister erlebt in Singapur ebenfalls einen Tag zum Vergessen und beendet am Saisonende seine lange und erfolgreiche Karriere endgültig. Doch Singapur ist ihm auch 2012 nicht wohlwollend gesinnt. Bereits im Vorjahr fuhr der Kerpener auf einen Konkurrenten (Sergio Perez) auf und rauschte in die Barrieren - 2012 das gleiche Bild.
Mit rauchenden Rädern kommt der Deutsche in Runde 40 angerauscht und fährt in das Heck von Toro-Rosso-Rookie Jean-Eric Vergne. Für beide ist der Grand Prix damit gelaufen: "Vielleicht war nach der Safety-Car-Phase der Reifendruck zu niedrig und das Auto setzte auf, also vielleicht führte irgendetwas Ungewöhnliches dazu. Anders kann ich es mir im Moment nicht erklären", sagt Schumacher im Anschluss. "Mir tut es leid für Jean-Eric. Das ist halt leider etwas, was im Rennen mal passieren kann."
Vettel siegt und legt WM-Grundstein
Zwar kann der Franzose später einmal erzählen, dass er vom berühmten Michael Schumacher abgeschossen wurde, doch Punkte bringt ihm das an diesem Tag keine. Dennoch kann im Lager der Bullen gefeiert werden: Sebastian Vettel behält trotz zweier Safety-Car-Phasen einen kühlen Kopf und gewinnt den Lauf am Ende vor Jenson Button und Fernando Alonso, der nach dem Rennen über das Aus von Hamilton grinsen kann: "In Monza hat Lewis gewonnen und Sebastian ist ausgefallen, hier hat Sebastian gewonnen und Lewis ist ausgeschieden. Solange sich das so fortsetzt und ich gleichzeitig immer Punkte hole, bin ich wirklich glücklich!"
Doch das Glück hält am Ende nicht an: Schon beim nächten Rennen in Japan ist er dran mit dem obligatorischen Ausfall. Am Ende der Saison gewinnt Sebastian Vettel seinen dritten WM-Titel in Folge. Alonso muss sich mit drei Punkten Rückstand geschlagen geben, obwohl er Singapur mit 29 Zählern Vorsprung verlässt. Und Lewis Hamilton? Der holt sich nun drei Jahre später seine (dauerhafte) Belohnung für das Aus in Singapur 2012 und seine goldrichtige Entscheidung ab.
![Foto zur News: mcchip-dkr kriegt kein GT3-Auto: "Fühle mich verarscht"](/public/news/small/292927.webp "mcchip-dkr kriegt kein GT3-Auto: "Fühle mich verarscht"")
