• 14. September 2015 · 08:05 Uhr

Webber: Pirelli hat meinem Fahrstil die Handschrift genommen

Ex-Formel-1-Pilot Mark Webber plädiert für eine einfachere, schnellere Formel 1 - Überholvorgänge sind für ihn nicht das Maß für gutes Racing

(Motorsport-Total.com) - Nach seiner Kritik an Pirelli aufgrund der Reifenplatzer beim Grand Prix von Belgien 2015 gab sich Ferrari-Pilot Sebastian Vettel zwei Wochen später in Monza wieder vergleichsweise handzahm. Zu deutlich machten die Formel-1-Verantwortlichen offenbar, was in den Verträgen der Rennfahrer zu Partnern der Königsklasse steht. Rückendeckung wegen seiner Ausführungen kam von seinem Ex-Teamkollegen Mark Webber, der in der Langstreckenmeisterschaft WEC durch Michelin über Walzen verfügt, die mehrere Stints am Stück durchstehen.

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Mark Webbers Fahrstil erhielt durch Pirelli einen entscheidenden Dämpfer Zoom Download

Mit den schnell abbauenden Pirelli hatte der Australier während seiner aktiven Formel-1-Zeit durchgehend zu kämpfen. "Zu meinen Stärken zählten schnelle Kurven. Ich habe immer in schnellen Kurven Zeit gewonnen. Doch diese Fähigkeit habe ich in dem Moment verloren, in dem Pirelli aufschlug", schildert Webber gegenüber 'ESPN', der 2011 und 2012 nur drei Grand-Prix-Siege feierte, während sein damaliger Red-Bull-Stallgefährte Sebastian Vettel das WM-Geschehen dominierte.

"Red Bull hat uns richtig dazu angehalten, die schnellen Kurven nicht mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit zu nehmen. Wir mussten uns richtig zurückhalten, sieben Zehntel des Möglichen fahren und Reifen schonen." Dass Vettel sich besser auf die neuen Gegebenheiten einstellen konnte, führt Webber auf den Altersunterschied zurück: "In diesem Alter ist es schwierig, einem alten Hund neue Tricks beizubringen. Ich war nicht gut genug darin, mich umzustellen. Dadurch habe ich an Rundenzeit verloren."

"Wenn du dir viele Überholvorgänge und tolles Racing anschauen willst, kannst du auch auf deiner Kartstrecke vor Ort vorbeischauen."Mark Webber über inflationäre, künstliche Überholmanöver
"Ich war nicht gut genug, um in anderen Bereichen zu reagieren, also hat mich das richtig getroffen. Das war eine Fähigkeit, auf die ich mich in meiner gesamten Karriere verlassen hatte - und plötzlich war das weg", trauert er den belastbaren Bridgestones hinterher, die 2010 letztmalig an die Formel-1-Boliden geschraubt wurden. Allgemein gefielen ihm die Rennen zu Beginn seiner Karriere in der Königsklasse besser als gegen Ende, da die Wagen schwieriger zu fahren und zudem schneller waren. Die Regeländerungen, die zu mehr Überholmanövern führten, hätten den Sport nicht verbessert.

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Webber schlägt sich auf die Seite derer, die lieber seltene, hart umkämpfte Positionswechsel und schnellere Autos sehen: "Es ist in Ordnung, wenn die Leute sich das gerne anschauen, aber wenn du dir viele Überholvorgänge und tolles Racing anschauen willst, kannst du auch auf deiner Kartstrecke vor Ort vorbeischauen." Um Fahrer und Teams glücklich zu machen, empfiehlt Webber: "Er ist ein technischer Sport, doch wir sollten versuchen, es etwas einfacher zu halten. Die ganzen Motorenstrafen, das Verstehen der Reifenmischungen - das interessiert die Leute nicht, die wollen nur gute Rennen sehen!"

Dennoch hat der der Porsche-LMP1-Fahrer Verständnis dafür, dass Sebastian Vettel mit seinen Äußerungen auf Druck Ecclestones zurückruderte: "Wenn du deine Karriere fortsetzen willst, wirst du ruhig bleiben. Wenn du dich am Ende deiner Karriere befindest, wie es bei mir der Fall war, ist man vielleicht etwas angriffslustiger und weniger besorgt."

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