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Webber kritisiert Formel 1: "Passagier- statt Kampfflugzeuge"
Ex-Red-Bull-Pilot Mark Webber kritisiert die aktuelle Situation in der Formel 1 massiv und lässt kein gutes Haar an den neuen Regeln, DRS, Reifen und Co.
(Motorsport-Total.com) - Ende 2013 verließ Mark Webber die Formel 1 in Richtung WEC. Wirklich bereut hat der Australier diese Entscheidung wohl nicht, denn an der aktuellen Königsklasse lässt der mittlerweile 38-Jährige im Gespräch mit 'F1i.com' kein gutes Haar. "Als ich die Formel 1 verließ, da sprach ich mit jemandem über die aktuellen Autos und sagte: 'Wir sind qualifiziert und haben uns nach oben gearbeitet. Effektiv könnten wir quasi eine F18 fliegen, aber hier bekommen wir nur Passagierflugzeuge'", erinnert sich der Australier.
© xpbimages.com
Mark Webber ist im Hinblick auf die Zukunft der Formel 1 extrem besorgt Zoom Download
Vor allem Regeländerungen wie die Einführung von DRS sind Webber ein Dorn im Auge. Der Australier zieht einen Vergleich: "Wenn man sich Sportarten wie Fußball oder Tennis auf dem höchsten Level ansieht, dann hat sich dort (in der Geschichte; Anm. d. Red.) kaum etwas geändert. Wäre Messi glücklicher, wenn man die Tore beim Fußball größer machen würde? Vermutlich nicht, denn er besitzt die Fähigkeiten."
"Leider erwarten die Leute heute 20 Überholmanöver pro Grand Prix. Das ist jetzt der Standard. Ich denke, dass wir mit weniger Überholmanövern und dafür mehr Qualität ebenfalls auskommen würden. Es ist absolut nicht die Schuld die Fahrer, sie müssen einfach damit klarkommen", sagt Webber und erklärt: "Ich spreche hier für die Piloten, die in der Startaufstellung vorne stehen, denn sie können nicht sagen, was sie wirklich empfinden."
Formel 1 zu langsam und zu komplex?
Auch mit den Pirelli-Reifen, die die Piloten teilweise ab der ersten Runde schonen müssen, konnte sich Webber nie anfreunden. Er erklärt, dass die Fahrer dadurch nicht mehr ans Limit gehen können, wie es beispielsweise noch Mitte der 2000er Jahre war. "Montoya hätte Seb (Vettel) in Malaysia vielleicht dreieinhalb mal überrundet", behauptet Webber provokativ und erklärt: "Früher ging es im hinteren Teil der Strecke in Malaysia darum, dass man Eier zeigen und fit sein musste. Heute geht es darum, die Reifen zu sparen."
Fotostrecke: Die 10 erfolgreichsten Piloten ohne WM-Titel
Platz 10: Jacky Ickx gewinnt im Laufe seiner Karriere satte sechsmal die 24 Stunden von Le Mans. In der Königsklasse bleibt ihm der ganz große Wurf allerdings verwehrt. 1969 wird er Vizeweltmeister hinter Jackie Stewart, ein Jahr später verpasst er den Titel um lediglich fünf Punkte an den zuvor tödlich verunglückten Jochen Rindt. Gesamtbilanz: Acht Siege, zwei Vizeweltmeisterschaften. Fotostrecke
"Dass es jetzt Funken gibt, ist vielleicht die beste Änderungen der vergangenen fünf Jahre", sagt Webber etwas sarkastisch und verweist auch auf Rekordchampion Michael Schumacher, der die Formel 1 Ende 2006 verließ und 2010 noch einmal für drei Jahre zurückkehrte. "Michael war sehr enttäuscht, als er zurückkehrte. Natürlich war er nicht auf seinem Höhepunkt, aber er war enttäuscht, weil das Racing nicht mehr so war wie früher", verrät der Australier.
Formel 1 muss Fans und Fahrer "umhauen"
"All diese unübersichtlichen Änderungen bei den Regeln, den Strafen oder den Token - Wen interessieren die? Wenn du Teil des Sports bist, dann denkst du, dass das wichtig ist. Aber außerhalb interessiert es die Leute einfach nicht. Sie wollen gute Autorennen sehen, bei denen die besten Kerle gegeneinander kämpfen", so seine simple Erklärung. "Die Formel 1 sollte 15 Sekunden schneller als jede andere Kategorie sein", findet Webber, der fordert, dass die Formel 1 die Fans "umhauen" muss.
So müsse man die Autos auch noch "fünf Kilometer abseits der Strecke" hören und vor allem die Leistung der Wagen deutlich erhöhen. "Vielleicht sollten wir mit einem WEC-Auto an einem Formel-1-Rennen teilnehmen. Vielleicht würden wir sogar punkten, obwohl wir 250 Kilogramm schwerer sind", so eine weitere provokante These Webbers.
Zu guter Letzt fordert der 38-Jährige Autos, die wieder schwieriger zu kontrollieren sind. So dürfe es seiner Meinung nach nicht passieren, dass selbst ein 17-Jähriger wie Max Verstappen keine Probleme mit seinem Boliden habe. "So sollte die Formel 1 nicht sein. Die Autos sollten einem Respekt abverlangen. Wenn man so ein Auto in der Garage zum ersten Mal aufwärmt, dann sollte man denken: 'Verdammt nochmal!'", so Webber. Manchen Formel-1-Fans dürfte der Australier mit seinen Aussagen aus der Seele sprechen.