Grand Slam Europe: Drittes Auto mit prominenten Gaststars?
Bernie Ecclestone macht Nägel mit Köpfen: Schon 2015 könnte es in der Formel 1 fünf Grand-Slam-Rennen geben - Nebeneffekt: Mehr Geld für die kleinen Teams
(Motorsport-Total.com) - Erst am vergangenen Wochenende hat Chefvermarkter Bernie Ecclestone am Rande des Grand Prix von Malaysia seine alte Idee von einem "Grand Slam" in der Formel 1 wieder aufgewärmt: "Wimbledon oder einen anderen Grand Slam möchte niemand verpassen. Und die verdienen alle einen Haufen Geld."
Was dahinter steckt: Ähnlich wie im Tennis (Grand-Slam-Turniere in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York) sollen in der Königsklasse des Motorsports fünf Grands Prix einen besonderen Status erhalten. Innerhalb der Strategiegruppe wurden dafür die Rennen in Barcelona (Spanien), Monte Carlo (Monaco), Spielberg (Österreich), Silverstone (Großbritannien) und Monza (Italien) ausgewählt.
Für die Top 3 eines jeden Grand-Slam-Rennens gibt es zwar weder zusätzliche WM-Punkte noch zusätzliches Preisgeld, dafür aber Medaillen in Gold, Silber und Bronze. Und die fünf Grands Prix werden separat gewertet, sodass beim Europafinale am 6. September in Monza ein Gesamtsieger gekürt wird. Ein Konzept, das an die Vierschanzentournee im Skispringen erinnert: Auch dort werden vier Wettkämpfe separat als Tournee gewertet, zählen aber gleichzeitig zum Gesamtweltcup.
Medaillen, Preisgeld, "Bernie-Trophy"
Für die drei bestplatzierten Fahrer der Grand-Slam-Gesamtwertung gibt es ein von Bernie Ecclestone (beziehungsweise den Inhabern der kommerziellen Rechte) ausgeschüttetes Preisgeld in der Höhe von fünf, drei beziehungsweise einer Million US-Dollar. Der Gesamtsieger erhält außerdem eine "Bernie-Trophy" aus purem Gold. Das nimmt Anleihen beim fast vergessenen "Bernie-Award", der schon vor vielen Jahren zwischenzeitlich vergeben wurde, damals als eine Art "Formel-1-Oscar".
Ecclestone schlägt damit mehrere Fliegen mit einer Klappe: Durch den Grand Slam Europe soll den zuletzt sinkenden TV-Zuschauerzahlen entgegengewirkt werden, indem es eine erste Gesamtwertungs-Entscheidung schon im September und nicht erst Ende November beim Saisonfinale in Abu Dhabi gibt. Und er wertet fünf Europarennen in ihrer Bedeutung auf - mutmaßlich, um ihnen in Zukunft höhere Veranstaltungsgebühren abknüpfen zu können.
Aufgewertet werden sollen diese Rennen in Glamour-Faktor und Rahmenprogramm, beispielsweise durch ein verändertes Prozedere bei der Siegerehrung, eine hochwertigere Präsentation der Fahrer vor dem Start und vieles mehr. Dazu sind derzeit kaum Details bekannt. Fest steht aber jetzt schon, dass die fünf bestplatzierten Teams der Konstrukteurs-WM der vergangenen Saison bei jeweils einem Rennen einen prominenten Gastfahrer in einem dritten Auto einsetzen müssen.
Felix Baumgartners nächstes Abenteuer?
Wer das bei welchem Grand Prix sein wird, dafür gibt es erste Ideen: MotoGP-Weltmeister Marc Marquez aufgrund seiner Connections zu Honda in Barcelona im McLaren, Ralf Schumacher in Monte Carlo im Mercedes-Silberpfeil, Stratosphären-Springer Felix Baumgartner in Spielberg im Red Bull, Susie Wolff in Silverstone im Williams und Motorrad-Legende Valentino Rossi in Monza im Ferrari. Da diese Gaststars außer Konkurrenz antreten, ist auch keine FIA-Superlizenz erforderlich.
Fotostrecke: Grand Slam Europe: Mögliche Fahrer
Für die McLaren-Nominierung gibt es einen offensichtlichen Kandidaten: MotoGP-Weltmeister Marc Marquez. Am 1. Juni 2014 sagte er anlässlich eines Besuchs seines Kumpels Fernando Alonso (der inzwischen für McLaren fährt) über die Formel 1: "Eines Tages würde ich es gern versuchen." Was wäre naheliegender, als den Spanier beim Grand Prix in Barcelona in den dritten McLaren zu setzen, der bekanntlich von Pferdestärken seines MotoGP-Arbeitgebers Honda befeuert wird? Fotostrecke
Der Vorschlag der Strategiegruppe soll mittels Fax-Abstimmung nächste Woche von Formel-1-Kommission und FIA-Motorsport-Weltrat abgesegnet werden. Eine praktische Umsetzung ist schon für die laufende Saison angesetzt - zunächst als Testballon. Funktioniert das Grand-Slam-Konzept und steigt das Interesse an der Formel 1 dadurch tatsächlich, könnten sowohl die betroffenen Grand-Prix-Veranstalter als auch die TV-Stationen ab 2016 kräftiger zur Kasse gebeten werden.
Das liegt letztendlich auch im Interesse der Teams, denn die zusätzlich generierten Mehreinnahmen sollen nicht an die Inhaber der kommerziellen Rechte fließen, sondern zu 100 Prozent an die Rennställe - und zwar nicht nach einem komplexen Erfolgsschlüssel, wie das bei allen anderen FOM-Einnahmen der Fall ist, sondern völlig gleichberechtigt. Auf diese Weise könnten durch den Grand Slam letztendlich auch die finanziellen Sorgen der kleineren Teams gelindert werden.