Red-Bull-Teamchef: "Wollen Mercedes unter Druck setzen"

Red-Bull-Teamchef Christian Horner erwartet in der Formel-1-Saison 2015 einen engeren Kampf mit Mercedes: Eine neue Ära ohne Sebastian Vettel

von Roman Wittemeier · 31.01.2015 09:06

(Motorsport-Total.com) - Red Bull möchte in der Formel-1-Saison 2015 wieder um die WM-Krone kämpfen können. Nach dem Wechsel von Sebastian Vettel zu Ferrari und der neuen Aufgabenverteilung innerhalb des Teams läutet man in Milton Keynes eine neue Ära ein. Rob Marshall steht neuerdings in der technischen Verantwortung, im Cockpit sollen Daniel Ricciardo und Youngster Daniil Kwjat die möglichen Qualitäten des neuen Red Bull RB11 in Erfolge umsetzen.

Christian Horner ist sicher: Red Bull kann in der Saison 2015 zu Mercedes aufschließen

"Es wird eine neue Ära im Team", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Ich denke, wir haben ein aufregendes und sehr dynamisches Fahrerduo. Die Qualitäten von Daniel Ricciardo kennen wir. Er war im vergangenen Jahr einer der herausragenden Piloten." Der Australier, der gerade einmal drei volle Formel-1-Saisons als Erfahrung auf dem Buckel hat, bekommt nun einen noch weniger erfahrenen Piloten an seine Seite: Daniil Kwjat wird nach nur einem Jahr bei Toro Rosso nun Vettel-Nachfolger im Team.

"Wir halten Daniil Kwjat für ein ganz besonderes Talent. Er hat die GP3-Meisterschaft gewonnen, ist anschließend zu Toro Rosso aufgestiegen. Er bringt den nötigen Speed mit, auch die Entschlossenheit und den Willen - all die Dinge, auf die wir großen Wert legen", lobt Horner seinen Neuzugang aus Russland. "Als klar war, dass Sebastian zu Ferrari gehen würde, da war Daniil die logische Wahl."

Großes Vertrauen in Youngster Daniil Kwjat

"Diese Jungs sind durch die Formelklassen marschiert, waren im Nachwuchsprogramm und einige Zeit als Testfahrer dabei. Sie sind jung, motiviert, hungrig, intelligent und unglaublich schnell. Die beiden werden sich gegenseitig antreiben", ist der Red-Bull-Teamchef sicher. Bei den bevorstehenden ersten Testfahrten in Jerez (1.-4. Februar) wird zunächst der "alte Hase" Ricciardo im neuen RB11 fahren dürfen.

Red Bull muss sich vor der Saison 2015 nicht nur auf ein neues Fahrerduo einstellen. Die Technikabteilung wurde erheblich umgestellt. Stardesigner Adrian Newey zieht sich halb zurück, er überlässt anderen Ingenieuren das Tagesgeschäft. "Adrian tritt etwas aus dem Rampenlicht, er kümmert sich nun auch um unseren neuen Technologiezweig, den wir im vergangenen Jahr neu aufgebaut haben", sagt Horner. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2014 sei dieser Schritt vollzogen worden.

"In Erwartung dessen haben wir zuvor einen Stab mit erfahrenen Technikern aufgestellt. Diese Gruppe wird von Rob Marshall angeführt, der somit einen Teil der Verantwortlichkeiten von Adrian übernommen hat", erklärt der britische Teamboss, der vor wenigen Monaten angeblich ein Angebot von Mclaren erhalten hatte. "Adrian spielt aber immer noch eine aktive Rolle und wirkt im Tages- und Wochengeschäft direkt im Team mit."

Zusammenarbeit mit Renault wurde intensiviert

"Unser Ziel 2015 ist es, die Lücke zu Mercedes weiter zu schließen. 2014 waren wir das einzige Team neben Mercedes, das Rennen gewinnen konnte. Daniel Ricciardo hat für uns drei Grands Prix gewonnen. Wir wollen Mercedes nun möglichst stark unter Druck setzen", legt Horner die Marschroute für die bevorstehende Saison fest. "Der Zeitplan für die Vorbereitung der Autos pünktlich zum ersten Test ist sehr eng. Aber das ist ganz normal in unserem Team. Wir gehen immer ans Limit. Wenn man nicht ans Limit geht, dann hat man nicht alles versucht."


Fotos: Red Bulls Medientag auf Skiern


"Renault hat erhebliche Fortschritte gemacht. Das ist wichtig, denn dort lag im vergangenen Jahr eine unserer Schwächen. Hoffentlich können wir gleich zu Beginn näher an Mercedes dran sein als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres", erklärt der Red-Bull-Rennleiter. "Die Partnerschaft mit Renault ist enger geworden. Renault legt den Fokus auf uns, wir bringen uns mit unseren Leuten mehr ein. Das führt dazu, dass zwischen Antriebs- und Motorenseite eine viel enger Bindung herrscht. So muss es sein. In gemeinsamer Arbeit mit Renault können wir vorankommen."

"Ich bin sicher, dass wir Mercedes näher kommen können. Ob wir auf dem gleichen Level fahren können, das ist die große Frage. Sie haben im vergangenen Jahr die Messlatte sehr hoch gelegt. Sie sind die Favoriten. Wir wissen aber, was wir tun müssen, um dorthin zu kommen", so Horner. "Ob wir sie packen können, weiß ich nicht. Das können wir erst am Ende der Saison sagen. Mit den neuen Möglichkeiten zur Entwicklung des Antriebs während der Saison sollte es uns gelingen, im Verlauf des Jahres näher zu kommen."