• 23. Dezember 2014 · 08:44 Uhr

Ross Brawn: Silverstone 1994 war ein Missverständnis

Ex-Benetton-Technikchef Ross Brawn blickt zurück auf den Grand Prix von Großbritannien 1994 und erklärt die Vorgänge an der Boxenmauer

(Motorsport-Total.com) - Silverstone 1994. Für Michael Schumacher ein schwarzer Tag. Und das nicht nur aufgrund der schwarzen Flagge, die ihm während des Rennens gezeigt wurde. Der Grund dafür: Der Deutsche hatte in der Aufwärmrunde Williams-Pilot Damon Hill überholt und ist ein paar Kurven lang vor ihm gefahren, was verboten war. Daraufhin bekam Schumacher eine Fünf-Sekunden-Strafe, die er anfangs nicht beachtete. Schließlich sah sich die Rennleitung gezwungen dem Benetton-Piloten die schwarze Flagge zu zeigen, was eine Disqualifikation bedeutet. Schumacher ignorierte auch dieses Zeichen und fuhr das Rennen auf Platz zwei zu Ende.

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Silverstone 1994: Verwirrung auf der Strecke und an der Benetton-Box Zoom Download

Dies sollte nicht ohne Konsequenzen bleiben. FIA-Präsident Max Mosley bestrafte Benetton-Teamchef Flavio Briatore und Schumacher mit einer Geldbuße von 500.000 Dollar, einer Sperre für zwei Rennen (Hockenheim und Ungarn) und der Aberkennung der sechs Punkte aus dem Silverstone-Rennen. Ross Brawn, der damals Technikchef bei Benetton war, erinnert sich bei 'auto motor und sport' an das Rennen und resümiert: "Das war ein komplettes Durcheinander."

Brawn kann sich noch gut daran erinnern, wie ein Funktionär die Entscheidung der Rennleitung zur Boxenmauer brachte. Auf dem Blatt Papier stand geschrieben: "Zehn Strafsekunden." Man unterlag anschließend dem Irrglauben, dass diese Zeitstrafe nach dem Rennen zu Schumachers Endzeit addiert wird. Plötzlich hielt der Rennleiter Schumacher "die schwarze Flagge vor die Nase". Tom Walkinshaw, damaliger Chefingenieur, rannte zur Rennleitung um die Vorgänge aufzuklären. Man sagte ihm, dass Schumacher seine Stop-and-Go-Strafe nicht regelkonform absaß, daher die Disqualifikation.

Brawn: Rennleitung hat Fehler eingesehen

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Brawn und Schumacher: Auch später bei Ferrari ein erfolgreiches Duo Zoom Download

"Tom zeigte den Sportkommissaren den Zettel, wo etwas anderes draufstand. Sie haben ihren Fehler eingesehen und ihn gebeten, Michael für eine Stop-and-Go-Strafe reinzuholen. Das haben wir dann gemacht", führt Brawn weiter aus.

FIA-Verantwortlicher Herbie Blash habe daraufhin einen Report geschrieben, dass man bei Benetton die schwarze Flagge ignoriert hätte. Brawn kontert: "Aber hätten wir dem Folge geleistet, was wäre dann passiert? Wir hätten den Sportkommissaren den Zettel gezeigt, die hätten ihren Fehler eingesehen, aber unser Rennen wäre kaputt gewesen." Er gibt aber auch zu, dass das Verhalten vonseiten des Teams falsch war, immerhin sei das Nichtbeachten der schwarzen Flagge ein "signifikantes Vergehen".

Zunächst wurde man für ein Rennen gesperrt - das darauffolgende war der Heim-Grand-Prix von Schumacher in Hockenheim. Brawn gibt zu, dass man sogar ganz froh gewesen ist, dort nicht fahren zu müssen, da der Motor des Benetton für den Kurs in Deutschland nicht optimal war.

"Das zeigt, wie politisch dieses Jahr war."Brawn über die Strafe
Doch vonseiten des Veranstalters wurde Druck ausgeübt: "Sie hatten Angst, dass die Fans ihnen die Bude niederbrennen, wenn Michael bei seinem Heim-Grand Prix nicht fährt", erzählt der Brite. Man versicherte dem Team, dass Schumacher unter Berufung fahren dürfe. Und man ging schließlich in Berufung: "Wir haben uns darauf eingelassen. Mit dem Ergebnis, dass wir bei der Berufungsverhandlung für zwei Rennen gesperrt wurden. Das zeigt, wie politisch dieses Jahr war." Brawn glaubt, dass man so mit aller Macht versucht hat die Weltmeisterschaft spannender zu gestalten.
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