"Nicht rentabel": Wolff votiert gegen drittes Auto
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff spricht sich gegen Ecclestones Vorschlag aus, drei Autos pro Team einzusetzen: Schlecht für Sport und Portemonnaie
(Motorsport-Total.com) - Der Formel 1 droht mal wieder eine Revolution. Berichten zufolge soll sich im kommenden Monat entscheiden, ob die Königsklasse 2015 mit drei Autos pro Team anrücken wird. Sauber, Caterham und Marussia sollen mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben, und wenn die drei Teams kollabieren, stünde die Formel 1 nur noch mit acht Teams und 16 Autos da. Eine Notfallregelung soll für diesen Umstand bereits existieren.
"Es gibt eine Regel, die besagt, dass wenn der Grid unter 20 Autos fällt, bestimmte Teams das Feld mit einem dritten Auto füllen würden", erklärt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Damit diese Regelung greift, würde es ausreichen, wenn zwei Teams das Handtuch werfen. Auch wenn der Österreicher nicht an dieses Szenario glaubt, würde er es im Notfall akzeptieren: "Wenn es passieren würde, dann wäre das ein gutes Hilfsmittel, um das Feld aufzufüllen", sagt er.
Allerdings ist man bei den Silberpfeilen nicht unbedingt heiß darauf, dass eventuell bald acht Teams drei Autos einsetzen könnten. Zwar könnte Mercedes in der aktuellen Form eventuell sogar Dreifacherfolge einfahren, doch gut für den Sport wäre es nicht, meint Wolff: "Wir wollen der Formel 1 nicht schaden, indem die Topteams plötzlich drei Autos einsetzen könnten und die Mittelfeldteams Probleme bekommen würden", sagt er.
Kosten höher als Einnahmen?
Wie viel Mehraufwand das bedeuten würde, hat der Franzose allerdings noch nicht errechnet: "Das tun wir, wenn wir darum gebeten werden sollten, ein drittes Auto einzusetzen", betont er. Auch bei Mercedes hat man die genauen Kosten noch nicht kalkuliert, doch Toto Wolff stellt eine grobe Schätzung auf: "Wenn man es ordentlich angeht, dann wären es 20 bis 25 Millionen Pfund (rund 25 bis 32 Millionen Euro; Anm. d. Red.)." Sein Fazit: "Selbst wenn man einen sehr guten Bezahlfahrer hätte, würde es die Rechnung nicht bezahlen."
"Wenn sie ein Team mit zwei Autos mit 100 Millionen Euro laufen hat, wie kann man dann ein drittes Auto bauen und die Motoren bezahlen? Motoren kosten für zwei Autos 20 Millionen. Mit Rabatt kommt man beim dritten Auto vielleicht auf fünf Millionen - nur für den Motor", schätzt er. "Man muss ihn kaufen, fahren, transportieren. Dann hat man Getriebe...nein", so das Fazit des Motorsportchefs, der aber einsieht, dass die Kalkulationen bei kleineren Teams anders sind als bei Topteams wie Ferrari, Red Bull oder Mercedes.
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Und so bleibt das Thema drittes Auto (vorerst) nur theoretischer Natur. Offiziell sehen die Verantwortlichen der Teams derzeit keinen Handlungsbedarf in Sachen drittes Auto. Aktuell sind mit 22 genügend Autos in der Königsklasse vertreten, zudem wird mit Haas ab 2016 ein weiterer Neueinsteiger in die Serie kommen und das Feld auf 24 boosten - vorausgesetzt kein anderes Team verlässt die Formel 1. "Wir haben keinerlei Diskussionen darüber", versichert Boullier.
Offene Fragen bleiben
Doch mit Sicherheit wird es diese geben, sollte das Thema akuter werden. Denn schon jetzt stellen sich die Teams viele Fragen: Wer darf alles ein drittes Auto einsetzen? Wird das Auto vielleicht eine andere Farbe tragen? Müsste man den Boliden vielleicht mit einem Rookie besetzen? Wolff grübelt: "Das könnte für die Formel 1 sehr aufregend sein." Doch für den Österreicher sind das erst einmal Details, über die man sich verständigen müsste. Aktuell sieht auch er kein drittes Auto kommen.
Und derzeit hat das Team auch mit zwei Fahrern alle Hände voll zu tun. Nico Rosberg und Lewis Hamilton liefern sich einen engen Fight um die Meisterschaft. Mit einem dritten Mercedes auf Augenhöhe, wäre wohl noch mehr Chaos vorprogrammiert. "Double Trouble" (zu Deutsch: doppelter Ärger), grinst Hamilton darauf angesprochen, wie es denn wäre, wenn er neben Rosberg noch einen zweiten Teamkollegen hätte.
Auch der Weltmeister von 2008 hätte es lieber, wenn die Formel 1 weiter bei zwei Autos pro Team bleibt, denn ihm sind mehr Teams lieber: "Auch wenn sie nicht so schnell sind wie wir, gibt es viele Angestellte in den Teams, die trotzdem einen großartigen Job gemacht haben", sagt er. Auch das Personal im Hinterfeld mache seine Arbeit und genieße den Job in der Königsklasse. "Meine Sorge wäre, dass diese Leute ihre Jobs verlieren würden."
Und so wäre es wohl das Beste für die Formel 1, wenn die Drei-Auto-Regel niemals greifen muss, weil es weiterhin elf gesunde Teams in der Königsklasse gibt - plus eventuelle Neueinsteiger wie Haas, die das Feld auf die Maximalzahl der 26 Teilnehmer drücken. Doch das wäre erst einmal nur Bonus. Boullier ist zumindest optimistisch: "Noch sind wir weit davon entfernt, dass wir nur wenige Teams in der Startaufstellung haben. Und wir wünschen es uns ja nicht, dass wir Rennställe verlieren."