• 20. September 2014 · 22:55 Uhr

Funkverbot: Fahrer finden's okay, es sei denn...

Wie weit darf das Funkverbot gehen? Aktuell haben die Formel-1-Piloten kein Problem damit, allerdings fürchten sich einige bereits vor weiteren Einschränkungen

(Motorsport-Total.com) - Das umstrittene Funkverbot sorgt noch immer für viel Gesprächsstoff. Zwar ist das Verbot vorläufig nicht so extrem ausgefallen, wie die FIA es zunächst geplant hatte, doch viele Fahrer fürchten, dass der Weltverband 2015 tatsächlich ernst machen und den Funkverkehr noch weiter einschränken wird. In der aktuellen Form sorgt das Verbot allerdings noch nicht für Schweißperlen auf der Stirn der Piloten.

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Rob Smedley glaubt, dass sich auch sein Job in Zukunft gewaltig verändern wird Zoom Download

"Was sie gemacht haben ist in Ordnung", findet beispielsweise Williams-Pilot Felipe Massa und erklärt: " Wir können so arbeiten, das ist kein Problem. Schwierigkeiten gibt es dann, wenn es um technische Sachen geht, von denen der Fahrer nichts versteht. Man kann nicht auf gut Glück fahren und hoffen, dass man alles richtig macht."

"Oder vielleicht ändert sich etwas am Auto, was man nicht bemerkt. Man kann die Temperatur und viele andere Sachen ja nicht sehen. Dann kann man einen schweren Unfall haben. Das hätte ich nicht akzeptieren können. Wenn sie das im nächsten Jahr ändern wollen, dann müssen sie einige Sachen ändern, um es einfacher zu machen. Ansonsten wird es schwierig sein, das zu akzeptieren", fordert Massa.

Smedley fordert mehr Zeit

Seine Bedingung an die FIA: "Sie müssen die Systeme einfacher machen. Es ist nicht nur unser Team, ich denke, das sehen alle hier so. Unser Auto ist sehr kompliziert, denn es ist so technisch und besteht aus so vielen Komponenten. Es gibt nicht nur den Motor, das Chassis und das Getriebe. Es gibt viele Batterien und solche Dinge, von denen wir keine Ahnung haben, wie sie funktionieren."


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In dieser Hinsicht pflichtet ihm auch sein Chefingenieur Rob Smedley bei. "Wir müssten die Fahrer darauf trainieren. Nicht nur im Simulator, sondern auch bei den Wintertests. Auch wir an der Boxenmauer müssten unsere Arbeitsweise ändern", sagt Smedley und erklärt: "Wir sprechen hier von 50 Leuten, die sich mit einem extrem kompliziertes Formel-1-Auto beschäftigen. Das kann man nicht in vier Tagen ändern."

"Gebt uns mehr Zeit, dann bekommen wir das hin", ist sich der Brite allerdings sicher. Für die Zwischenzeit habe man seiner Meinung nach "einen guten Kompromiss gefunden." Vielleicht sogar einen zu extremen Kompromiss? "Für unseren Funkverkehr macht das überhaupt keinen Unterschied. Wir haben nichts verändert, weil wir gar kein Coaching haben", sagt beispielsweise McLaren-Pilot Jenson Button.

Piloten sehen's (noch) unkritisch

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Jenson Button gehört zu den Piloten, für die sich aktuell noch nichts geändert hat Zoom Download

"Wir kriegen diese Informationen, wenn wir zurück in der Box sind. Das ist viel einfacher für uns. Du siehst es auf einem Blatt Papier und kannst dann entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. Für mich hat sich also nichts verändert", betont der Weltmeister von 2009. Auch für Sergio Perez hat es "keine große Rolle gespielt. Vielleicht mag es da etwas Technisches geben, aber in Sachen Fahren macht es keinen Unterschied."

"Für mich ist es in Ordnung, dass man uns nicht mehr sagen darf, wie wir das Auto zu fahren haben", erklärt auch Buttons Teamkollege Kevin Magnussen und ergänzt: "Wir sind Rennfahrer und werden bezahlt, das Auto zu fahren. Dann sollten wir auch dazu in der Lage sein, genau das zu tun - ohne Hilfe. Es ist schon okay."

"Wir sind Rennfahrer und werden bezahlt, das Auto zu fahren. Dann sollten wir auch dazu in der Lage sein."Kevin Magnussen
Der Däne glaubt daher auch nicht, dass das Verbot für die Testfahrer zu einem Problem werden wird: "Als Ersatzfahrer lernst du am meisten, wenn du bei den Testfahrten dabei bist. Und da sollte es ja weiterhin erlaubt sein, Informationen und Anweisungen über Funk durchzugeben. Das hilft natürlich, wenn du im Auto sitzt und gewisse Dinge ausprobierst. Ich glaube nicht, dass es ein großes Problem für Neulinge darstellen wird."

Und was passiert im Rennen?

Doch wie wird sich das Funkverbot im Rennen auswirken? In Monza überhitzten zuletzt beispielsweise die Bremsen von Valtteri Bottas. Er konnte das Rennen nur beenden, da er die Anweisung bekam, die Bremsbalance zu verstellen. Smedley glaubt allerdings nicht, dass das neue Verbot gewisse Grauzonen schafft. Er erklärt: "Wir dürfen die Sachen, die die Performance betreffen, nicht mit Aspekten der Sicherheit vermischen."

"Wenn wir morgen im Rennen die gleiche Situation hätten - und es handelt sich um eine Frage der Sicherheit - dann dürften wir ihm das natürlich sagen. Wir dürften Valtteri aber nicht sagen, dass Felipe in der Parabolica zehn Meter später bremsen kann, und dass er deshalb die Bremsbalance nach hinten verstellen soll. Wenn wir der FIA beweisen könnten, dass wir die Bremsen überhitzen, dann wäre das kein Problem."

Im Qualifying hat es für Smedley sowieso "absolut keinen Unterschied gemacht. Die FIA war da zum Glück sehr vorsichtig. Der Grund, warum sie diese Sachen ändern wollen, war relativ klar. Ich bin zwar kein TV-Experte, aber offensichtlich schalten die Zuschauer ab, wenn sie hören, dass ein Fahrer Tipps bekommt." Daher wäre der Brite auch bereit, das Verbot auszuweiten, wenn sein Team genug Zeit zur Umsetzung erhält.

"Wenn sie uns genug Zeit geben, dann kümmern wir uns darum."Rob Smedley
"Wenn sie uns genug Zeit geben, dann kümmern wir uns darum. Aber wir hatten nicht das Gefühl, dass vier Tage ausreichend waren. Wir brauchen eher vier oder fünf Monate", erklärt Smedley und ergänzt: "Wir bräuchten zunächst ein größeres Dashboard, das mehr Informationen anzeigen kann. Außerdem müssten wir mit der FIA arbeiten, um zu klären, was wir an das Dashboard senden dürfen."

Es gibt also noch immer viele Fragen, die bis zur kommenden Saison geklärt werden müssen. Solange wird es weiterhin die "abgespeckte" Version des Verbots geben, die für die meisten Fahrer allerdings offenbar gar keinen Unterschied macht. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob einige Piloten ihre Meinung nach dem Rennen am Sonntag eventuell ändern werden.

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