• 19. August 2014 · 10:51 Uhr

1998: Ein Belgien-Grand-Prix für die Ewigkeit

Ardennen-Spektakel: Der größte Massenunfall der Formel-1-Geschichte, ein Kampf zwischen Schumacher und Coulthard und der allererste Grand-Prix-Sieg von Jordan

(Motorsport-Total.com) - Stallorder, Boxentumulte, ein Überraschungssieger und der größte Unfall der Formel-1-Geschichte: Der Große Preis von Belgien 1998 hatte alle Zutaten, um sich auch 16 Jahre später noch voll Begeisterung daran zurückerinnern zu können. Im viertletzten Rennen der Saison sollte alles auf das Duell zwischen Michael Schumacher und Mika Häkkinen hinauslaufen, die in der Meisterschaft nur durch sieben Punkte getrennt waren, doch am Ende sollte keiner von beiden Spa glücklich verlassen.

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Für Jordan endet das aufregende Wochenende in kollektivem Jubel Zoom Download

McLaren-Pilot Häkkinen reist als Führender in die Ardennen, das Wohnzimmer von Michael Schumacher, der bereits die vergangenen drei Grand Prix hier gewinnen konnte und 1992 seinen allersten Formel-1-Sieg an Ort und Stelle feiern durfte. Doch im Qualifying ist es der Finne, der vor Teamkollege David Coulthard die Pole erobern kann. Schumacher muss sich hingegen sogar Jordan-Pilot Damon Hill geschlagen geben und wird am Samstag mit 1,345 Sekunden Rückstand nur Vierter.

Der Rennsonntag begrüßt die 22 Piloten mit einer wahren Regenflut. Doch trotz der widrigen Bedingungen entscheidet sich die Rennleitung dafür, den Grand Prix nicht hinter dem Safety-Car zu starten, dabei ist Spa damals viel gefährlicher und berüchtigter gewesen als heute. Die meisten Auslaufzonen umfassen noch ein tiefes Kiesbett, und einen großen Parkplatz neben der ersten Kurve, La Source, gibt es auch noch nicht.

Einen Vorboten der Gefährlichkeit gibt es bereits im Freien Training am Freitag, als Weltmeister Jacques Villeneuve (Williams) ausgangs der Eau Rouge mächtig in die Reifenstapel abfliegt, dabei allerdings unverletzt bleibt. Mit dem Ersatzauto qualifiziert sich der Kanadier auf Startplatz sechs. Auch Mika Salo (Arrows) erwischt es noch vor dem Rennen in Eau Rouge heftig, doch auch der Finne kann starten.

Der größte Crash der Formel-1-Geschichte

Doch die Eau Rouge sollte im weiteren Verlauf des Wochenendes keine große Rolle mehr spielen. Vielmehr ist die La Source Auslöser einer Karambolage, die als größter Massenunfall der Formel-1-Geschichte in die Historie eingeht. Am Start kommt Pole-Mann Häkkinen gut weg, dahinter reihen sich Blitzstarter Villeneuve, Schumacher und Giancarlo Fisichella (Benetton) ein - ihr Glück! Denn dahinter kommt es zum großen Chaos.


Massenunfall in Belgien 1998

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Auf dem Weg in die Eau Rouge biegt Coulthards McLaren plötzlich nach rechts ab, knallt gegen die Mauer und schießt über die Strecke zurück. Durch die Gischt kann kaum ein Fahrer der gewaltigen Kollision ausweichen. 13 Autos sind nach der Massenkarambolage nur noch Schrott: Neben Coulthard erwischt es auch Eddie Irvine (Ferrari), Alexander Wurz (Benetton), Rubens Barrichello (Stewart), Johnny Herbert (Sauber), Olivier Panis (Prost), Jarno Trulli (Prost), Mika Salo (Arrows), Pedro Diniz (Arrows), Tora Takagi (Tyrrell), Ricardo Rosset (Tyrrell), Jos Verstappen (Stewart) und Shinji Nakano (Minardi).

Das Rennen wird für fast eine Stunde unterbrochen, während das Trümmerfeld beseitigt wird. Aufgrund der damaligen Regularien wird der zweite Start in der Reihenfolge des ersten Starts ausgetragen, auch die involvierten Fahrer können in das Ersatzauto springen und wieder teilnehmen. Für Salo, Rosset und Panis ist der Tag da allerdings bereits vorbei, da jedem Team nur ein Ersatzwagen zur Verfügung steht. Auch Barrichello startet nicht mehr, nachdem er sich am Ellenbogen verletzt hat. Irvine startet hingegen trotz Knieschmerzen erneut.

"Schumi" brennen die Sicherungen durch

Auch als die Ampel das zweite Mal auf Grün schaltet, bleibt es turbulent. Hill setzt sich mit seinem Jordan in Führung, Häkkinen verteidigt sich in der ersten Kurve gegen Schumacher, der außenherum am Finnen vorbeigeht. Doch dabei dreht sich der WM-Führende, Herbert kann nicht mehr ausweichen und knallt in den McLaren. Für beide ist das Rennen damit beendet. Derweil berühren sich auch der zweite McLaren von Coulthard und der Benetton von Wurz. Der Österreicher scheidet ebenfalls aus, Coulthard fällt ans Ende des Feldes.

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Michael Schumacher hat ein Rad ab - und knöpft sich dann David Coulthard vor Zoom Download

Für Schumacher ist das die große Chance, die Führung in der Weltmeisterschaft zu erobern und den ersten Titel für Ferrari zu holen. Der Kerpener schnappt sich recht schnell Damon Hill und baut seine Führung im Dauerregen von Spa weiter aus. Der Deutsche sieht nach 24 von 44 Runden bereits wie der sichere Sieger aus, als David Coulthard zur Überrundung ansteht. Auf dem Weg zu Pouhon geht der Schotte vom Gas, bleibt aber auf der Rennlinie. Schumacher sieht den langsamen McLaren zu spät und knallt ihm ins Heck.

Auf drei Rädern schleppt sich Schumacher an die Box zurück, gefolgt vom Schotten, der ebenfalls aufgeben muss. In der Box kommt es dann zum Eklat. Schumacher steigt wütend aus seinem Auto und stürmt in die McLaren-Garage, wo er Coulthard zur Rede stellen will. "Du Scheißkerl wolltest mich umbringen", brüllt er den Schotten an. Nachdem die beiden Fahrer durch Teampersonal voneinander getrennt werden können, stürmt Schumacher zur Rennleitung, doch die sieht keinen Grund zum Handeln.

Stallorder klärt ersten Jordan-Sieg

Coulthard erklärt hinterher, er sei ganz rechts gefahren und habe gewartet, dass Schumacher ihn überholt, bis es einen Schlag auf sein Heck gab. Erst Jahre später gibt Coulthard seinen Fehler zu und erklärt, dass es falsch gewesen sei, auf der Rennlinie zu verlangsamen. Doch das bringt Schumacher die Punkte nicht zurück. Im Nachhinein lässt sich sagen, dass die zehn Punkte den Deutschen auch nicht auf den Thron gebracht hätten, doch wer weiß, wie die Saison noch weiterverlaufen wäre.


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Belgien

Da mit Irvine fast zeitgleich auch der zweite Ferrari nach einem Dreher aus dem Rennen ausscheidet, ist die Bahn für einen Überraschungssieger frei. Die beiden Jordan von Damon Hill und Ralf Schumacher können Kapital aus dem Chaos ziehen und liegen kurz vor dem Ende an der Spitze des noch sechsköpfigen Feldes. Ex-Weltmeister Hill ist auf dem Weg zu seinem 22. und letzten Formel-1-Sieg, doch hinter ihm drängt Ralf Schumacher auf seinen allerersten Triumph.

Das Duell wird schließlich an der Boxenmauer entschieden. Der jüngere Schumacher-Bruder wird angewiesen, den Doppelerfolg des Teams nicht zu gefährden und sich hinter seinem erfahrenen Teamkollegen einzureihen. Widerwillig gehorcht Schumacher und fährt mit weniger als einer Sekunde Rückstand zu Hill und mehr als sieben Sekunden vor Jean Alesis Sauber ins Ziel. Für Jordan ist es der allererste Grand-Prix-Sieg, der ein wahrhaft kurioses Wochenende passend abrundet.

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