• 21. Juni 2014 · 22:22 Uhr

Unfair und gefährlich: Piloten gegen Ampel-Re-Start

Zwar sind sich die Piloten einig, dass man die Show in der Formel 1 verbessern müsse, doch für den stehenden Re-Start sind nur die wenigsten zu haben

(Motorsport-Total.com) - Eine neue Regeländerung sorgt in der Formel 1 für große Diskussionen. Ab der kommenden Saison sollen die Starts hinter dem Safety-Car nicht mehr fliegend sondern stehend erfolgen - heißt: Ampel auf Grün und los geht's. Für mehr Spektakel soll diese Idee sorgen, denn der Start gilt als das aufregendste Element an einem Formel-1-Rennen - warum also nicht mehrere davon abhalten?

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Die Piloten wollen nur einmal pro Rennen zur Startampel schauen müssen Zoom Download

Für die Fans ist dieser Vorschlag sicherlich ein Extraspektakel, doch unter den Fahrern herrscht noch ein geteiltes Meinungsbild über diese Änderung - auch wenn sich fast alle einig sind, dass die Show verbessert werden muss. "Die Safety-Car-Idee ist großartig für die Fans und bietet eine gute Show. Der Start ist sehr aufregend", meint Jenson Button dazu, während auch Nico Hülkenberg findet: "Für Zuschauer und Fans am Fernsehen wird es gut sein, weil das immer der größte Spannungsmoment ist und weil da viel passieren kann."

So weit zu den Pro-Argumenten. Doch abgesehen davon finden die Fahrer viele Argumente dafür, warum dieser Vorschlag nicht unbedingt die allerbeste Idee der Formel-1-Geschichte ist. Argument eins: Der sportliche Vorteil. "Ich bin kein Fan davon. Wenn man führt und dann kommt das Safety-Car, dann ist der Vorsprung weg", merkt Romain Grosjean an. Auch Daniel Ricciardo schlägt in die gleiche Kerbe.


Fotos: Großer Preis von Österreich


"Wenn du das Rennen bisher mit zehn Sekunden angeführt hast und dann das Safety-Car kam, hast du natürlich viel verloren. Aber bei einem stehenden Start ist das Risiko viel höher noch mehr zu verlieren. Das ist, meiner Meinung nach, ein zu großer Nachteil", so der Australier. Und auch Nico Hülkenberg geht dieser Nachteil schon zu weit: "Für Fahrer und Teams ist das natürlich eine zwiespältige Geschichte, denn wenn du das ganze Rennen dominiert hast und dann kommt ein Safety-Car...und dann verlierst du das ganze Resultat."

Problempunkt Sicherheit

Doch die andere Seite der Medaille ist natürlich, dass ein Fahrer in aussichtsloser Position wieder den Anschluss an ein gutes Resultat finden kann, doch bei den Fahrern dominiert doch eher der Fairplay-Gedanke. Zudem hängt bei vielen Piloten auch der Sicherheitsgedanke im Hinterkopf, denn der Start ist auch der gefährlichste Moment eines Rennens, wenn 22 Piloten getrennt von nur wenigen Metern auf die erste Kurve zufliegen.

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Wenn einer quersteht, dann könnte es problematisch werden... Zoom Download

Besonders die Reifen stehen dabei im Fokus der Überlegungen: "Keine Ahnung, ob sie dann Reifenwechsel erlauben oder nicht - wenn nicht, dann wird es mit der Sicherheit kritisch", meint Grosjean. "Die Pneus sind dann vielleicht schon alt und außerdem ausgekühlt", so der Franzose, der damit den Nerv von Button trifft: "Ich finde, dass es da eine Regel zu den Reifen geben sollte. Ich mag die Idee in einer Richtung, aber ich denke auch, dass es für alle schwierig werden könnte, wenn man auf alten Reifen ist und es kalt ist."

Denn das mache das Wegkommen schwierig, und eventuell laufe man Gefahr, dass kurz nach dem Start nicht mehr alle in die gleiche Richtung fahren - weil sich ein Fahrer dreht. "Das könnte Chaos verursachen", so der Brite. Und Nico Hülkenberg macht sich Sorgen um die Technik, die eventuell einen zweiten Start nicht überlegen könnte. So die Meinung über Kupplung & Co.

Alonso ist's egal

Doch zumindest in dieser Sache kann den Fahrern Beruhigung verschafft werden: "Es ist nicht wie früher, als die Kupplungen so fragil waren, dass sie gerade ein Rennen durchgehalten haben. Heute hat jeder ziemlich robustes Material. Man verliert vielleicht etwas Leistung bei einem zweiten Start, aber jeder sitzt im selben Boot", erklärt Williams-Chefingenieur Rob Smedley.

"Meiner Meinung nach geht das zu weit. Warum? Weil ich den puren Rennsport mag."Nico Rosberg
Wenn man nicht im Cockpit sitzt, dann ist ein "Ja" zum stehenden Re-Start scheinbar einfacher zu fällen, doch es gibt auch Piloten, die sehen das ganz pragmatisch: "Meine Meinung ist neutral, ich habe keine Präferenz", sagt Fernando Alonso. "Seit ich im Formelsport bin, wurden die Re-Starts immer fliegend gestartet, aber im Kartsport wird mit Ampel gestartet. Ich habe also beides schon mitgemacht."

Doch der Spanier ist eine Ausnahme. Die meisten anderen tendieren in eine negative Richtung, Nico Rosberg wird sogar ganz deutlich: "Meiner Meinung nach geht das zu weit. Warum? Weil ich den puren Rennsport mag, so wie er in den vergangenen 50 Jahren war. Ich finde, dass so eine große Änderung unnötig ist." Grosjean bringt hingegen den allgemeinen Tenor auf den Punkt: "Wir sollten die Show verbessern, aber vielleicht auf anderem Wege."

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