Villeneuve: Herbe Kritik an "neuer" Formel 1

Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve findet auch nach den einschneidenden Regeländerungen keinen Gefallen an der Formel 1, ganz im Gegenteil...

von Mario Fritzsche · 06.06.2014 09:31

(Motorsport-Total.com) - Vor knapp zwei Wochen gab Jacques Villeneuve ein beachtliches Comeback im Formelauto. Bei den legendären 500 Meilen von Indianapolis kam der Kanadier nach 18 Jahren Pause auf Anhieb wieder ins Ziel. Im Rahmen eines nur für dieses Rennen angesetzten Comeback beendete Villeneuve den Höhepunkt der IndyCar-Saison auf Platz 14 in der Führungsrunde.

Ex-Champ Jacques Villeneuve sieht die Formel 1 mehr denn je auf dem Holzweg

Das Hauptaugenmerk des Indy-500-Siegers und CART-Champions von 1995 sowie Formel-1-Weltmeisters von 1997 liegt nun wieder auf seinen Einsätzen in der Rallyecross-Weltmeisterschaft. Dort ist für Villeneuve im Peugeot-Kundenteam Albatec die Teilnahme an allen noch anstehenden Saisonläufen vorgesehen.

Die Formel 1 verfolgt Villeneuve nur noch am Rande und das, was er da zu sehen bekommt, reißt ihn alles andere als vom Hocker. So werde durch den Wechsel zu Hybrid-Motoren alles versucht, um der Formel 1 einen "grünen" Anstrich zu verleihen. "Ich bin aber nicht der Ansicht, dass das bei allen Fans ankommt", bemerkt Villeneuve gegenüber 'Speedweek' und kritisiert: "Die Autos sind vier Sekunden pro Runde langsamer."

"Von mir aus könnte man den ganzen elektrischen Firlefanz gleich wieder ausbauen."Jacques Villeneuve
Nicht nur der Antrieb als solches ist dem Sohn des legendären Ferrari-Piloten Gilles Villeneuve ein Dorn im Auge. "Von mir aus könnte man den ganzen elektrischen Firlefanz gleich wieder ausbauen", poltert der Weltmeister des Jahres 1997 und wiederholt seine bereits mehrfach geäußerte Kritik an der künstlichen Überholhilfe DRS: "Mir gefallen auch die verstellbaren Heckflügel nicht - die Überholmanöver sind nichts Besonderes mehr."

Dem aktuellen Sound der Formel-1-Boliden kann der Kanadier ebenfalls nichts Positives abgewinnen. Die Leistung der V6-Triebwerke, die immerhin bei knapp 800 PS angesiedelt ist, käme akustisch nicht herüber. So kommt Villeneuve vor dem Hintergrund der einschneidenden Regeländerungen des zurückliegenden Winters zum Schluss: "Die Formel 1 ist auf dem Holzweg. Sie ist gewissermaßen falsch abgebogen."

Trat der 43-jährige Kanadier in den vergangenen Jahren hin und wieder als TV-Experte an Formel-1-Rennwochenenden in Erscheinung, so widmet er sich inzwischen anderen Dingen. Neben seinem Engagement in der Rallyecross-Weltmeisterschaft ist Villeneuve mittlerweile auch unter die Winzer gegangen. Am Rande des Montreal-Wochenendes präsentierte er seinen ersten Rotwein. Dieser trägt den Namen "La Febbre" (das Fieber). Villeneuves Weingut befindet sich in der Toskana. Ex-Formel-1-Weggefährte Jarno Trulli produziert seit Jahren seinen eigenen Wein. Das Gut des Italieners befindet sich in den Abruzzen.