• 12. Mai 2014 · 07:19 Uhr

Die Krux bei Mercedes: Einer ist schneller, der Andere gewinnt

Mercedes beweist es auch ein fünftes Mal: Mit Lewis Hamilton haben sie den klassischen Winner-Typen, mit Nico Rosberg das kompletteste Paket

(Motorsport-Total.com) - "Nico war schon Bahrain schneller", "Nico hatte schon am Samstag das bessere Paket" - am späten Sonntagnachmittag wurde Mercedes-Pilot Lewis Hamilton nicht müde zu erklären, dass sein Teamkollege Nico Rosberg beim Grand Prix von Spanien, dem fünften Rennen der Formel1-Saison 2014, eigentlich den Vorteil auf seiner Seite hatte. Ist das schon taktisches Tiefstapeln oder noch ehrliche Zurückhaltung? Der Brite war jedenfalls zum vierten Mal in diesem Jahr der strahlende Sieger. Daran konnte nicht einmal die ausgeklügelte Taktik von Rosberg etwas ändern.

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Es hat nicht viel gefehlt, und Nico Rosberg wäre vor Lewis Hamilton gelandet Zoom Download

Er mag der schnellere, der taktisch klügere und der am besten abgestimmte Fahrer an diesem Nachmittag gewesen sein, aber die Schwachstelle von Rosberg bleibt in diesem Jahr nach wie vor der Start. "Mein Start war schlecht", gibt er zu. "Das ist eine unserer Schwächen und wir werden versuchen, uns zu steigern." Die erste Attacke auf Hamilton fiel damit schon mal flach. Der Weltmeister von 2008 zog erst einmal davon. "Glücklicherweise verlaufen meine Starts momentan gut", freut er sich. Doch der Konkurrent hatte noch ein Ass im Ärmel.

Auf einer Reifen-fressenden Strecke wir Barcelona, bietet sich stets eine ausgeklügelte und auf die Konkurrenz abgestimmte Boxenstopp-Strategie an. Und während vor dem Rennen noch über Zwei- oder Dreistopp-Taktiken gegrübelt wurde, entschied man sich bei Mercedes zwar einheitlich für erstere Variante, hielt es auf Rosbergs Seite der Garage jedoch für klügere, die härtere Reifenmischung im Mittelstint, und nicht wie Hamilton zum Ende des Rennes zu fahren. "Sobald klar war, dass ich auf Platz zwei lag, entschieden wir uns für die langsamere Strategie. Diese sah die Prime-Reifen für den mittleren Stint vor. So wollten wir Lewis am Ende noch einmal mit den Options angreifen", was offensichtlich aufging.

Falsches Setup macht Hamilton zu schaffen

Zum Reifenvorteil im deutschen Lager kam dann auch noch das besser abgestimmte Auto, denn Hamilton war 66 Runden lang bemüht, den W05 unter Kontrolle zu bekommen: "Ich hatte im Rennen die gleichen Schwierigkeiten mit dem Auto, wie gestern im Qualifying. Ich konnte in den Kurven nicht richtig angreifen, weil das Heck ausbrach und so konnte Nico mich einholen."

Der Druck des näher kommenden Silberpfeils mit der Startnummer 6 und das Kämpfen gegen das Übersteuern brachten Hamilton gar so in Rage, dass er im Funk mit seinem Renningenieur etwas ungeduldig wurde. "Die Kommunikation mit den Ingenieuren ist sehr wichtig", sagt er dazu nach dem Rennen. "Aber sie haben einen guten Job gemacht und wir müssen an der Einstellung des Autos einfach noch arbeiten."

Die 4,8 Sekunden, die Rosberg nach seinem letzten Stopp zurück lag, konnte er auf der weicheren Reifenmischung schnell aufholen und schaffte es in Runde 60, sechs Runden vor Schluss, schließlich ins DRS-Fenster hinter Hamilton. "Es ist die schwierigste Strecke von allen, um den vorausfahrenden Auto nah zu kommen", erklärt er. "Wenn man hinterher fährt, dann verliert man in den langgezogenen Kurven so viel Anpressdruck, dass man kaum ran kommen kann. Es ist mir trotzdem gelungen", und so blieb es bis zur Zielflagge spannend.

Rosberg verliert WM-Führung

"Das Rennen war am Ende extrem knapp und wenn es nur eine Runde länger gegangen wäre, hätte ich versuchen können, Lewis zu überholen", betont Rosberg nach dem Rennen noch einmal. Aber der Grand Prix war nach 66 Runden vorbei und Hamilton überquerte die Ziellinie 0,6 Sekunden vor dem Deutschen. "Es war sehr eng, aber leider nicht eng genug", so Rosberg, und Hamilton fügt hinzu: "Nico fuhr ein fantastisches Rennen und ich hatte Mühe, ihn hinter mir zu halten, aber am Ende gelang es mir dann doch. Ich bin froh, dass ich es schaffe, cool zu bleiben, wenn er mich so unter Druck setzt."

"Wir haben ein unglaubliches Auto und meine Pace war hier wirklich stark. Ich muss einfach noch einen Tick mehr finden, um dies ausnutzen zu können."Nico Rosberg
Damit baute Hamilton seinen Punktestand auf 100 Zähler aus und überholte Rosberg, der mit vier Punkten Vorsprung angereist war und nun mit 97 Zählern 3 Punkte zurückliegt, in der Gesamtwertung. "Natürlich bin ich enttäuscht", gibt Rosberg zu, "aber ich nehme viel Positives von diesem Wochenende mit. Wir haben ein unglaubliches Auto und meine Pace war hier wirklich stark. Ich muss einfach noch einen Tick mehr finden, um dies ausnutzen zu können."

Hamilton ist gewarnt und will sich noch immer nicht auf seinem Vorsprung ausruhen: "Es kann sich auch alles schnell ändern. Das hat man heute gesehen. Wenn das Auto nicht richtig eingestellt ist, ist Nico sofort zur Stelle. Dieses Jahr verlangt mir 100 Prozent meiner Konzentration ab. Es ist aber ein großartiges Gefühl, die Weltmeisterschaft anzuführen."

Wolff: "Das war fantastischer Sport heute Nachmittag"

Der Teamleitung ist es recht, solange sich nur beide Mercedes-Piloten um die WM-Führung streiten. Für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff könnte es im Moment nicht besser laufen: "Das war fantastischer Sport heute Nachmittag. Wir haben zwei unglaubliche Fahrer, die bis zur letzten Kurve der letzten Runde gegeneinander um den Sieg kämpfen können. So war es auch heute. Obwohl sie unterschiedliche Rennstrategien fuhren, lagen sie wahnsinnig eng zusammen. Ihr Zweikampf ist so intensiv und eng, dass ich davon überzeugt bin, dass er sich bis zum letzten Rennen fortsetzen wird."


Fotos: Großer Preis von Spanien


Der Technische Direktor Paddy Lowe freut sich vor allem, dass der Erfolg ohne kritische Momente zwischen den beiden Fahrern ablief: "Beide Autos hatten einen großartigen Start und kamen sauber sowie ohne Zwischenfall durch Kurve eins. Danach war es ein unglaublich enges Rennen zwischen beiden Fahrern, die gemeinsam mit ihren Ingenieuren eineinhalb Stunden harte Arbeit verrichten, um jeden möglichen Vorteil zu finden. Es macht viel Spaß, beiden Seiten der Box zuzusehen, wie sie so gut arbeiten, um das Beste aus ihrem jeweiligen Fahrer herauszuholen."

"Lewis und Nico fuhren beide ein großartiges Rennen", fährt Lowe fort, "ein Abstand von 0,6 Sekunden nach 66 Runden Vollgas-Rennsport sagt alles darüber aus. Ich möchte dem gesamten Team in Brackley, Brixworth und Stuttgart für den riesigen Einsatz danken, der in die Entwicklung eines so konkurrenzfähigen Autos für dieses schwierige Rennen zu einem entscheidenden Zeitpunkt in dieser Saison geflossen ist. Jetzt freuen wir uns auf Monaco, wo uns ganz andere Herausforderungen erwarten werden."

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