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Mercedes und Ferrari: Der Feind im eigenen Team?
Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko wittert Spannungspotential bei den Konkurrenten Ferrari und Mercedes - Niki Lauda und Toto Wolff winken ab
(Motorsport-Total.com) - Eine alte Motorsport-Weisheit besagt, dass der erste und wichtigste Gegner immer der eigene Teamkollege ist. Während sich das auch 2014 nicht ändert, sind viele Fahrerpaarungen hingegen neu. So nimmt Kimi Räikkönen neben Fernando Alonso im zweiten Ferrari Platz und Weltmeister Sebastian Vettel bekommt es im teaminternen Red-Bull-Duell erstmals mit Daniel Ricciardo zu tun. Nur Mercedes setzt als einziges der Topteams auf sein bewährtes Fahrerduo Nico Rosberg und Lewis Hamilton.
© xpbimages.com
Fernando Alonso muss sich seinen Status als Nummer eins bei Ferrari neu erarbeiten Zoom Download
"Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir mit Nico und Lewis eine sehr gute Paarung von zwei schnellen Leuten haben", sagt Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzender Niki Lauda bei 'ServusTV' und fügt hinzu: "Lewis ist hochtalentiert, Nico ist hochtalentiert und technisch sehr versiert. Die beiden ergänzen sich gerade jetzt in der Entwicklungsphase des Autos absolut perfekt."
In der vergangenen Saison gab es lediglich einmal leichte Spannungen bei den Silberpfeilen, als Rosberg Hamilton in Malaysia wegen einer Stallorder nicht überholen dürfte. Glaubt man den Worten von Lauda, scheint dieser Vorfall allerdings kein Thema mehr zu sein. "Wir haben absolute Harmonie. Das funktioniert wirklich gut", so der Österreicher.
Lauda erwartet enges Mercedes-Duell
Im vergangenen Jahr hatte Hamilton in der WM mit 189 Punkten im Vergleich zu Rosbergs 171 die Nase nur minimal vor seinem Teamkollegen. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sieht daher trotz den neuen Regeln auch 2014 keinen der beiden klar im Vorteil. "Die Fahrer sind grundsätzlich verschieden. Sie haben sich in der Vergangenheit aber immer so gemacht und gegenseitig angetrieben, dass sie ein ähnliches Leistungsniveau erreicht haben. Daran wird sich nichts ändern", so Wolff gegenüber 'APA'.
"Ich traue beiden zu, dass sie mit dem neuen Auto absolut konkurrenzfähig sind. Vielleicht wird einer eher am Anfang und einer eher erst im Lauf der Saison stark sein. Wenn einer im Hintertreffen ist, dann ist aber jeder der beiden so programmiert, dass er sich das nicht lange bieten lassen wird", sagt Wolff weiter.
Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko glaubt derweil, dass die Harmonie bei der Konkurrenz nicht von Dauer ist. "Das hängt immer davon ab, wo und wie sie in der WM liegen. Wenn sie beide um die WM kämpfen, dann ändert sich das ziemlich schnell", so Marko bei 'ServusTV'. Im Fall von Hamilton wäre es nicht das erste Mal, dass eine Partnerschaft im Kampf um die WM zerbricht. 2007 kämpfte der Brite gegen seinen damaligen McLaren-Teamkollegen Fernando Alonso um den Titel - lachender Dritter war am Ende Kimi Räikkönen.
Pulverfass Ferrari?
Eben jener Räikkönen startet in diesem Jahr seine zweite Ferrari-Karriere und sorgt dafür, dass bei den Italienern die Karten neu gemischt werden. Nachdem Felipe Massa in den vergangenen Jahren regelmäßig den Wasserträger für den zweimaligen Weltmeister Alonso spielen musste, bekommt dieser es nun mit Räikkönen zu tun. Dass der für den Spanier jemals freiwillig vom Gas gehen wird, erscheint eher unwahrscheinlich.
"Alonso ist ganz klar als Politiker die Nummer 1 im gesamten Fahrerfeld", erklärt Marko und fügt hinzu: "Räikkönen ist einer, der sich nicht viel sagen lässt. In Hinblick auf die Kooperation und die Teamatmosphäre weiß ich nicht, ob das wirklich auf Dauer gutgehen wird. Der eine, der Räikkönen, geht um fünf nach Hause, der andere sitzt bei den Daten bis neun oder so. Irgendwann wird der auch sagen: Warum mache ich das, wenn der andere dann profitiert? Da wird es glaube ich bereits demnächst größere Wickel geben."
Hat Ferrari der Konkurrenz mit der Verpflichtung von Räikkönen also möglicherweise einen Gefallen getan? "Das ist ja gut für uns", merkt Lauda nach Markos Prognose an, was dieser mit einem Grinsen bestätigt. Außerdem dürfte der 32-jährige Alonso, der 2010 mit vielen Vorschusslorbeeren zu den Roten gewechselt war, langsam aber sicher die Uhr ticken hören. Sein letzter WM-Titel liegt mittlerweile über sieben Jahre zurück und die Verpflichtung Räikkönens, seines Zeichens letzter Ferrari-Weltmeister von 2007, dürfte den Druck auf den Spanier nicht kleiner werden lassen.
Auto-Ärger überschattet Ricciardo-Debüt
Ganz andere Probleme hat derweil Red Bull. Dort wird nach der Pannenserie bei den Testfahrten so viel über das neue Auto diskutiert, dass dabei fast untergegangen ist, dass mittlerweile nicht mehr Mark Webber im zweiten Red Bull sitzt, sondern Daniel Ricciardo. "Daniel hat sich sehr gut eingelebt. Wie man sieht, grinst der immer. Er hat eine sehr positive Stimmung hereingebracht", berichtet Marko.
Doch was bringt der Australier auf der Strecke mit? "Den einen Tag, wo das Auto funktionierte, hat er von allen Red-Bull-Zeiten die schnellste hingelegt. Da sind wir zuversichtlich, dass er das Loch von Mark Webber zumindest mittelfristig ausfüllen kann", so Marko. Durch die freie Wahl der Startnummern in diesem Jahr bleibt Ricciardo zumindest auf dem Auto die gefürchtete "2" erspart, die Webber zwei Jahre lang mit sich herumschleppen musste - und die gleichzeitig symbolisch für seine Rolle im Team war.
"Jeder Rennfahrer schaut zuerst auf sich selbst. Natürlich ist er ein Newcomer, der andere ein vierfacher Weltmeister - da gibt es natürlich eine gewisse Hackordnung", erklärt Marko im Hinblick auf Ricciardos Position und ergänzt: "Am Anfang wird er sicher versuchen, sich überall gutmütig einzufügen. Sobald er aber seine Chance sieht, wird er die wahrnehmen und aufs Ganze gehen. Bei uns war es immer so, dass beide Autos gleich sind, alle Daten offen liegen. Jeder kann beim anderen mitschauen, die Ingenieure kooperieren untereinander. Sobald der Sebastian Schwächen zeigt, wird das der Dani ausnutzen. Das ist ganz klar."
Ricciardos großer Vorteil dürfte sein, dass er als klarer Außenseiter in das Duell gegen Vettel geht. Der Druck ist für ihn also wesentlich kleiner als für die Ferrari- und Mercedes-Piloten. Andererseits muss er aufpassen, dass er nicht sofort in die Rolle des Nummer-Zwei-Fahrers rutscht. Denn wer einmal in dieser Rolle steckt, der hat es ganz schwer aus ihr wieder herauszukommen. Das ändert sich auch 2014 nicht.