• 30. Januar 2014 · 18:59 Uhr

Red Bull RB10: Der Bulle lahmt gewaltig

Red Bull rollt in Jerez von Problem zu Problem: Der neue RB10 hat am Donnerstag keine zwei Runden am Stück geschafft - Auch Schwesterteam Toro Rosso in Nöten

(Motorsport-Total.com) - Mit Slogans wie "Drive the Change" und "Renault beschleunigt die Begeisterung" wirbt der französische Automobilhersteller derzeit um neue Kunden. Angesichts solcher Ansagen werden die Formel-1-Verantwortlichen von Red Bull, Toro Rosso und Caterham derzeit nur die Köpfe schütteln können. Alle drei Partnerteams von Renault stecken in argen Schwierigkeiten. Beim Test in Jerez geht bislang so gut wie nichts (Nachlesen in unserem Live-Ticker!).

Foto zur News: Red Bull RB10: Der Bulle lahmt gewaltig

Renault soll im Heck des Roten Bullen arbeiten: Die Paarung funktioniert noch nicht Zoom Download

Am Donnerstag wurden die großen Sorgen vor allem bei den Weltmeistern erneut deutlich. Daniel Ricciardo, der den neuen R10 nach zwei enttäuschenden ersten Testtagen von Champion Sebastian Vettel übernommen hatte, startete in seine erste Red-Bull-Saison mit Pleiten, Pech und Pannen. Der Australier musste bis zum Mittag warten, erst dann war der RB10 startklar. Aber nicht für lange: Ricciardo blieb nach einem halben Umlauf liegen. Am Nachmittag schlich er auf zwei einzelnen Runden gemächlich um den Kurs.

Die Verantwortlichen von Red Bull mochten es nicht mehr mit anschauen. Teamchef Christian Horner und Technikgenie Adrian Newey verließen nicht nur die Strecke von Jerez, sondern setzten sich gleich in einen Flieger nach Großbritannien. Ausgerechnet vor den Augen von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz spielte sich am Donnerstag ein weiteres Trauerspiel ab. Der Österreicher besucht jedes Jahr die Testfahrten, mit den aktuellen Problemen hatte seine Anwesenheit nichts zu tun.

Der Bulle humpelt noch

In der Gesamtbilanz der bisherigen drei Testtage sieht es mehr als übel aus. Der RB10 hat insgesamt nur 14 Runden (rund 62 Kilometer) geschafft. Der RB10 ist noch kein echter Bulle. Er ist derzeit von einem geschlechtsreifen Hausrind genauso weit entfernt wie Kojak vom Haarwuchs. Manch ein Beobachter dürfte schmunzeln: Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock legte an den vergangenen beiden Tagen 195 Kilometer in Spanien zurück - auf dem Rennrad...

Foto zur News: Red Bull RB10: Der Bulle lahmt gewaltig

Eine halbe Runde im RB10, eine halbe Runde zurück auf dem Roller: Ricciardo Zoom Download

Dass die Probleme beim Weltmeisterteam vom Antrieb kommen, gilt als offenes Geheimnis. Renault sollte Red Bull Flügel verleihen, aber es gab die heftige Bauchlandung direkt nach dem Start. Auch andere Renault-Partnerteams leiden weiter. Robin Frijns brachte es am Donnerstag am Steuer des Caterham auf zehn Runden, Jean-Eric Vergne rollte 30 Umläufe durch Jerez, dann versagte die Motorensteuerung - vorzeitiges Ende des Testtages.

"Wir alle hatten Mercedes stark erwartet, aber dass Renault offenbar solch große Probleme hat, ist wirklich überraschend", meint Sauber-Chefdesigner Eric Gandelin beim Blick auf die Konkurrenz mit "Renault-Power" im Heck. Ein kurzer Vergleich mit anderen Formel-1-Jahren: 2013 legten Mark Webber und Sebastian Vettel an den ersten drei Testtagen des Jahres 1.222 Kilometer zurück. 2006, zur Einführung der damals neuen 2,4-Liter-V8-Motoren schafften David Coulthard und Christian Klien im gleichen Zeitraum 469 Kilometer. An den vergangenen drei Tagen waren es 60 Kilometer - ein Fünftel einer Grand-Prix-Distanz.

Newey zeichnet lieber zu Hause

Dass Vettel am Mittwoch schnell das Weite suchte und ihm die Bosse Horner und Newey am Donnerstag schnell folgten, war ein Ausdruck des aktuellen Frusts. Renault ist nun gefragt, denn unter den aktuellen Voraussetzungen kann niemand auch nur ansatzweise abschätzen, ob der RB10 ein gutes oder ein schlechtes Auto ist. "Adrian ist wieder zurück am Zeichenbrett, denn an der Strecke gibt es für ihn nichts zu tun", sagt "Neu-Bulle" Daniel Ricciardo.

Foto zur News: Red Bull RB10: Der Bulle lahmt gewaltig

Ähnliches Bild bei Toro Rosso: Jean-Eric Vergne strandete mit qualmendem Auto Zoom Download

"Ich glaube, er ist glücklicher, wenn er daheim am Zeichenbrett wenigstens etwas machen kann. Er wird sicherlich dabei helfen, dass die Probleme möglichst schnell gelöst werden", sagt der Australier. Ricciardo fügt hinzu, dass ihn am Donnerstag die gleichen technischen Gebrechen aufhielten wie sie Vettel schon an den Tagen zuvor geärgert hatten. "Das muss in der Fabrik gelöst werden. Gleichzeitig sucht man nach einer schnellen Lösung bis Freitag."

So richtig überzeugend optimistisch wirkt der Webber-Nachfolger bezüglich des letzten Jerez-Testtages jedoch nicht. "Wir haben fast 36 Stunden am Auto gearbeitet, um es zum Laufen zu bringen", so der Youngster über die Arbeiten vor dem Donnerstag-Debakel. "Hoffentlich schaffen wir morgen mehr. Die Pause vor dem Bahrain-Test kommt uns gelegen. Selbst wenn morgen nicht alles glatt läuft, werden wir nicht in Panik geraten."

Durchbruch frühestens in Bahrain erwartet

"Selbst wenn wir in Melbourne noch etwas Sorgen haben, so ist die Saison dennoch lang. Unsere Jungs wissen, wie man zu Siegen kommt. Die werden das in den Griff bekommen", meint der Red-Bull-Neuzugang. "Noch ist nichts verloren", meint auch Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko. Immerhin habe man vor der Saison 2010 das damalige Auto zum ersten Test gar nicht fertig gehabt und sei dennoch am Ende Weltmeister geworden.


Fotos: Red Bull, Testfahrten in Jerez


Red Bull gibt sich nach außen gelassen. Man ist beim ersten Test vor Ort, aber nicht glücklich - sieht sich aber nicht als den großen Verlierer. Immerhin ist Lotus gar nicht erst angereist und hat somit noch weniger Kilometer auf der Uhr. "Sie sind bisher nur wenig gefahren, aber es ist noch eine Menge Zeit bis Australien", sagt Ferrari-Star Fernando Alonso. Er macht den Champions Mut: "Sie werden die Dinge sicherlich schnell in den Griff bekommen."

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Nico Hülkenberg: Meilensteine der Karriere
Nico Hülkenberg: Meilensteine der Karriere
Foto zur News: Alle Formel-1-Autos von Nico Hülkenberg
Alle Formel-1-Autos von Nico Hülkenberg

Foto zur News: Formel-1-Mittelfeld-WM: So spannend wäre es  2024 ohne die fünf Topteams ...
Formel-1-Mittelfeld-WM: So spannend wäre es 2024 ohne die fünf Topteams ...

Foto zur News: Schanghai: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Schanghai: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion

Foto zur News: Alle Sieger von Sprintrennen in der Formel 1
Alle Sieger von Sprintrennen in der Formel 1
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: Nico Hülkenberg und Audi: "Eine einmalige Chance!"
Nico Hülkenberg und Audi: "Eine einmalige Chance!"
Foto zur News: Newey weg! Zerfällt nun Red Bull?
Newey weg! Zerfällt nun Red Bull?

Foto zur News: Stroll & Seargant fahren F1, Mick nicht: Ist das unfair, Ralf Schumacher?
Stroll & Seargant fahren F1, Mick nicht: Ist das unfair, Ralf Schumacher?

Foto zur News: Charlie Wurz: Der nächste Österreicher in der Formel 1?
Charlie Wurz: Der nächste Österreicher in der Formel 1?
Formel-1-Datenbank
Formel-1-Datenbank: Ergebnisse und Statistiken seit 1950
Formel-1-Datenbank:
Ergebnisse und Statistiken seit 1950

Jetzt unzählige Statistiken entdecken & eigene Abfragen erstellen!

Anzeige InsideEVs