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Fry: "Red-Bull-Lösungen funktionieren bei uns nicht"
Ferraris Ex-Technikchef Pat Fry erklärt, wie man rund um den Grand Prix von Kanada den Titelkampf verlor und dass auch die Versuche, Red Bull zu kopieren, scheiterten
(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2013 war für Ferrari das Gegenteil von 2012: Damals startete man mit einem miserablen Auto in die Saison, entwickelte dieses aber so schnell weiter, dass man plötzlich um Siege mitfuhr - in der zweiten Saisonhälfte machten dann einige unglückliche Kollisionen und ein schlechteres Auto als Red Bull der Scuderia einen Strich durch die Rechnung. Dieses Jahr sah man zu Saisonbeginn stark aus, machte aber zu wenig aus den Möglichkeiten, ehe man immer weiter zurückfiel und bereits kurz nach Beginn der zweiten Saisonhälfte aufgeben musste.
Doch was war der Grund für die Zahnlosigkeit von Ferraris Entwicklungsabteilung in dieser Saison? Lag es daran, dass man in den TMG-Windkanal nach Köln ausweichen musste, weil die hauseigene Einrichtung generalüberholt wurde? Der bisherige Technikchef Pat Fry, der seit dem Engagement von Nachfolger James Allison als Ingenieurschef fungiert, hält nichts von dieser Theorie. Stattdessen hatten seiner Meinung nach die Streckencharakteristika ihren Anteil daran, dass Ferrari in der zweiten Saisonhälfte schwächelte.
"In der zweiten Saisonhälfte stehen die Rennstrecken auf dem Programm, auf denen hauptsächlich harte Reifen zum Einsatz kommen", sagt Fry gegenüber 'auto motor und sport'. Da der Ferrari seit Jahren ein reifenschonendes Auto ist, kam man mit den harten Mischungen weniger gut zurecht und erwies sich auch im Qualifying nur bedingt als konkurrenzfähig. "Dazu kam der Rückgriff auf die 2012er Reifenkonstruktionen", wirft der Brite ein. Ein Vorteil für die Teams, die unter zu viel Reifenabbau litten.
Ferrari passte "zufällig" zu 2013er-Reifen
Dass man aber nicht mehr nachsetzen konnte, hat nicht nur mit den Strecken und mit den Reifen zu tun - auch bei der Weiterentwicklung des Autos verpokerte man sich. "Das Problem begann mit der neuen Verkleidung zum Grand Prix von Kanada", erinnert sich Fry. "Sie hat nicht so funktioniert wie gedacht, und wir haben nicht verstanden warum. Das Windkanalmodell war aber bereits vier bis sechs Wochen voraus, basierend auf dieser Verkleidung. Das ergab neue Probleme."
Angestelltes Heck und Red-Bull-Auspuff? Ferrari scheiterte
Diesen Rückstand auf Red Bull konnte man im Laufe der Saison nie mehr aufholen. Dabei probierte man unterschiedlichste Dinge aus, versuchte, beim Weltmeister-Boliden Anleihen zu nehmen. So versuchte man zum Beispiel das Konzept mit dem angestellten Heck zu adaptieren. "Wir fanden damit aber keine Rundenzeit", zuckt Fry mit den Schultern. "Unser Konzept arbeitet besser mit niedrigen Bodenfreiheiten im Heck. Man könnte sagen, dass bei Red Bull der starke Anstellwinkel und ihr Auspuffkonzept gut miteinander arbeiten. Bei Mercedes funktioniert es aber auch mit einer alternativen Auspuffanordnung."
Fry erklärt, dass auch Ferrari eine Red-Bull-ähnliche Coanda-Auspuff-Lösung im Windkanal ausprobierte, damit aber keinen Erfolg hatte: "Sie hat nicht zum Rest unseres Autos gepasst. Die Zahlen haben es nicht gerechtfertigt, einen solchen Auspuff und die dazugehörigen Seitenkästen zu bauen."