Emotionen à la Gefrierfach: Causa Brawn lässt Hamilton kalt

Der Ex-Champion sieht seine Farben mit oder ohne den Teamchef für 2014 gut aufgestellt, trotz Entwicklungsrückstand gegenüber Red Bull - Button schwärmt

(Motorsport-Total.com) - Nachdem fast alle wichtigen Formel-1-Cockpits für die Saison 2014 bezogen scheinen, hält eine Kommandostand-Personalie die Szene in Atem: Macht Ross Brawn bei Mercedes weiter, wechselt er zu einem anderen Team oder hängt er die Ohrschützer komplett an den Nagel? Lewis Hamilton glaubt zwar nicht, dass eine Entscheidung schon gefallen ist. Der Brite sieht der Sache aber demonstrativ gelassen entgegen und spielt die Angelegenheit im Vorfeld des Abu-Dhabi-Grand-Prix herunter.

Lewis Hamilton und Ross Brawn: Laut dem Starpiloten eine "tolle Arbeitsbeziehung"

Hamilton betont, nicht wegen des Teamchefs zu den Silberpfeilen gewechselt zu sein: "Als ich mich verpflichtet habe, kam es mir auf mehr Dinge als auf Ross. Er war nicht der einzige Grund", so der Ex-Weltmeister, der mit dem neuen Technikdirektor Paddy Lowe auf einen alten Intimus aus McLaren-Tagen zählen kann. Über den Faktor Brawn meint Hamilton eher emotionslos: "Es war ein Bonus wegen seiner Erfahrung und den Erfolgen, die er in der Vergangenheit mit anderen Teams gefeiert hatte."

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Der frühere Benetton- und Ferrari-Mann sei derjenige gewesen, der ihm die Fortschritte des Teams gezeigt hätte sowie die Richtung, die in Brackley eingeschlagen worden sei. "Aber das hätte jeder Chef getan", relativiert Hamilton und spricht im Anschluss von einer "tollen Arbeitsbeziehung". Echte Liebe klingt anders. Jenson Button, 2009 unter Brawn als Teambesitzer Weltmeister, wäre da nicht so gelassen: "Er wäre ein Verlust für das Team", meint der McLaren-Star bezeichnet seinen Ex-Vorgesetzen als großartig, sehr stark sowie als "selbstbewusstes Individuum".

Hat Brawn alles erreicht?

Es sei eine Spritze neues Selbstvertrauen für jeden Honda-Mitarbeiter gewesen, als er nach dem Rückzug der Japaner die Leitung übernommen habe. Für den 33-Jährigen ist Brawn sogar unersetzlich: "Ich denke, man braucht jemanden wie Ross. Für mich ist er der perfekte Typ, ein Team zu führen." Button würde es überraschen, sollte Brawn Mercedes tatsächlich verlassen. Als Grund kann er sich nur gestillten Erfolgshunger vorstellen: Er habe vieles erreicht und mit WM-Titeln mit drei Teams Beeindruckendes geleistet.

Fotostrecke: Formcheck: GP Vereinigte Arabische Emirate

Hamilton bleibt cool und abgeklärt: "Wir haben so oder so starke Leute im Team. Jeder wird das Maximum geben unabhängig davon, welche Entscheidung er trifft." Deshalb ist der Silberpfeil-Star auch nicht besorgt um die Erfolgsaussichten für 2014 und das Duell mit Klassenprimus Red Bull: "Sie haben einen unglaublichen Job gemacht und die Latte höher gelegt", räumt er ein, ohne die eigenen Bemühungen unter den Scheffel zu stellen. Hamilton beteuert: "Wir als Team arbeiten so hart, wie es nur geht und investieren so viel Energie wie möglich, um es mit ihnen aufzunehmen. Das ist unser Traum, aber ein steiniger Weg."

Hamilton hat mit 2013 nicht abgeschlossen

Da Mercedes noch um Rang zwei in der Konstrukteurs-WM kämpft, Red Bull aber längst alle Pokale in der Vitrine hat, rechnet er damit, dass die Österreicher in Sachen Entwicklung für 2014 die Nase vorne haben: "Wir haben wohl nicht so viel gemacht, wie es bei ihnen den Anschein hat. Aber vieles für das diesjährige Auto hat hoffentlich Auswirkungen auf das für das nächste Jahr." Einige Teams konzentrierten sich früher darauf, andere später. Hinzu kommt, dass Hamilton mit der Saison 2013 noch längst nicht abgeschlossen hat.

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Das sieht schon anders aus: Jenson Button feierte den WM-Titel mit Ross Brawn

"Nein, das habe ich nicht", betont der 28-Jährige, in dem Ehrgeiz und Wissbegierde schlummern: "Das Jahr war nicht perfekt für mich und ich versuche immer, zu lernen und mich zu verbessern. Es gibt viele Bereiche, in denen ich und das Team uns steigern können. Daran arbeiten wir, weil wir nichts Negatives mitnehmen wollen."

Und Brawn? Ex-Pilot Johnny Herbert sieht ihn auf dem Weg zu McLaren, wo einer ihn mit offenen Armen empfangen würde. "Wir sind uns nicht mehr so nah wie damals. Ich sehe ihn nicht mehr so viel und arbeite auch nicht mit ihm", meint Button über die Unterschiede zum gemeinsamen Weltmeisterjahr 2009. Eine Chinesische Mauer trennt die beiden Briten trotzdem nicht: "Ich habe ihn auf meinem Heimflug aus Indien getroffen. Wir haben uns ein bisschen unterhalten." Button wird nicht verschwiegen haben, wie schön es ist, in Woking zu Hause zu sein.