• 25. Oktober 2013 · 12:51 Uhr

Marko über Montoya: "Wir konnten ihn nicht kontrollieren"

Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko erklärt, warum Juan Pablo Montoya immer zwischen Genie und Wahnsinn pendelte: Der Kolumbianer war nicht fit

(Motorsport-Total.com) - Juan Pablo Montoya war eine der polarisierendsten Figuren im Formel-1-Zirkus. Der heißblütige Kolumbianer war ein wahrer Könner am Lenkrad und schreckte selbst vor waghalsigen Manövern gegen die Größten der Szene nicht zurück. In Erinnerung blieb beispielsweise sein mutiger Angriff auf Michael Schumacher in Brasilien 2001, als er sich am Ferrari-Piloten vorbeiquetschte - dabei war es erst sein drittes Rennen.

Abseits der Piste war Montoya ein Hitzkopf, der anderen Fahrern und auch Journalisten gegenüber kein Blatt vor den Mund nahm. Diverse Ausraster im Fahrerlager und am Funk sind auch heute noch der Renner auf allen Videoportalen. Hinzu kam, dass dem damaligen BMW-Piloten gerne auch mangelnde Fitness vorgeworfen wurde. Angeblich soll er dem Fast Food nicht gerade abgeneigt gewesen sein.

Red-Bull-Konsulent Helmut Marko kennt Montoya noch aus persönlicher Erfahrung und glaubt nicht, dass ein Fahrer seines Kalibers heute noch große Chancen in der Formel 1 hätte: "Es reicht heutzutage nicht, ein Spitzentalent am Steuer zu sein", betont er im Gespräch mit der 'Speedweek'. Für den Österreicher ist Montoya in dieser Hinsicht ein Musterbeispiel, wie man es nicht machen sollte. "Er war unglaublich schnell, aber er war nicht fit", urteilt Marko.

"Er trainierte nicht und wir konnten ihn nicht kontrollieren. Er achtete nicht auf seine Ernährung und hielt seine Diät nicht ein, obwohl er übergewichtig war." Dennoch schaffte Montoya mit der Unterstützung Markos den Sprung in die Formel 1, nicht zuletzt weil die sportlichen Voraussetzungen beim damals 25-Jährigen stimmten: Als aktueller Indy500-Sieger hatte Montoya schlagkräftige Argumente auf seiner Seite.

Überhaupt: Das Talent von Montoya will auch Marko nicht bestreiten. "Er war am Steuer einfach unglaublich", muss er anerkennen. "Ich erinnere mich an ein Straßenrennen in Helsinki, da war er zwei Sekunden schneller als der Rest des Feldes. Doch dann crashte er. Er hatte es einfach nicht unter Kontrolle." Das zeigte Montoya auch in der Formel 1 des Öfteren. Nach einem erneuten Unfall in Monte Carlo prägte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen folgenden Spruch: "Zuerst ging ihm das Talent und dann die Straße aus."

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Der Unfall in Indianapolis 2006 war der letzte F1-Auftritt des Kolumbianers Zoom Download

Zwar setzte Montoya in den folgenden Jahren immer mal wieder Glanzlichter und konnte 2003 bis zum vorletzten Rennen um den WM-Titel kämpfen, doch seine Unfallträchtigkeit konnte er in der Königsklasse nie wirklich ablegen. Auch seine letzte Aktion in der Formel 1 passt ins Bild: Durch eine teaminterne Kollision mit McLaren-Kollege Kimi Räikkönen löste der Kolumbianer in Indianapolis 2006 einen Massencrash aus und war fortan nie wieder in einem Formel-1-Cockpit zu sehen.

Nach seinem weniger erfolgreichen Abstecher in die Nascar-Szene findet sich Montoya ab der kommenden Saison wieder bei den Formel-Boliden ein: Seine Rückkehr in die IndyCar-Serie ist einer der meisterwartetsten Ereignisse des US-Motorsportjahres. Helmut Marko blickt indes lieber auf seine eigene Arbeit bei Red Bull. Er ist glücklich, dass er nun einen wie Sebastian Vettel hat, der die Schwächen Montoyas kaschieren kann: "Als Gesamtpaket ist Sebastian sehr viel weiter."

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