• 22. August 2013 · 21:56 Uhr

Faszination Eau Rouge: Wie viel ist geblieben?

Während Nico Hülkenberg, Adrian Sutil, Jenson Button von Eau Rouge schwärmen, winkt Felipe Massa ab - Sebastian Vettels Lieblingskurve in Spa eine andere

(Motorsport-Total.com) - Eau Rouge - dieser Name war jahrzehntelang Inbegriff der faszinierendsten Kurve im Formel-1-Kalender. Die legendäre Senke, die sich auf dem Circuit Spa-Francorchamps an die Haarnadelkurve La Source anschließt, forderte Piloten lange Zeit mehr als jede andere Stelle, die sie mit ihren Boliden zu durchfahren hatten. Doch wie viel ist von der Faszination Eau Rouge übrig geblieben?

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Die Eau Rouge in Spa: Jahrzehntelang Inbegriff der ultimativen Mutkurve Zoom Download

"Wir fahren mit etwa 300 km/h durch diese Senke", schwärmt Sauber-Pilot Nico Hülkenberg noch immer. "Es geht runter, es folgt eine Kompression, dann geht es steil hinauf. Es geht ziemlich schnell. Du lenkst einmal links, einmal rechts und du bist durch. Das Gefühl, da hindurchzufahren, ist aber schwierig zu beschreiben. Unten merkst du die Kompression halt extrem und beim Hochfahren siehst du für eine Sekunde nur den Himmel, aber nicht die Strecke. Du lässt das Auto auf den Randstein hinauslaufen."

"In einer Qualifikations-Runde sollte man Eau Rouge in einem Formel-1-Auto leicht mit Vollgas durchfahren können", sagt McLaren-Pilot Jenson Button. "Das hört sich aber so an, als wäre es keine Kurve mehr. Man ist trotzdem noch immer am Limit. Das Auto bewegt sich ständig. Die Reifenflanken arbeiten und die Aufhängung vollbringt wahrhaft Höchstleistungen, um das Auto unter Kontrolle zu halten. Als Fahrer bekommst du einen Adrenalinstoß. Wir fahren schließlich mit Vollgas und bei 300 km/h durch eine Kurve."

Faszination alter Tage teilweise verflogen

"Vom Ausgang der Kurve bis hin zum Ende der Geraden legen wir gar nicht mehr so viel an Tempo zu", bemerkt Button und unterstreicht in Bezug auf die Eau Rouge: "Es ist einfach eine besondere Kurve und eine, die wir lieben. Es macht Spaß. Vor allem mit wenig Sprit im Tank. Mit viel Sprit oder vollen Tanks ist es eine irre Herausforderung. Mit vollem Tempo in die Eau Rouge zu fahren und einzulenken, ist wohl das Aufregendste."

Adrian Sutil stimmt zu. "Es ist mittlerweile ziemlich leicht, dort mit Vollgas hindurchzufahren. Dennoch ist es ein grandioses Gefühl. Man kommt in der Senke mit knapp über 300 km/h an. Dort merkt man, wie alles schwerer wird, wie man selbst im Sitz nach unten gedrückt wird. Das passiert nicht so oft im Rennkalender", bedauert der Force-India-Pilot. Aber: "Im Rennen ist es fantastisch, wenn man hinter anderen durch die Eau Rouge fährt und auf seine Chance zum Überholen wartet. Das ist eine der besten Kurven", so Sutil.

"Als ich meine Formel-1-Karriere begann, war die Eau Rouge noch eine deutlich schwieriger zu durchfahrende Kurve als heute."Felipe Massa
Dennoch, die ganz große Faszination Eau Rouge wie sie vor einigen Jahren noch zu beobachten und zu hören war, ist für die Piloten mittlerweile verflogen. "Heutzutage geht diese Passage mit einem modernen Formel-1-Fahrzeug im Trockenen relativ voll. "Im Qualifying mit leeren Tanks zum Beispiel", merkt Hülkenberg an. "Trotzdem handelt es sich um eine Kurve, von denen es nicht mehr viele gibt. Darum ist sie etwas Spezielles. Die Eau Rouge macht viel Spaß", versichert der Sauber-Pilot. Landsmann Sutil meint: "Auch wenn es Vollgas geht: Es ist immer noch die beste Kurve im gesamten Kalender."

Ferrari-Pilot Felipe Massa kann dieser Sichtweise nur bedingt zustimmen. "Als ich meine Formel-1-Karriere begann, war die Eau Rouge noch eine deutlich schwieriger zu durchfahrende Kurve als heute. Das war nicht nur zu Beginn meiner Karriere (im Jahr 2002; Anm. d. Red.) so, sondern in der gesamten V10-Ära. Heutzutage geht sie aber von der ersten Runde an voll. Es ist eigentlich gar keine richtige Kurve mehr, sondern vielmehr eine Gerade. Das ist schade, denn Eau Rouge war jahrelange eine großartige Kurve für uns Fahrer. Da sie inzwischen voll geht, ist mit den V8-Motoren so gesehen etwas vom Fahrspaß in Spa verlorengegangen", findet Massa.

Eau Rouge im Regen: Das Risiko steigt

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Für Adrian Sutil ist Eau Rouge noch immer eine Herausforderung Zoom Download

Anders sieht die Sache bei Regen aus. Dann heißt es in der Eau Rouge "die Backen zusammenkneifen", wie Hülkenberg anmerkt. "Es kommt aber natürlich auch auf das Auto an und darauf, wie viel Abtrieb man gewählt hat oder wie viel Abtrieb das Auto generiert. Im Regen wird die ganze Sache jedoch ein bisschen anspruchsvoller. Da muss man etwas mehr kämpfen." Sutil sieht es ähnlich: "Wenn es richtig nass ist, dann geht sie nicht mehr voll. Da muss man in den sechsten Gang zurückschalten oder lupfen. Bei halbtrockenen Verhältnissen ist Risiko dabei. Der eine macht es dann, der andere nicht."

Eine andere legendäre Stelle in Spa-Francorchamps ist die ultraschnelle Linksbiegung Blanchimont gegen Ende der Runde. Ist Blanchimont heutzutage schwieriger als Eau Rouge? "Nein", insistiert Hülkenberg und führt an: "Im vergangenen Jahr sind wir dort ja sogar mit DRS-Einsatz voll durch. Ohne DRS wird es problemlos gehen." In diesem Jahr darf der Heckflügel nur noch auf der langen Geraden nach Eau Rouge und auf der Start/Ziel-Geraden flach gestellt werden.

Vettel: Eau Rouge und Blanchimont entschärft, aber...

Sebastian Vettel hat ohnehin eine ganz andere Lieblingskurve in Spa. "Leider sind gewisse Knackpunkte wie Eau Rouge und Blanchimont inzwischen ziemlich entschärft und mit unseren Autos - wenn es trocken ist - relativ komfortabel voll zu durchfahren", sagt der Weltmeister und merkt mit Blick auf die schnelle Doppellinks im zweiten Sektor an, dass "Pouhon eben nicht" mit Vollgas zu durchfahren ist.

"Deswegen sticht diese Kurve immer noch heraus als eine echte Mutkurve. Man muss sich doch jedes Mal überwinden, ein bisschen mehr herauszukitzeln. Man kommt im siebten Gang an und dann geht es nur einen Gang runter. Es wird fast nicht gebremst, vor allem im Qualifying. Da geht es mit 250 km/h oder noch schneller rum. Da muss man schon die Pobacken zusammenkneifen", so Vettel über die Pouhon.

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