Hamilton selbstkritisch: "Könnte besser kommunizieren"

Lewis Hamilton gibt persönliche Einblicke in sein aktuelles Leben und erklärt, warum die Trennungen von seinem Vater als Manager und von McLaren positiv waren

von Sven Haidinger · 15.08.2013 11:33

(Motorsport-Total.com) - Für Lewis Hamilton begann 2013 eine neue Ära. Von McLaren als 13-Jähriger entdeckt und bis zum WM-Titel in der Formel 1 gefördert, nahm der Brite Ende des Vorjahres Abschied von seinem gewohnten Umfeld und wechselte zu Mercedes. Eine Entscheidung, die sich bislang ausgezahlt hat, denn während sein Ex-Team bislang in dieser Saison einen fünften Platz als bestes Ergebnis zu Buche stehen hat, feierte Hamilton in Ungarn seinen ersten "Silberpfeil"-Sieg.

Mercedes-Star Lewis Hamilton sieht Defizite im Bereich der Kommunikation

"Ich war so lange Teil dieser Familie", blickt Hamilton gegenüber 'Al Jazeera' auf seine McLaren-Ära zurück. "Der Gedanke an den Abschied fühlte sich so an, wie von zuhause auszuziehen - und das ist nicht einfach: das gewohnte Essen von zuhause, die Leute, die du kennst, die Leute, mit denen du dich wohlfühlst. Die Entscheidung zu treffen, war also ziemlich schwierig."

Doch der Weltmeister 2008 bereut sie nicht. "Ehrlich gesagt fühle ich mich wirklich gestärkt. Es ist so erfrischend, an einem neuen Ort zu sein", schwärmt er von seinem neuen Team. Trotz der positiven Entwicklung sieht sich Hamilton noch lange nicht an seinem Zenit angelangt. Doch in welchen Bereichen gibt es noch Luft nach oben? "Ich könnte mit den Menschen noch besser kommunizieren", sagt er. "Ich könnte mit Beziehungen besser umgehen, ich könnte mich noch besser benehmen."

Hamilton: Verhältnis zu Vater wieder intakt

Auch die mentale Belastung im Rennauto beschäftigt Hamilton trotz seiner großen Erfahrung nach wie vor. "Es ist so eine Herausforderung, deine Nerven unter Kontrolle zu halten", gibt er Einblicke. "Selbst heute noch bin ich nervös." Das sieht er aber durchaus als positives Anzeichen: "Wenn ich nicht nervös wäre, dann würde das bedeuten, dass ich nicht vorbereitet bin."

"Ich habe mich nach den Zeiten gesehnt, als wir bloß Vater und Sohn waren."Lewis Hamilton
Dabei ist es Hamilton bereits seit Kindheitstagen gewohnt, unter Druck zu stehen, wurde von seinem Vater gedrillt. "Ich wäre heute ohne meinen Vater nicht hier", gibt er offen zu. "Er war in meiner gesamten Karriere die treibende Kraft." Dennoch kam es vor ein paar Jahren zum Bruch zwischen Lewis und Anthony Hamilton, der bis dahin auch als sein Manager fungierte.

Heute ist die Beziehung der beiden laut dem Mercedes-Piloten wieder intakt. Die berufliche Trennung war seiner Meinung nach hilfreich: "Ich habe mich nach den Zeiten gesehnt, als wir bloß Vater und Sohn waren und Kartfahren gingen, Spaß hatten, das Leben genossen. Jetzt fangen wir wieder an, diese Vater-Sohn-Beziehung zu leben, gehen gemeinsam zum Bowling. Wir machen gemeinsam Urlaub, haben viele Gesprächsthemen, und es geht dabei nie um das Geschäftliche."

Hamilton sieht Gefahr positiv

Die Familie erwies sich für Hamilton stets als Herausforderung - die Eltern trennten sich früh, er wuchs bis zum Alter von zehn Jahren bei seiner Mutter Carmen Lockhart auf, später bei seinem Vater und Stiefmutter Linda. "Das Aufwachsen war nicht einfach", blickt er zurück. "Und auch heute noch - zwei getrennte Familien zu haben, war nie einfach."

Trotz der schwierigen Umstände pflegt er ein gutes Verhältnis zu seiner Mutter, die für ihn laut eigenen Angaben "immer diese spezielle Frau in meinem Leben sein wird". Sie reist nur selten zu den Rennen, macht sich wegen der Gefahren des Motorsports Sorgen um ihren Sohn. Doch für Hamilton gehört das Risiko dazu, er sieht es sogar positiv: "Ich bin froh, dass es diese Risikofaktoren gibt, denn das macht es so aufregend. Das unterscheitet uns von jedem anderen Sport."