• 09. August 2013 · 14:25 Uhr

McLaren-Formkrise: Whitmarsh räumt Fehler ein

Teamchef Martin Whitmarsh erklärt, warum der 2012er-McLaren besser war als erwartet und welche Fehler bei der Entwicklung des 2013er-Modells gemacht wurden

(Motorsport-Total.com) - Beim Finalrennen der vergangenen Saison in Sao Paulo kämpften Sebastian Vettel (Red Bull) und Fernando Alonso (Ferrari) um den WM-Titel. Das schnellste Auto im November 2012 hatte aber augenscheinlich McLaren. Lewis Hamilton fuhr mit dem MP4/27 sowohl in Abu Dhabi als auch in Sao Paulo auf die Pole-Position. Beim vorletzten Saisonlauf in Austin siegte der Weltmeister von 2008 letztmalig für McLaren. Teamkollege Jenson Button holte sich beim Finale den Sieg, nachdem Hamilton in Führung liegend über Nico Hülkenberg (Force India) gestolpert war.

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Whitmarsh/McLaren wollen sich nicht noch einmal von falschen Daten täuschen lassen Zoom Download

Vom späten 2012er-Glanz der Chrompfeile ist im laufenden Rennjahr nicht viel übrig geblieben. Nach den ersten zehn Rennen der Saison 2013 steht McLaren noch immer ohne Podestplatz da. Von Siegen können Button und Neuzugang Sergio Perez mit dem MP4/28 nur träumen. Statt um den WM-Titel kämpft man gegen Force India um Rang fünf in der Konstrukteurswertung.

Bei der Präsentation des neuen Boliden im Frühjahr rühmte man sich in Woking noch damit, anders als die Konkurrenz einen aggressiven Ansatz gewählt zu haben. Das Erfolgskonzept des MP4/27 wurde im Winter über Bord geworfen. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, schlug McLaren damit die falsche Richtung ein.

Aggressiver Ansatz zahlte sich nicht aus

"Wenn man zurückblickt, dann finden sich die Wurzeln vor rund einem Jahr", versucht sich Teamchef Martin Whitmarsh im Gespräch mit 'Autosport' in einer Erklärung der aktuellen McLaren-Misere. "Vor neun oder zehn Monaten hatten wir das schnellste Auto. Als wir für die neue Saison einen Großteil des Konzepts über Bord geworfen hatten, sahen wir nicht gut aus. Anstatt weiter voranzukommen, haben wir uns rückwärts bewegt. Um es in einem Wort zusammenzufassen: Wir waren wohl zu ambitioniert."

"Um es in einem Wort zusammenzufassen: Wir waren wohl zu ambitioniert."McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh
In diesem Zusammenhang wurde McLaren unter anderem vom leidigen Thema der Korrelation zwischen Windkanal und Strecke getäuscht, wie Whitmarsh offenbart: "Es gab Momente, da wussten wir gar nicht so recht, warum wir so gut waren. Gegen Ende des vergangenen Jahres schlugen einige unserer Entwicklungen besser ein als erwartet. Es war in der Tat so, dass unser 2012er-Auto auf der Strecke besser war als im Windkanal."

Mit dem Nachfolger MP4/28 erlebt man in diesem Jahr genau das Gegenteil. "Wir wollten dies und jenes ins neue Auto integriert haben, da wir bei den Testfahrten gute Erfahrung gemacht haben. Doch als wir die Dinge zusammenfügten, hatten wir als Ganzes kein harmonisches Paket", blickt der McLaren-Teamchef zurück und gibt Beispiele: "Wenn man ein Auto entwickelt, dann macht man sich Gedanken über eine veränderte Geometrie der Radaufhängung, über eine neue Philosophie bezüglich der Flügel, über andere Seitenkästen und so weiter."

"Alle diese Dinge werden isoliert betrachtet", setzt Whitmarsh fort und bringt das McLaren-Problem auf den Punkt: "Wenn eine dieser Neuentwicklungen 0,1 Sekunden bringt, dann ist es selten so, dass alle in Summe 0,6 oder 0,7 Sekunden bringen. Manchmal hat man Glück im Leben, wenn man die einzelnen Elemente zusammenfügt und manchmal nicht. In diesem Fall hat es ganz klar nicht funktioniert."

Angesichts der Probleme mit dem MP4/28 überlegte man im Anschluss an den Grand Prix von Malaysia sogar, die Neuentwicklung in die Ecke zu stellen und ab China auf das Vorjahresmodell MP4/27 zurückzugreifen. Soweit kam es dann doch nicht. Whitmarsh erklärt, warum: "Ich glaube nicht, dass das alte Auto schnell genug gewesen wäre. Schließlich haben unsere Gegner ihre Autos ebenfalls weiterentwickelt. Wir hätten also einen großen Rückstand aufholen müssen." Dies sei "gegen starke Gegner" wie Red Bull, Ferrari, Lotus und seit neuestem auch Mercedes "nicht aufzuholen", wie der der McLaren-Teamchef anführt.

Indem man am Sorgenkind MP4/28 festhielt, wurde die Situation allerdings kaum verbessert. So bezeichnet Whitmarsh den beim 2013er-Modell eingeschlagenen Weg als "schmerzhafte, aber wertvolle Erfahrung" und blickt voraus: "Fehler sind dazu da, um aus ihnen zu lernen. Es liegt auf der Hand, dass wir inzwischen schlauer sind als zu Beginn des Jahres oder zum gleichen Zeitpunkt vor genau einem Jahr."

Am Ungarn-Wochenende äußerten sich die McLaren-Piloten Button und Perez hoffnungsvoll und auch Whitmarsh meint inzwischen: "Wir haben eine Richtung gefunden und haben das Gefühl, mehr aus diesem Auto herausholen zu können." Bleibt die Frage, inwiefern sich das Team durch die Korrelation zwischen Windkanal und Strecke nicht erneut auf dem falschen Fuß erwischen lässt. "Zu Beginn der Saison hinkten wir im Vergleich zum Windkanal zurück. Ende der vergangenen Saison waren wir mit unserem Auto dem Windkanal voraus", fasst Whitmarsh die zurückliegenden Monate in Woking zusammen.

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