Montoya: Die Formel 1 verlernt die Kunst des Überholens
Ex-Formel-1-Pilot Juan Pablo Montoya lästert über Innovationen wie KERS und DRS sowie die europäische Presse und vermutet eine Bevorzugung Sebastian Vettels
(Motorsport-Total.com) - Der ehemalige Williams- und McLaren-Pilot Juan Pablo Montoya kann der modernen Formel 1 nicht mehr allzu viel abgewinnen. Das liegt zum großen Teil an technischen Neuerungen wie den Überholhilfen KERS und DRS. Außerdem ist er froh, nicht mehr viel mit der europäischen Presse zu tun haben zu müssen, von der er sich stets ungerecht behandelt gefühlt habe. Als Fahrer dürfe man seinen Fahrstil nicht verändern, nur um besser in der Öffentlichkeit da zu stehen.
Montoya stört an den neuen Überholhilfen, die es zu seiner Zeit noch nicht gab, besonders, dass ein Fahrer in den Augen des Kolumbianers durch sie seine Fähigkeiten zu überholen verliert: "Mit all diesen technischen Hilfsmitteln brauchst du nicht mehr zu lernen, wie man richtig überholt. Du holst den Typen ein, stellst deinen Flügel flach und fährst auf der Geraden einfach an ihm vorbei." (Lesen Sie in unserer Rubrik US-Racing, was Montoya zur NASCAR zu sagen hat) Montoya bedauert diese Entwicklung, da er Überholvorgänge als große Herausforderung des Motorsports schätzt.
"Ich glaube, dass das Überholen eine wahre Kunst ist, in der du gut sein musst. Du musst viele Fehler machen und eine Million Male dabei versagen, um es richtig zu lernen. So wächst man im Rennsport auf, und währenddessen wirst du immer besser - es entwickelt sich zu einer Kunst." Das sei auf einem Ovalkurs im Grunde nicht viel anders. Zwar gebe es eine andere Art zu überholen. Die müsse man aber ebenso erst lernen, um sie dann effektiv anwenden zu können, erklärt der 37-Jährige, der seit 2006 in der amerikanischen NASCAR-Serie sein Geld verdient.
Herausforderungen schwinden
Montoya genießt darüber hinaus, dass er mit der europäischen Presse nicht mehr allzu viel am Hut hat. Der heißblütige Kolumbianer war stets für seine aggressive Fahrweise bekannt. Durch kompromisslose Manöver hatte er sich viele Feinde gemacht, jedoch auch etliche Bewunderer gefunden. Über die seinerzeit oftmals negative Darstellung in den Medien ärgert er sich noch heute: "Wenn ein aggressiver Pilot Europäer ist, dann ist das kein Problem. Wenn er aber aus Lateinamerika kommt, dann schon."
Ungleiche Behandlung durch die Presse
So sei es schon immer gewesen in Europa, man müsse damit leben und lernen, aggressiv zu sein und gleichzeitig das Risiko zu kalkulieren. Seinen Fahrstil deshalb zu verändern, hält Montoya für falsch: "Du musst ehrlich gegenüber dir selbst sein. Du musst die Person bleiben, die du immer warst, und deine Fähigkeiten und Talente nutzen, die dich dorthin gebracht haben, wo du bist." Zwar müsse man das Risiko etwas begrenzen, andererseits darf man sich auch nicht einfach überholen lassen, findet der Heißsporn.