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Theissen: "Würde Vettel wieder ziehen lassen"
Der frühere BMW-Motorsportchef und Norbert Haug, Mercedes-Amtskollege a. D., über das Leben im Ruhestand, Oldtimer-Pläne und ihre Kontakte in die Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Es ist still geworden um zwei, die bis vor kurzem zentrale Figuren des Motorsport waren. Während sich der habilitierte Maschinenbauer Mario Theissen nach seinem Ausscheiden bei BMW als Hochschuldozent und ehrenamtlicher Oldtimerrefernt des ADAC betätigt, genießt Norbert Haug die weißen Flecken im Terminkalender: "Ich habe mich ausgiebig um Dinge gekümmert, die früher zwangsläufig zu kurz kamen", sagt der Ex-Mercedes-Verantwortliche der 'Auto Bild motorsport' (Jetzt abonnieren!).
Auch Theissen berichtet der Zeitschrift, dass er sich gezielt Auszeiten gönnt: "Ich bin bewusst vom Gas gegangen. Endlich mal wieder ein anderes Buch lesen als den Straßenatlas." Den musste der 60-Jährige bei der Deutschland-Klassik des Automobilverbandes dann noch wieder rausholen, als er mit einem Volkswagen Käfer samt gelber Warnlampe und Ehefrau auf dem Beifahrersitz mitrollte. "Man sieht: Meine Allergie gegen Fremdmarken hat deutlich nachgelassen", bemerkt Theissen schmunzelnd.
Für Haug wollte ein Leben ohne viele Verpflichtungen gelernt sein: "Manchmal denke ich: 'Das muss ich jetzt unbedingt erledigen!' Und dann fällt mir ein: 'Nein, muss ich jetzt gar nicht, geht auch noch später'. Ein echtes Luxusgefühl." Nach einem erfüllten Berufsleben liegt für den 60-Jährigen die Latte für eine neue Herausforderung nach eigener Aussage hoch, jedoch kann sich Haug ebenfalls für Oldtimer begeistern. Bei der Allgäu-Klassik war er kürzlich bereits als Vorabfahrer im Einsatz.
Haug will nicht "reinschwätzen"
Die Formel 1 verfolgt Theissen trotz seines Besuchs beim Grand Prix auf dem Nürburgring nur noch als Fan und fiebert allen voran mit Sebastian Vettel, zu dem er noch immer regelmäßig Kontakt hat. "Klar drücke ich den Fahrern die Daumen, mit denen ich früher zusammengearbeitet habe", so der Ex-BMW-Mann. Er hat kein Problem damit, sich über Erfolge der früheren Konkurrenz mit dem silbernen Lack zu freuen: "Dazu gehören auch Nico Rosberg und Nico Hülkenberg."
Es bereitet Theissen rückblickend kein Unbehagen, dass sich Vettel 2007 aus München in Richtung Toro Rosso verabschiedete: "Wir hätten Sebastian als Testfahrer im Team festnageln können. Das kam für mich aber nicht infrage, nachdem wir ihn über Jahre gefördert hatten", erinnert er sich. "Ihn bei uns ins Auto setzen - dafür war das Risiko zu hoch. Deshalb haben wir ihn zu seinem anderen Förderer Red Bull ziehen lassen, wo er sich ohne Druck etablieren konnte. Das würde ich heute wieder so machen."
Haug schaltet am Sonntagnachmittag guten Gewissens den Fernseher ein: "Die Silberpfeile sind vom Management über die Technik bis zu den Fahrern jetzt bestens aufgestellt und können vorne fahren. Das zu sehen, ist schön und befriedigend für mich", berichtet er über die Genugtuung, dass das Formel-1-Projekt doch noch reüssiert. Am Nürburgring habe er mit wesentlich mehr Fahrern gesprochen als noch zu seiner aktiven Zeit. Dennoch übt er sich in Zurückhaltung: "Reinschwätzen tue ich sicher nie und schon gar nicht hintenrum."
