• 17. Juli 2013 · 14:28 Uhr

Anklage wegen Bestechung: Ecclestone droht das Aus

Formel-1-König Bernie Ecclestone droht der endgültige Sturz vom Thron, seinem Milliarden-Zirkus ohne den umstrittenen Zampano eine ungewisse Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestone muss sich wegen Anstiftung zur Untreue und Bestechung in besonders schwerem Fall vor der deutschen Justiz verantworten. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat gegen den Briten ein entsprechendes Verfahren eingeleitet. Damit droht Ecclestone nach etwa vier Jahrzehnten an der Spitze der Formel 1 das Aus, zudem muss der Chefvermarkter der Rennserie eine Gefängnisstrafe fürchten. Einen Rücktritt hatte Ecclestone trotz der drohenden Anklage zuletzt immer abgelehnt, die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

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Bernie Ecclestones Zeit an der Spitze der Formel 1 könnte bald abgelaufen sein Zoom Download

Ecclestone selbst bestätigte am Mittwoch den Eingang der Anklageschrift. "Ich habe mit meinen Anwälten gesprochen, sie haben eine Anklageschrift erhalten. Sie wird nun ins Englische übersetzt", sagt Ecclestone der 'Financial Times' und gab sich gelassen: "Wir werden uns ordentlich verteidigen. Es wird ein interessanter Fall. Es ist schade, dass das passiert." Ein Angebot, das Verfahren gegen Zahlung einer Geldauflage einzustellen, sei Ecclestone nicht gemacht worden.

Der mächtige Formel-1-Mogul soll dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld im Zuge des Verkaufs einer Formel-1-Beteiligung der BayernLB an den britischen Investor CVC gezahlt haben. Der mittlerweile zu achteinhalb Jahren Haft verurteilte Gribkowsky hatte Ecclestone bei der Münchner Staatsanwaltschaft schwer belastet. Ecclestone bestreitet die Vorwürfe und behauptet, von Gribkowsky erpresst worden zu sein.

Ist Ecclestone noch tragbar?

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Gerhard Gribkowsky brachte die Ermittlungen gegen Ecclestone ins Rollen Zoom Download

Ecclestones atemraubender Aufstieg von einem Gebrauchtwagenhändler zum Milliardär und Herrscher der Formel 1 könnte damit vor der deutschen Justiz ein unrühmliches Ende finden. Sollte Ecclestone verurteilt werden, wäre er als Chefpromoter nicht mehr haltbar. Schon durch die Anklageerhebung ist es Unternehmen wie Mercedes durch die strengen Compliance-Vorschriften eigentlich nicht mehr gestattet, eine geschäftliche Beziehung mit dem Briten aufrechtzuerhalten.

Einer möglichen Gefängnisstrafe in der Schmiergeld-Affäre sah Ecclestone zuletzt gelassen entgegen. "Ich bin nicht schuldig. Aber wenn ich ins Gefängnis geschickt werde, muss ich damit klarkommen", sagte er, "ich glaube nicht, dass es mir besonders gefallen würde. Aber man muss mit gewissen Dingen umgehen."

Aus der Formel 1 hat der umstrittene Strippenzieher Ecclestone in der Angelegenheit viel Unterstützung erhalten. "Unabhängig von der Situation finde ich es absolut richtig, dass er weitermacht. Es gibt keinen Besseren für diese Rolle als Bernie - auch wenn niemand von uns komplett überblicken kann, was zu dieser Rolle überhaupt alles gehört", hatte Christian Horner, Teamchef von Sebastian Vettels Red-Bull-Team, am Rande des Grand Prix von Großbritannien gesagt.

Rückendeckung im Fahrerlager

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Christian Horner stärkt Bernie Ecclestone den Rücken Zoom Download

Ohne Ecclestone stünde die Formel 1 vor großen Problemen. "Die Deals, die er immer noch macht, sind herausragend. Auch die Tatsache, dass er die Formel 1 in neue Länder bringt. Er macht dies mit aller Leidenschaft und großem Enthusiasmus", sagt Horner. Von einer Ablösung Ecclestones wollte Horner da noch nichts wissen: "Es ist in unserem Interesse, dass er diesen Job möglichst lange weitermacht. Nach ihm wird es unserem Sport wohl schlechter gehen. Die Formel 1 ist nur wegen Bernie Ecclestone zu dem geworden, was sie ist. Ohne ihn wären wir in argen Nöten."

Trotzdem soll die Formula-One-Manegement-Group bereits vor einiger Zeit einen Headhunter engagiert haben, der im Hintergrund nach einem möglichen Nachfolger für Ecclestone suchen soll. Die Namen Monisha Kaltenborn, Teamchefin von Sauber, und Justin King, Chef einer britischen Supermarktkette, wurden bereits genannt. Beide zeigten allerdings (noch) kein Interesse an dem Job.

Ecclestones Aufstieg zum mächtigsten und gefürchtetsten Mann der Formel 1 begann Ende der 1970er Jahre, als der nur 1,59 m große Zampano die TV- und Vermarktungsrechte für die Rennserie erstand. In den folgenden Jahren machte Ecclestone aus dem PS-Zirkus ein milliardenschweres Unternehmen und eine der profitabelsten Sportveranstaltungen der Welt.

Dabei kämpfte der Familienvater immer mit harten Bandagen, stets hatte er das Image, bei seinen Geschäften das Recht möglichst nach seinen Gunsten zu dehnen. "Wir sind nicht so etwas wie die Mafia, sondern wir sind die Mafia", sagte er einmal. Nun droht dem Formel-1-Paten der endgültige Sturz.

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