Hill: "Bernie interessiert sich nicht für den Sport"

Ex-Weltmeister Damon Hill hält die aktuelle Expansion der Formel 1 für übertrieben, und sieht dies als Ergebnis von Bernie Ecclestones Interesse am Geld

von Norman Fischer · 27.06.2013 16:50

(Motorsport-Total.com) - Noch ist nicht klar, wie es mit Bernie Ecclestone nach der Anklage im Zuge der Bestechungsaffäre um den früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky weitergehen wird. Während einige glauben, dass der 82-Jährige die Formel 1 bis zu seinem Tod weiterregiert, halten ihn andere für nicht mehr tragfähig für die Königsklasse und denken, dass der Brite die Affäre nicht unbehelligt überstehen wird.

Damon Hill ist mit einigen Entscheidungen von Bernie Ecclestone nicht einverstanden

Damon Hill gehört zu jenen, die Ecclestone gut kennen. Der Ex-Weltmeister sieht auf seinen Landsmann große Probleme zukommen, glaubt aber nicht, dass sich der Formel-1-Zampano so einfach von seinem Thron verabschiedet: "Bernie hat eine bemerkenswerte Fähigkeit zu überleben", sagt der Ex-Pilot gegenüber dem 'London Evening Standard'. "Er ist so weit gekommen, er wird jetzt nicht einfach alles hinwerfen. Vergesst es, das wird nicht passieren."

Der 52-Jährige lobt die Verdienste des Chef-Promoters, der die Formel 1 in der ganzen Welt salonfähig gemacht hat: "Bernie hat für den Sport vieles möglich gemacht, und alles in Form gebracht, wenn es chaotisch wurde. Seine Voraussicht ist unglaublich." Dennoch glaubt Hill, dass in den letzten Jahren einiges falsch gelaufen ist. Besonders die Expansion in andere Länder und die Verabschiedung aus dem Kernbereich Europa geht dem 22-fachen Rennsieger zu weit.

"Es gibt einige Grundpfeiler, die wertvoll für den Grand-Prix-Sport sind. Ohne europäischen Enthusiasmus - wenn man den Sport nur nach China, Indien oder in die Staaten bringen würde - würde er innerhalb von Minuten sterben." Allein das Zuschauerinteresse in den östlichen Ländern spricht für ihn Bände. "Es gibt einen Unterschied zwischen dem Vorsetzen des Sportes von oben nach unten, und dem Aufwachsen mit dem Sport von den Wurzeln an", so der Brite weiter.

In den "neuen" Formel-1-Gebieten gebe es daher keine angeborene Liebe zum Sport. "In Bahrain versuchen sie die Formel 1 den Leuten als etwas Gutes zu verkaufen - aber sie kaufen es nicht", analysiert Hill, der schon 1999 - im Jahr des ersten Malaysia-Grand-Prix - seine Karriere beendete. Und genau da liege die Verantwortung Ecclestones, das zu ändern. "Aber ich glaube nicht, dass Bernie am Sport interessiert ist. Er ist an den Einnahmen interessiert, die das bringt."