• 16. April 2013 · 11:20 Uhr

Kritik nach "Reifenschach" in China: Muss Pirelli reagieren?

Jacques Villeneuve findet die vom Reifenschonen geprägte Formel 1 "langweilig", für Karl Wendlinger ist Pirelli zu weit gegangen - Er fordert eine Reaktion

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von China in Schanghai konnte mit neun Führungswechseln aufwarten - wahre Spannung und heiße Rad-an-Rad-Duelle hielten sich aber in Grenzen. Der Grund: Die fragilen Pirelli-Reifen hinderten die Piloten daran, sich auf Zweikämpfe einzulassen, weil man dadurch gegen die strategische Marschroute verstoßen und den Gummis zu viel zugemutet hätte. Und so fuhr jeder sein eigenes Rennen.

Foto zur News: Kritik nach "Reifenschach" in China: Muss Pirelli reagieren?

Fahren nach Zahlen: Die Piloten haben derzeit Angst, ihre Reifen zu überlasten Zoom Download

Ex-Formel-1-Pilot Jacques Villeneuve - ein verwegener Fahrer, der einst keinen Zweikampf ausließ - lässt nun gegenüber der 'BBC' kein gutes Haar an der Formel 1 anno 2013: "Ich mag die moderne Formel 1 nicht. In meinen Augen hat es heute keine Action gegeben, nichts. Es wurde viel überholt, ja, aber null Action auf der Strecke. Alles, was man sieht, ist ein Haufen Fahrer, die nur auf sich schauen und ihr eigenes Tempo gehen - was bei diesem Reglement verständlich ist. Aber das ist kein echtes Racing."

Der Kanadier, der für seine kritischen Aussagen bekannt ist, findet die aktuelle Formel 1 "langweilig. Der schnellste Fahrer gewinnt, nicht der beste." Dennoch sieht er es nach wie vor als reizvoll an, in der "Königsklasse" des Motorsports anzutreten: "Weil es erstaunliche Autos sind, schnelle Autos. Wenn du das Rennfahren liebst, warum solltest du dazu nein sagen? Es gibt sonst nichts, was vergleichbar schnell und aufregend ist, wenn man einmal im Cockpit sitzt."

Selbst bei drei Stopps nicht am Limit

Diese Erfahrung machte auch Karl Wendlinger. Der Österreicher fuhr Anfang der 1990er-Jahre für March und Sauber, ehe er in Monaco schwer verunglückte. Auch er ist der Ansicht, dass sich die aktuellen Pirelli-Reifen nicht mehr positiv, sondern negativ auf das Renngeschehen auswirken: "Das geht zu weit. Die meisten Autos mussten drei Mal stoppen, aber trotzdem mussten die Fahrer auf die Reifen aufpassen. Sie fahren nicht am Limit."

"Die Piloten sind von Anfang des Stints an nicht am Limit."Karl Wendlinger
Er kann nachvollziehen, dass die Fahrer keine Freude an den aktuellen Rennen haben, dass Sebastian Vettel meint, die aktuellen Grands Prix hätten nicht viel mit Rennfahren zu tun. "Das finde ich absolut verständlich, weil es jetzt nicht so ist, dass der Reifen abbaut und man dann an die Box muss, sondern die Piloten von Anfang des Stints an nicht am Limit sind", sagt der Tiroler. "Sie könnten vom Auto her schneller fahren, wissen aber ganz genau, dass sie, wenn sie zwei oder drei Runden schneller fahren, nachher drei Mal so viel verlieren, weil sie den Reifen zu sehr belasten."

Wendlinger rechnet mit neuen Reifen

Vor allem die Charakteristik des Reifens, dass die Performance ohne Vorwarnung einbricht, macht es für die Piloten so heikel. "Das ist zu kritisch", kommentiert Wendlinger und fordert eine Reaktion von Pirelli: "Da kann man nur hoffen, dass entweder andere Reifenvarianten kommen oder der Reifen bei anderen Strecken nicht mehr so empfindlich ist."

Er sieht aber nicht die Italiener als Schuldige, schließlich haben sie nur auf die Anweisungen von oben reagiert, die Rennen durch unberechenbare Reifen spannender zu machen, wofür man in der Vergangenheit auch schon Lob geerntet hat. Seiner Meinung nach führt kaum ein Weg an neuen Reifen vorbei: "Es kann jetzt passieren, dass die Teams die Reifen immer besser verstehen und ihre Autos daran anpassen und anders abstimmen, und dadurch auch der Verschleiß geringer wird. Dennoch rechne ich damit, dass irgendwann eine neue Pirelli-Generation kommen wird, wo dann wieder das Rennfahren mehr im Vordergrund stehen wird."

Im Fahrerlager von Schanghai gab es bereits Spekulationen, dass Pirelli ab dem Europaauftakt in Barcelona neue Reifen bringt, bei den Italiener will man aber davon nichts wissen. Wendlinger glaubt, "dass das zu kurzfristig ist, denn Pirelli muss diese Reifen ja auch testen und entwickeln."

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Die erfolgreichsten Fahrer der aktuellen Formel-1-Teams
Die erfolgreichsten Fahrer der aktuellen Formel-1-Teams
Foto zur News: Designs alternative F1-History: Was wäre wenn ..?
Designs alternative F1-History: Was wäre wenn ..?

Foto zur News: Die Formel-1-Sonderdesigns in der Saison 2024
Die Formel-1-Sonderdesigns in der Saison 2024

Foto zur News: Montreal: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Montreal: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion

Foto zur News: F1: Grand Prix von Kanada (Montreal) 2024
F1: Grand Prix von Kanada (Montreal) 2024
Sonntag
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: Hätte McLaren Norris besser draußen gelassen?
Hätte McLaren Norris besser draußen gelassen?
Foto zur News: So wird die Formel 1 ab 2026!
So wird die Formel 1 ab 2026!

Foto zur News: Wird Ocons Dummheit zur Chance für Mick?
Wird Ocons Dummheit zur Chance für Mick?

Foto zur News: Würde Ferrari Hamilton am liebsten loswerden?
Würde Ferrari Hamilton am liebsten loswerden?
formel-1-countdown
Top-Motorsport-News
Foto zur News: "Akzeptiere ich nicht!": Bortolotti ärgert Verwarnung nach Wittmann-Kollision
DTM - "Akzeptiere ich nicht!": Bortolotti ärgert Verwarnung nach Wittmann-Kollision

Foto zur News: WRC Rallye Italien 2024: Ogier-Drama beschert Tänak ersten Saisonsieg
WRC - WRC Rallye Italien 2024: Ogier-Drama beschert Tänak ersten Saisonsieg

Foto zur News: WSBK-Rückkehr nach Verletzung: Wie fit ist Danilo Petrucci in Misano wirklich?
WSBK - WSBK-Rückkehr nach Verletzung: Wie fit ist Danilo Petrucci in Misano wirklich?

Foto zur News: Türkischer Sim-Racer Cem Bölükbasi bekommt Chance in der Formel 2
F2 - Türkischer Sim-Racer Cem Bölükbasi bekommt Chance in der Formel 2
Monaco Grand Prix 2024 Formel-1 Tickets kaufen