Horner über Paarung Vettel/Hamilton: "Nicht das Richtige"

Der Red-Bull-Teamchef erkennt in den Starpiloten ganz unterschiedliche Charaktere und würde deshalb auf den Briten eher als auf den Deutsche verzichten

von Dominik Sharaf · 14.03.2013 17:19

(Motorsport-Total.com) - Christian Horner befindet sich in einer durchaus beneidenswerten Situation. Er trifft bei dem Formel-1-Team, das über das beste Auto und vermutlich auch das größte Budget verfügt, die Personalentscheidungen. In der Lage sich, seine Fahrer quasi aussuchen zu können, würden nicht wenige zu Sebastian Vettel und Lewis Hamilton greifen. Der Brite jedoch nicht, wie er im Gespräch mit dem 'Telegraph offenbart: "Ich bewundere sein Talent, aber Lewis und Sebastian wären nicht die richtige Kombination."

Christian Horner scheint mit Sebastian Vettel wunschlos glücklich

Zu unterschiedlich sind die beiden. Hamilton, der Hip-Hop-CDs aufnimmt, sich in unvorteilhaften Situationen in Hotel-Lobbys ablichten lässt und mit Nicole Scherzinger eine Lebensgefährtin aus dem Showbusiness an seiner Seite hat, ist ein ganz anderer Charakter als Vettel. "Er genießt die einfachen Dinge des Lebens, ist gerne auf dem Land und kennt seine Freundin schon seit der Schulzeit", kontrastiert Horner und lobt den Charakter des Heppenheimers: "Er glaubt daran, dass er nicht dafür bezahlt wird, ein Superstar zu sein."

Nichtsdestotrotz hat der Red-Bull-Teamchef eine Menge Respekt für die Leistungen des neuen Mercedes-Piloten, der schon in Kontakt mit den Österreichern stand: "Lewis ist ein wahnsinnig schneller Fahrer und er hat in der Vergangenheit schon Interesse geäußert, für das Team zu fahren. Aber das wäre für die Mannschaft nicht das Richtige gewesen", unterstreicht Horner seine Bedenken. Er scheint mit dem dreifachen Weltmeister Vettel ohnehin bereits wunschlos glücklich zu sein.

Horner rechnet mit "üblichen Verdächtigen

Der 39-Jährige geht ins Detail, wenn er seinen langjährigen Schützling lobt: "Man kann nicht ignorieren oder unterschätzen, was Sebastian erreicht hat", schwärmt Horner. "Würde er morgen seine Karriere beenden und würde nie wieder fahren, wäre er immer noch einer der Besten aller Zeiten." Allen voran seine Herangehensweise in der Vorbereitung spräche für Vettel, sie sei sportartenübergreifend vorbildlich. "Er hat Opfer gebracht. Er ist unablässig darauf konzentriert, was er erreichen will."

Ob Vettel die Erfolgsstory fortschreiben kann? "Unmöglich zu sagen, wie die Hackordnung im Moment aussieht", rätselt Horner vor dem Saisonstart 2013 am Sonntag in Melbourne. "Vielleicht erfahren wir es nicht vor Samstag, weil es auch noch regnen soll." Er glaubt, dass es sogar zwei oder drei Rennen dauern könnte, bis Klarheit herrscht. "Sicher sind aber die üblichen Verdächtigen konkurrenzfähig." Die Rede ist von Fernando Alonso im Ferrari, den Mercedes-Piloten, McLaren und Lotus.

Dennoch geht Horner zuversichtlich in das neue Formel-1-Jahr, spricht von produktiven Tests im Winter und glaubt, an den zwölf dazu zur Verfügung stehenden Tagen das Maximum herausgeholt zu haben. Dabei hatte Red Bull so wenig Zeit, den RB9 zu entwickeln wie bei keinem Boliden zuvor. Schuld waren das enge Saisonfinale und die anstehende Turboära ab 2014. "Wir waren spät dran, aber wir haben Fortschritte gemacht", betont Horner und zieht vor seinen nie ermüdenden Mitarbeitern den Hut.

Aufsteiger ärgert Establishment

Beim ersten Test hätte es zwar keinerlei Ersatzteile, aber immerhin ein Auto gegeben. "Jetzt sind beide Fahrer glücklich, aber wer weiß, wie es sich im Vergleich zur Konkurrenz verhält." So könnte es bald der Fall sein, dass aus Red Bull ein geschichtsträchtiger Rennstall wird. "Wir haben nicht die Tradition Ferraris, McLarens oder Mercedes'", räumt Horner ein. "Es wirkt für sie einfach unwirklich, dass ein junges, aufstrebendes Team mit einem jungen Piloten kommt und erreicht, was wir erreicht haben."


Fotos: Großer Preis von Australien


Horner ist klar, dass er sich in der Vergangenheit zwar sportliche Lorbeeren, aber nicht unbedingt einen Highscore an Sympathiepunkten erarbeitet hat. "Jemand sagte mir, dass der beste Weg, sich unbeliebt zu machen, der ist, ständig zu gewinnen", nimmt er es locker und äußert seine Vorfreude auf die kommende Saison, auch wenn insbesondere vor dem Auftakt noch einige Fragen offen sind. Den größten Unterschied zum Vorjahr erkennt Horner in den neuen Pirelli-Reifen, die insbesondere im Rennen zu einem "entscheidenden Faktor" werden könnten: "Niemand hier kann sagen, ob am Sonntag ein, zwei, drei, vier oder fünf Stopps gemacht werden."