• 18. Oktober 2012 · 17:00 Uhr

"Kamikaze-Kamui"? Kobayashi verteidigt sich

Kamui Kobayashi sieht sich nach der Südkorea-Kollision zu Unrecht als Kamikaze- Pilot abgestempelt: Der Japaner und sein Renningenieur verweisen auf Fakten

(Motorsport-Total.com) - Nach der Kollision in Kurve drei der ersten Runde beim Grand Prix von Südkorea war am vergangenen Sonntag schnell ein Schuldiger gefunden: Sauber-Pilot Kamui Kobayashi wurde sowohl von Jenson Button (McLaren) als auch von Nico Rosberg (Mercedes) heftig kritisiert. Button forderte nach dem Kobayashi-Verbremser, der unterm Strich für alle drei Piloten das Aus bedeutete, gar eine Disqualifikation des Japaners.

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Kamui Kobayashi sieht sich als besonnener und kontrollierter Fahrer Zoom Download

Kobayashi selbst zeigt sich maßlos enttäuscht darüber, als Kamikaze-Pilot abgestempelt zu werden. "Das ist schon frustrierend und sehr seltsam", sagt der Sauber-Pilot im Gespräch mit 'Autosport' und vermutet: "Vielleicht kommt es daher, dass es in der Vergangenheit hin und wieder Probleme mit japanischen Fahrern gab?"

Satoru Nakajima war Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre der erste Japaner, der es auf mehr als nur ein paar sporadische Starts brachte. Aguri Suzuki, Ukyo Katayama, Taki Inoue, Shinji Nakano, Toranosuke Takagi, Takuma Sato, Sakon Yamamoto, Yuji Ide und Kazuki Nakajima setzten die Tradition der Piloten aus dem Land der aufgehenden Sonne mit unterschiedlicher Erfolgsbilanz fort (Formel-1-Datenbank: Alle japanischen Piloten der Formel-1-Geschichte). Beim Grand Prix von Brasilien 2009 gab schließlich Kobayashi sein Formel-1-Debüt und ist seither der einzige Japaner im Feld.

Kollision in Yeongam eine Ausnahme

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Kamui Kobayashi fährt mit viel Einsatz, kennt aber die Grenzen genau Zoom Download

In bisher 57 Rennen fiel Kobayashi nicht gerade durch ungewöhnliche viele Kollisionen auf - im Gegenteil: Das letzte Rennen vor Südkorea 2012, beim dem der Japaner durch eigenes Verschulden für einen Ausfall eines Konkurrenten sorgte, war der Grand Prix von Singapur 2010. So kommt Kobayashi nicht zu Unrecht zum Schluss: "Ich fahre normalerweise sehr besonnen. Es gibt in den Medien viele falsche Informationen. Das überrascht mich, aber ich kann nichts dagegen tun."

Die Kritik von Button und Rosberg vom vergangenen Sonntag stößt dem Sauber-Piloten sauer auf. "Wenn Fahrer so etwas sagen, ist da schrecklich für mich. Ich kann nur immer wieder betonen, dass ich kein Crash-Pilot bin", sagt Kobayashi und erhält Rückendeckung durch seinen Renningenieur Francesco Nenci: "Er ist nicht aggressiv. In Wahrheit ist es so, dass ich mich schon bei ihm darüber beschwert habe, dass er auf der Strecke zu höflich agiert."

"Ich habe mich schon bei ihm darüber beschwert habe, dass er auf der Strecke zu höflich agiert."Kobayashis Renningenieur Francesco Nenci
"Die Leute behaupten immer wieder, er sei aggressiv, aber das stimmt nicht", verweist Nenci auf die niedrige Unfallquote von Kobayashi und fügt hinzu: "Wenn es um die Rennstrategie geht, dann machen wir uns seine Überholfähigkeiten zunutze und entscheiden uns für eine aggressive Strategie. Dass er dabei in einen Unfall verwickelt war, kam aber nur sehr selten vor."

Im Sauber-internen Teamduell fällt Kobayashi im Vergleich zu Sergio Perez dennoch etwas ab. Während der Mexikaner in diesem Jahr schon drei Mal auf dem Podium stand und sowohl in Sepang als auch in Monza am Sieg schnupperte, steht für Kobayashi in puncto Podiumsplatzierungen nur sein Heimrennen in Suzuka in den Ergebnislisten. Nach WM-Punkten liegt Perez mit 66:50 vorn. Im Qualifying-Duell hat aber Kobayashi mit 9:7 die Oberhand.

Pech verhinderte Duell mit Perez auf Augenhöhe

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Gegenüber Teamkollege Perez liegt Kobayashi nicht so weit hinten wie es wirkt Zoom Download

"Leider konnten wir aus unserem Potenzial nicht in der Form Kapital schlagen, wie es Sergio gelungen ist", bedauert Kobayashis Renningenieur und sieht eine Ursache dafür in den Pirelli-Reifen der Generation 2012: "Die Reifen sind in diesem Jahr eine größere Herausforderung als im vergangenen Jahr. Die Anpassung fällt den Fahrern mitunter nicht leicht."

Hinzu kommt im Falle Kobayashi auch der Faktor Pech. In Spa-Francorchamps stellte er seinen Sauber im Qualifying in Startreihe eins, wurde dann aber bereits nach wenigen Metern ein Opfer der von Lotus-Pilot Romain Grosjean ausgelösten Startkollision.

So hält auch Kobayashi unterm Strich fest: "Wir haben mehr erwartet, aber so ist der Rennsport. Ich hatte in diesem Jahr viel Pech. In Valencia hätte ich ohne die Kollision mit Bruno Senna auf dem Podium landen können. Auch in Barcelona hätte ich vom reinen Tempo her aufs Podest fahren können, wenn es nicht im Qualifying Probleme gegeben hätte. Ohne derart viel Pech würde ich in der Weltmeisterschaft mit Sergio auf Augenhöhe liegen."

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