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Formel-1-Kommission: Fällt das Kundenauto-Verbot?
Heute entscheidet die Formel-1-Kommission über ein Kundenauto-Comeback: Warum das Verbot für Franz Tost nicht zeitgemäß ist und was gegen die Rückkehr spricht
(Motorsport-Total.com) - 2010 wurden die Kundenautos in der Formel 1 verboten. Sehr zum Nachteil von Toro Rosso. Die Truppe aus Faenza beauftragte davor die Red-Bull-Dachfirma Red Bull Technology, um den Boliden herstellen zu lassen. So nützte man die Synergien mit Red Bull Racing und verbesserte die Effizienz. Der Sieg von Sebastian Vettel mit einem Team, das wenige Jahre davor noch als Minardi die letzte Startreihe gebucht hatte, war die Folge.
Trotz der Reglementänderungen ist das Thema "Kundenautos" keineswegs vom Tisch. Beim heute in Genf stattfindenden Treffen der Formel-1-Kommission wird Red Bull für eine Wiedereinführung der Kundenautos plädieren. Kritiker befürchten, dass Mittelklasse-Teams, die nicht als Satelliten-Rennställe agieren, durch die Kundenauto-Lösung von vornherein chancenlos wären. Zudem würden die Autos einander noch mehr gleichen, als dies ohnehin bereits der Fall ist.
Tost wundert sich über Verbot
Doch Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost versteht nicht, warum es seinem Rennstall nicht mehr möglich ist, den Boliden von Red Bull beziehen zu können. "Der genaue Grund dieser Gesetzesänderung (2010, Anm.) ist schwer zu eruieren", sagt der Österreicher gegenüber der 'SportWoche'. "Manche meinten, wenn das mit den sogenannten Kundenteams Einzug hält, dann geht die DNA der Formel 1 verloren. Das heißt: Jedes Team muss sein eigenes Auto bauen und die entsprechende Forschungs- und Entwicklungsarbeit leisten. Ich sehe das anders."
Toro Rosso: Millionenaufwand ohne positive Auswirkung?
Toro Rosso musste hingegen seit dem Kundenauto-Verbot viel Geld in die Hand nehmen, um in der Minardi-Fabrik ein eigenes Formel-1-Auto konstruieren zu können. Zudem nützt man den Windkanal im englischen Bicester, was das Team auch logistisch vor eine Herausforderung stellt. "Wir mussten eine neue Aerodynamik-Abteilung mit CFD und Windkanal und eine Design-Abteilung und Produktion aufbauen", bestätigt Tost. "Da waren Investitionen in Millionenhöhe nötig."
Kolles: Kundenautos kein Vorteil für kleine Teams
HRT-Teamchef Colin Kolles ist anderer Meinung. Er stellte schon vor dem Treffen der Formel-1-Kommission klar, dass er jeglichen Kundenauto-Vorschlag blockieren wird. "Das ist schlecht für die Formel 1", wird er von der brasilianischen Tageszeitung 'O Estado de Sao Paulo' zitiert. "Die Formel 1 ist, was sie ist - weil es von jedem Hersteller erfordert wird, die intellektuellen Rechte am eigenen Projekt zu besitzen. Es wäre ein Fehler, das Projekt von jemand anderem zu verwenden."
Brawn fürchtet um Hersteller
Mercedes-Teamchef Ross Brawn stimmt Kolles zu. Er hält die Einführung von Kundenautos für eine Gefahr für die Formel 1. "Es klingt so einfach", meint der Brite gegenüber 'Autosport'. "Man baut ein drittes Auto und verkauft es an ein anderes Team. Wenn dieses Team dann aber die Saison mit einem sehr konkurrenzfähigen Auto bestreitet und viel geringere Kosten hat als ein Hersteller, dann werden wir die Hersteller verlieren, denn es ergibt für ein Team keinen Sinn mehr, ein eigenes Auto zu bauen. Das wollen wir nicht."
Toro Rosso bald mit Renault-Motor?
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass sich die Kundenauto-Idee durchsetzt, könnten Red Bull und Toro Rosso in einem Bereich schon bald die gleichen Teile benutzen: beim Antriebsstrang. Die Teams dürfen bereits jetzt von anderen Herstellern Teile wie KERS oder das Getriebe einkaufen.