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Feuerfest war gestern: Das Geheimnis der Rennanzüge
Formel-1-Anzüge im Check: Wie oft die Fahrer sie wechseln, welchen Tests sie widerstehen müssen, warum sie heute schicker aussehen und wie viel sie wert sind
(Motorsport-Total.com) - Einst fuhren die Piloten mit Lederhaube und Fliegerbrille ins Ungewisse. Am Körper trugen sie nicht viel mehr als einen ölverschmierten Baumwoll-Overall. Der Tod war ein ständiger Begleiter, denn damals brannten die Autos noch gerne. Heute - 50 Jahre später - haben sich nicht nur die Boliden verändert, die damals noch an filigrane Zigarren auf vier Rädern erinnerten, sondern auch das Outfit der Piloten.
Sie sind längst feuerfest, aber das ist noch lange nicht alles, wie Jeremy Appleton verrät. Der Brite ist Kommunikationschef der Firma Alpinestars, die unter anderem das Force-India-Team mit Rennanzügen ausrüstet. "Feuerfeste Anzüge gibt es schon seit langer Zeit, seit Beginn der 1970er-Jahre", weiß er.
Abergläubische Fahrer wechseln seltener
Die damaligen Anzüge hatten aber mit den heutigen wenig gemein. "Das Material hat sich deutlich verbessert - in den Stoff ist sehr viel Forschung und Entwicklung eingeflossen." Alpinestars beschäftigt in Italien rund 120 Leute, die sich im Entwicklungszentrum nur mit einer Frage beschäftigen: Wie kreiere ich den perfekten Rennanzug?
Doch nicht nur die Fahrer, sondern auch die Mechaniker müssen seit Einführung der Tankstopps 1994 feuerfeste Anzüge tragen. "Jeder bekommt seinen individuellen Anzug", stellt Appleton klar. "Die Anzüge der Mechaniker werden immer wieder überarbeitet - sie haben Gürtel mit Funk und Taschen für all die Dinge, die sie tragen müssen."
Worauf es ankommt
Doch worauf kommt es bei einem Rennanzug überhaupt an? "Auf die Performance des Anzugs", zögert er nicht lange - und geht ins Detail. "Wie leicht ist er? Das ist aus Sicht des Teams das wichtigste. Für die Fahrer ist wichtig, wie gut er passt, wie angenehm er sich im Auto trägt und wie atmungsaktiv er ist. Der Körper des Fahrers muss sich unter diesen Bedingungen so angenehm wie möglich anfühlen. Außerdem müssen wir die FIA zufriedenstellen - da geht es um den Schutz vor Feuer und Hitze."
Nomex als Zauberwort
Die Anzüge bestehen aus der Aramidfaser Nomex. "Das ist eine Art feuerfeste Baumwolle", erklärt der Alpinestars-Kommunikationschef. "Das funktioniert extrem gut." Jeder Rennanzug besteht aus drei individuellen Schichten, die einem Feuertest bestehen müssen. "Das ist ein sehr harter Test", gibt er Einblicke in die Prüfmethoden. "Dort wird der Stoff mindestens zehn Sekunden lang mit Feuer in Berührung gebracht - er darf nicht brennen und auch keine Löcher aufweisen, nichts darf schmelzen oder sich ablösen. Wenn man ein normales T-Shirt diesem Test unterziehen würde, dann würde es sich auflösen."
Jedes Gramm zählt
Bei enormer Hitze, wenn der Fahrer an seine körperlichen Grenzen gebracht wird, spielt zudem jedes Gramm eine Rolle. "In den vergangenen sechs, sieben Jahren sind die Anzüge um fast 500 Gramm leichter geworden", erzählt Appeton stolz. "Das klingt nicht nach sehr viel, aber das Gesamtgewicht der Formel-1-Rennanzüge beträgt ungefähr 750 bis 800 Gramm. Wir haben das Gewicht also um fast ein Drittel reduziert - in nicht allzu langer Zeit."
Was kostet ein Formel-1-Rennanzug?
Bleibt die Frage, ob Otto Normalverbraucher auch die Möglichkeit hat, einen nach Formel-1-Kriterien hergestellten Rennfahrer-Anzug zu kaufen? "Diese Anzüge unterscheiden sich in Sachen Technologie sehr stark von den Anzügen, die man am Markt erhält", erteilt der Brite diesem Wunsch eine Absage. "Auch wenn die Technologie natürlich von den Formel-1-Rennanzügen abgeleitet wird und in die Anzüge, die man kaufen kann, einfließt: Wir sind einen Schritt voraus."