• 06. Mai 2025 · 09:32 Uhr

Meinung: Wäre es richtig, wenn Alpine Doohan durch Colapinto ersetzt?

Alpine erwägt, Jack Doohan vor Imola durch Franco Colapinto zu ersetzen - Verdient der Australier es, seinen Platz nach nur sechs Saisonrennen zu verlieren?

(Motorsport-Total.com) - Jeder, der die Formel 1 aufmerksam verfolgt, hat es kommen sehen. Die Gerüchte über eine vorzeitige Entlassung Jack Doohans bei Alpine nach nur wenigen Rennen in der Saison 2025 kursierten bereits seit November im Fahrerlager.

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Sind Jack Doohans Tage im Alpine-Cockpit endgültig gezählt? Zoom Download

Auch der Name seines möglichen Nachfolgers war seitdem bekannt: Test- und Ersatzfahrer Franco Colapinto. Und es sieht ganz danach aus, als würde man ihn bald ins Cockpit setzen.

Aber ist es nicht zu früh, Doohan rauszuwerfen? Und war sein Start in die Formel-1-Saison 2025 wirklich so schlecht, dass er nach nur sechs Rennen ersetzt werden sollte? Unser internationales Autorenteam hat dazu eine Meinung.

Christian Nimmervoll: Zieht Briatore nun bei Doohan einen "Wurz"?

Die Geschichte von Jack Doohan und Flavio Briatore erinnert mich, einen Österreicher, sehr an die Geschichte von Alexander Wurz und Flavio Briatore.

Wurz war Anfang 1998 für ein paar Monate das nächste große Ding in der Formel 1. Als er sich jedoch weigerte, einen Managementvertrag mit Briatore zu unterschreiben, und so in dessen Ungnade fiel, ging es mit seiner Karriere plötzlich bergab.

Das Learning, dass eine Formel-1-Karriere in einem von Briatore geführten Team schwierig fortzusetzen ist, solange man nicht dessen volles Backing genießt, macht jetzt auch Doohan durch. Man kann vermutlich drüber streiten, ob er ein zukünftiger Weltmeister ist oder nicht. Ich glaube: nicht.

Aber: Über seine Ablösung durch Franco Colapinto wurde im Winter schon geschrieben, noch bevor das erste Saisonrennen geschlagen war, und das sind sicher nicht die vertrauensvollen Rahmenbedingungen, die ein junger Mann braucht, um sein maximales Potenzial abrufen zu können.


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Würde Doohan besser performen, wenn seine Zukunft nicht ständig in Frage gestellt werden würde? Ja. Wären seine Performances gut genug, um zu rechtfertigen, dass Colapinto mit seinem Talent und mit den finanziellen Anreizen, die in seinem Sog mitkommen, weiterhin auf der Ersatzbank bleiben sollte? Wahrscheinlich nicht. Zumindest nicht dauerhaft.

Es ist schade, dass Oliver Oakes die vielfältigen Chancen, die er hatte, den Gerüchten ein für allemal ein Ende zu bereiten, nicht genutzt hat. Eine Bestätigung, die "Stand heute" beinhaltet, ist keine Bestätigung. Genauso wie man ein Kompliment nicht mit "Ja, aber ..." formuliert. Das hat mir Toto Wolff irgendwann mal beigebracht.

Ich hätte gern gesehen, wie gut Doohan wäre, wenn man ihn in Ruhe gelassen hätte. Aber ich fürchte, der Zug ist abgefahren.

Fabien Gaillard: Doohan war zum Scheitern verurteilt - also warum warten?

Man könnte sagen, dass Jack Doohan seit Beginn seines Abenteuers als Vollzeitfahrer für Alpine unter enormem Druck stand - ein Druck, der größtenteils durch die (manchmal gar nicht so) zweideutigen Aussagen seiner Chefs befeuert wurde.

Deshalb ist die Frage, ob Alpine im Recht ist, ihn ersetzen zu wollen, fast irrelevant. Es schien von Anfang an weniger eine Frage des "Ob" als eine des "Wann" zu sein.

Doohans Tage schienen von Beginn an gezählt, und das Blatt schien zugunsten Colapintos vorbelastet. Dem Australier konnte das kaum entgangen sein. Dennoch tat er sich keinen Gefallen, da er selten mit der Leistung seines Teamkollegen mithalten konnte und in kostspielige Zwischenfälle verwickelt war - siehe Suzuka.


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Auch wenn es stimmt, dass Doohans Platz ohnehin nie wirklich sicher schien, zeigte er schlichtweg zu wenig - und sicher nicht so viel wie Colapinto während seines kurzen Einsatzes bei Williams im Vorjahr. Auch der Argentinier hatte einige schwere Unfälle, aber sammelte immerhin Punkte. Kurz gesagt: Diese Entscheidung birgt sportlich kaum Risiken und könnte finanziell attraktiv sein - warum also warten?

Federico Faturos: Sechs Rennen hatte er - andere bekamen nicht mal das

Es ist keine Frage, ob Alpine richtig oder falsch handelt - es geht um Resultate. Jack Doohan war seit Saisonbeginn vor weniger als zwei Monaten kaum präsent, und sechs Rennen reichen heute aus, um zu wissen, ob ein Fahrer liefern kann oder nicht.

Sehen wir uns die Fakten an. Im Fahrerlager wurde am vergangenen Wochenende in Miami viel darüber gesprochen, dass Doohan auf einer Runde eine gute Leistung gezeigt habe.

Aber Teamkollege Pierre Gasly hat ihn bisher in sechs von acht Qualifyings geschlagen - Sprints eingeschlossen - mit einem durchschnittlichen Rückstand von 0,367 Sekunden. Wenn das Doohans stärkstes Argument ist, sieht es nicht gut aus.

Im Rennen war Gasly in fünf von sechs Grands Prix vor Doohan im Ziel. Falls Sie sich fragen, bei welchem Rennen der Australier den Franzosen geschlagen hat - das war in Shanghai, als Gasly wegen eines technischen Verstoßes disqualifiziert wurde, nachdem er klar vor Doohan auf Platz elf ins Ziel gekommen war.

Auf der anderen Seite hat Alpine mit Franco Colapinto einen Fahrer, der bewiesen hat, dass er ins kalte Wasser geworfen werden kann und trotzdem schwimmt - das zeigte er schon bei seinem Debüt bei Williams. Er holte Punkte in Baku - mit einem Q3-Einzug - bereits in seinem zweiten Rennen, und erneut in Austin.

In seinen ersten fünf Grands Prix kam der Argentinier im Schnitt auf Platz 10,6 ins Ziel. Doohans Durchschnitt bislang - wenn auch in anderem Material - liegt bei 15,6.

Zwar hatte auch Colapinto einige schwere Unfälle - in Brasilien und Las Vegas. Doch der erste geschah bei schwierigen Regenbedingungen in Interlagos, und der zweite, als er alles gab, um ins Q3 zu kommen. Das ist etwas anderes als ein Crash an einem Freitag in Suzuka. Außerdem sagte Alex Albon später, dass der Williams FW46 zu diesem Zeitpunkt der Saison schwerer zu fahren gewesen sei.


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Man kann Doohan wirklich bemitleiden, wenn das tatsächlich das Ende seiner Zeit bei Alpine sein sollte - seine Situation hätte sich wahrscheinlich ganz anders entwickelt, wenn Colapinto als potenzieller Ersatz nicht bereitgestanden hätte.

Aber man kann sich nicht aussuchen, wann man in die Formel 1 kommt, sie wartet auf niemanden. Immerhin hatte er sechs Rennen Zeit, sich zu beweisen - das hatte nicht jeder.

Filip Cleeren: Geld aus Argentinien schadet nicht - aber es geht um Leistung

Ich persönlich hätte es begrüßt, wenn Jack mehr Zeit bekäme, weil ich daran glaube, dass man Rookies genügend Zeit geben sollte, um sich einzugewöhnen - siehe Yuki Tsunoda -, und allem Anschein nach ist er auch ein feiner Kerl.

Aber die Formel 1 ist bekanntlich ein brutales, leistungsgetriebenes Geschäft, und andere Rookies haben gezeigt, dass mit den heutigen Mitteln sofortige Performance möglich ist.

Das bedeutet nicht nur, gelegentlich Speed zu zeigen - wie es Doohan getan hat -, sondern vor allem konstante, fehlerfreie Leistungen, auf die sich Teams im dichtesten Mittelfeldkampf der Formel-1-Geschichte verlassen können.

Aus verschiedenen Gründen ist das bei Doohan bislang nicht passiert, was schade ist. Die Frage ist jetzt: Wird diese Konstanz noch rechtzeitig kommen - oder gar nicht?

Es scheint offensichtlich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Colapinto im Cockpit sitzt. Warum hätte man ihn sonst von Williams loseisen sollen - einem Team, das ja ebenfalls damit rechnete, dass der Argentinier irgendwann befördert wird?

Wenn das Alpine-Team denkt, dass Doohans Eingewöhnung zu lange dauert oder gar nicht zustande kommt, ergibt es Sinn, den fertigen Ersatz jetzt einzusetzen - vor dem arbeitsreichen europäischen Sommer. Colapintos kommerzielle Verbindungen schaden sicher nicht, aber ich glaube, hier geht es in erster Linie um Performance.

Oleg Karpov: Doohan konnte einfach nicht überzeugen - und das zählt

Ich habe wirklich Mitleid mit Jack. Es gibt nicht viele Typen im Fahrerlager, die so bescheiden, höflich und nahbar sind wie er. Wenn das Rennen in Miami sein letztes in der Formel 1 war, ist das wirklich traurig. Einen Job zu verlieren, den man liebt und für den man so hart gekämpft hat - das wünscht man niemandem.

Aber er musste sich im Klaren sein, dass sich Dinge schnell ändern können, wenn er nicht liefert. Und letztlich hat er das nicht. Ja, als Rookie wurde er in eine sehr schwierige Situation geworfen und sollte sofort performen. Aber die Lage wäre wohl eine andere, wenn sein Weg in die Formel 1 erfolgreicher verlaufen wäre.

Man kann die verschiedenen Phasen einer Karriere nicht voneinander trennen. Wer sich in den Nachwuchsserien hervortut, bekommt mehr Zeit und Geduld von seinen Formel-1-Chefs - und beweist sich meist auch schneller.

Doohan bekam in der Formel 1 genau die Chance, die er vermutlich verdient hat - und es lag letztlich in seiner Hand, sie zu nutzen. Unter extrem schwierigen Bedingungen, unter enormem Druck - aber die Chance war da.

Franco Colapintos Weg in die Formel 1 war ebenfalls nicht geradlinig - aber als er seinen Platz bei Williams bekam, tat er genau das, was im Formel-1Paddock am meisten zählt: Er beeindruckte. Und letztlich ist das alles, was zählt ...

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