• 23. Oktober 2023 · 03:20 Uhr

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: die "Prügelknaben"

Warum ausgerechnet Lance Stroll von Aston Martin und Logan Sargeant von Williams nach dem Formel-1-Rennwochenende in Austin aufatmen dürfen

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,

Foto zur News: Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: die "Prügelknaben"

Lance Stroll und Logan Sargeant, die "Prügelknaben" der Formel 1 2023 Zoom Download

zugegeben: Die Plätze sieben und zehn sind normalerweise kein Grund, um jemanden nach einem Formel-1-Rennwochenende zu "Gutschläfern" zu ernennen. Aber dieses Mal machen wir eine Ausnahme, und zwar aus Gründen.

Denn es kommt in der Formel-1-Saison 2023 nicht so häufig vor, dass Aston-Martin-Fahrer Lance Stroll und Williams-Fahrer Logan Sargeant für sportliche Leistungen gelobt werden können.

Um es ganz deutlich zu sagen: Wäre Stroll nicht der Sohn von Teamboss Lawrence Stroll und wäre Sargeant als US-Amerikaner nicht absoluter Wunschfahrer von Williams-Besitzer Dorilton Capital, beide hätten vielleicht schon im Saisonverlauf ihre Cockpits verloren.

Stroll und Sargeant sind ständig in der Kritik

Dass wir uns hier nicht falsch verstehen: Stroll und Sargeant sind zweifelsohne gute Rennfahrer. Aber ob sie zwingend in die Formel 1 gehören, das lassen wir mal dahingestellt.

Stroll wirkt auf mich lustloser denn je. Meine Gedanken dazu habe ich unlängst schon in einer anderen Kolumne niedergeschrieben.

Und in diesem Text hatte Sargeant auch einen kleinen "Gastauftritt" als ein Formel-1-Fahrer, der mit der Formel 1 überfordert ist. Das ist der Eindruck, den ich von ihm habe - weil sich praktisch kein Aufwärtstrend bei ihm einstellen will, er zu viele Fehler macht und keinen guten Speed hat.

Beide Fahrer kann man für ihr Auftreten kritisieren. Muss man auch. Dann gebietet es die Fairness jedoch, gute Leistungen ebenfalls zu honorieren, sofern es solche gibt. Und die gab es in Austin, zumindest auf dem Papier: Stroll und Sargeant haben gepunktet, Sargeant sogar erstmals überhaupt.

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Logan Sargeant im Williams hinter Lance Stroll im Aston Martin in Silverstone 2023 Zoom Download

Ja, sicher: Es wären eigentlich nur die Plätze neun und zwölf gewesen und nicht sieben und zehn wie nach der Disqualifikation von Lewis Hamilton und Charles Leclerc aus technischen Gründen. Aber wer gegen die Regeln verstößt, der fliegt eben raus aus dem Ergebnis. Und schwupps - es landen die beiden "Prügelknaben" der Formel 1 in den Top 10.

Für beide ist es eine dringend notwendige Bestätigung.

Stroll fährt ein ordentliches Rennen für Aston Martin

Strolls katastrophale Saison an der Seite von Fernando Alonso bei Aston Martin rettet zwar auch ein siebter Platz in Austin nicht, aber er hat zumindest nichts falsch gemacht im Rennen. Im Gegenteil: Er ist aus der Boxengasse kommend sauber durchgefahren und hat mutmaßlich das erreicht, was das Auto kann. Und das ist zu diesem Saisonzeitpunkt: gerade noch in die Punkte zu fahren.

Wenn man jetzt noch weiß, dass Stroll im einzigen Freien Training unter dem Sprintformat gerade mal fünf Runden gedreht hatte, bis ihn ein Bremsdefekt stoppte und er praktisch ohne Vorbereitung und ohne eigenes Set-up in das weitere Wochenende gehen musste, dann ist diese Leistung aller Ehren wert.

Fazit: Hat er gut gemacht. Sollte er öfter so gut machen. Dann müsste sein Teamchef Mike Krack nicht Woche für Woche hanebüchene Ausreden erfinden, warum es wieder nicht geklappt hat.

Sargeant holt zum ersten Mal einen WM-Punkt

Und Sargeant? Nun, wirklich ein Durchbruch war sein Heim-Grand-Prix rein sportlich betrachtet nicht: Halbe Sekunde weg von Teamkollege Alexander Albon im Qualifying, im Sprint-Shootout und im Sprint völlig chancenlos, aber im Rennen mit gleicher Strategie und ohne Fehler nach 56 Runden nur 1,284 Sekunden direkt hinter Albon.

Für Sargeant-Verhältnisse ist das ein solides Ergebnis. Endlich mal etwas, auf das er aufbauen kann. Noch dazu, weil er jetzt auch erstmals einen Punkt erzielt hat. Zwar nicht aus eigener Kraft, aber der Punkt ist da, und darum geht es: Sargeant hat das Minimalziel für die Saison 2023 erreicht. Er hat gepunktet. Und das ist schon mal mehr als alles, was er vorher produziert hat, und das war häufig: Schrott.


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Und wo man bei Stroll vermuten könnte, ihm sind seine eigenen Ergebnisse völlig egal, da vermute ich bei Sargeant: Ihm ist dieser eine Punkt etwas wert, bestimmt sogar richtig viel. Weil es ihm endlich gelungen ist, die Abwärtsspirale zu verlassen, die ihn über Wochen oder sogar Monate begleitet hat, als er von einer Katastrophe in die nächste geschlittert ist und der Druck immer größer wurde.

Kommt als nächstes die Vertragsverlängerung?

Ob das allein ausreicht für die Vertragsverlängerung bei Williams? Vermutlich nicht. Aber es dürfte die Chancen von Sargeant auf eine Fortsetzung seiner Formel-1-Karriere zumindest nicht schmälern. Auch wenn wir alle wissen, dass er kein kommender Weltmeister ist und sein größtes Handicap - sein fehlender Speed - davon unberührt bleiben. Platz zehn ist mal was, wenn auch nur auf dem Papier.

Deshalb glaube ich: Stroll und Sargeant werden nach dem USA-Grand-Prix in Austin gut geschlafen haben. In dem Wissen, dass es einmal nicht ausschließlich Kritik hagelt, sondern auch mal etwas Anerkennung gibt. Und das tut beiden Formel-1-Fahrern nach ihren bisherigen Saisonverläufen bestimmt sehr, sehr gut.

Einverstanden? Widerspruch? Lasst uns reden!

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Und wer nach dem Rennen in Austin gar nicht gut geschlafen hat? Das erfahrt ihr wie immer in der Schwesterkolumne, dieses Mal geschrieben von meinem Kollegen Ruben Zimmermann.

Euer Stefan Ehlen

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