• 30. August 2021 · 09:55 Uhr

Leserbrief: So wurden die Formel-1-Fans in Spa "mit Füßen getreten"

So hat ein Fan den Rennsonntag in Spa erlebt: Rahmenrennen wegen Verkehrschaos verpasst, stundenlang hingehalten worden, kein Geld zurück

(Motorsport-Total.com) - Es kommt nicht oft vor, dass wir auf unseren Portalen Leserbriefe veröffentlichen.

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Kein angenehmer Fußmarsch: Durch den Schlamm gehts zum Zuschauerplatz Zoom Download

Doch am Sonntagabend nach dem Grand Prix von Belgien hat uns Oliver Jungbluth, ein Fan, der in Spa vor Ort war, geschildert, wie er die Farce am Rennsonntag aus seiner Sicht erlebt hat.

Wir gehen davon aus, dass er mit seinen Worten vielen Formel-1-Fans aus der Seele spricht, und veröffentlichen sein Schreiben daher mit freundlicher Genehmigung.

Auch, weil es aus authentischer Sicht eines Fans, der das "Rennen" selbst erlebt hat, nahtlos an die Montagskolumne von Chefredakteur Christian Nimmervoll anknüpft.

Oliver Jungbluth über den Rennsonntag in Spa:

Ein merkwürdiger Rennsonntag in Spa liegt hinter uns allen. Noch nie habe ich selbst einen Leserbrief verfasst, aber nachdem ich mit einem Freund selbst vor Ort war, brannte es mir irgendwie unter den Nägeln.

Ungefähr 350 Euro haben wir zusammen für unsere beiden Wochenendtickets (Kategorie Bronze) hinlegen müssen. Man würde es nicht machen, wenn man es nicht könnte, und ja, es ist die Königsklasse. Aber wir sprechen hier auch nicht über Kleingeld.

Am Sonntagmorgen ging es also los, auf nach Spa, auf zur Strecke, auf zum Rennen.

Wir sind bereits frühzeitig angereist, um dann ab 9:00 Uhr für die letzten zwölf Kilometer ganze drei Stunden zu benötigen. Die Ordner und Beamten wirkten maßlos überfordert, Hauptstraßen, die sicherlich für Entlastung hätten sorgen können, waren gesperrt, sodass sich alles kilometerweit auf der Autobahn zurückstaute. Ich frage mich echt, wie es laufen soll, wenn hier über 200.000 statt 75.000 Zuschauer zugelassen sind.

Um 12:00 Uhr endlich in Stavelot angekommen, müssen wir feststellen, dass die "Parking Area Red" kein Parkplatz, sondern ein Platz am Straßenrand ist. Da waren die 16 Euro für unser Online-Parkticket ziemlich leicht verdient, würde ich sagen.

Nach einem Fußmarsch von eineinhalb Kilometern waren wir dann dem Eingang Stavelot sehr nahe, es galt nur noch ein circa 300m langes "Schlammfeld" zu überqueren (siehe Foto). Warum die asphaltierte Straße nicht als Zugang genutzt werden konnte, weiß wahrscheinlich nur der Veranstalter. Immerhin hatte so schon mal jeder Zuschauer in diesem Bereich schlammige und durchnässte Füße und hat einen Vorgeschmack auf den restlichen Tag bekommen.

Vor dem Einlass stand dann die COVID-Kontrolle an. Ich sag' mal so: Hätte ich das Impfzertifikat von meiner Oma verwendet und die Tickets auf meine Nachbarn personalisiert, wäre ich trotzdem reingekommen. Die Worte "Corona", "Maske" und "Abstand" sind in einer globalen Pandemie anscheinend noch nicht in Belgien oder zumindest nicht beim Veranstalter angekommen.

Übrigens: Die Rennen der Formel 3 und des Porsche-Supercups waren mittlerweile gelaufen.

Wir wanderten also den Matschweg (siehe Foto) weiter und suchten uns im nach wie vor strömenden Regen einen Platz in Kurve 15.

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Diesen Komfort bekommt man für ein paar hundert Euro Ticketpreis Zoom Download

Nach zwei Stunden Wartezeit, also um 15:00 Uhr, stand dann das Rennen der Formel 1 an. Dachten wir jedenfalls. Zum Glück gibt es eine Sky-Go-App, denn ohne Streckensprecher (der war bei 75.000 Tickets a Minimum 170 Euro wohl nicht mehr im finanziellen Budget) hätte man die Zuschauer in unserem kompletten Bereich einfach stundenlang ahnungslos im Regen sitzen lassen (im doppelten Sinne).

Natürlich ist mir bewusst, dass für das Wetter weder der Veranstalter noch die Verantwortlichen der FIA irgendeine Schuld trifft. Was mich zusätzlich zu dem bisher Formulierten aber einfach stört, ist, wie hier mit den Zuschauen umgegangen wurde. Jeder, der eine Wetterapp bedienen kann, wusste, dass sich das Wetter nicht bessern wird und der Regen eher stärker statt schwächer werden wird.

Selbst die Teamchefs (Danke, Sky-Go-App!) haben das in ihren Interviews mehrfach geschildert. Die FIA ist wohl bestens ausgestattet, wenn es um Wetterprognosen geht, und hat alle Zuschauer, die stundenlang im Regen saßen, mit Verschiebungen von je fünf bis zehn Minuten hingehalten und damit schlichtweg verarscht.

Als das Zwei-Runden-Rennen gestartet wurde, war der Regen stärker als zum eigentlichen Start um 15:00 Uhr. Was ich aber noch weniger verstehe: Warum kommuniziert man nicht offiziell, dass es sich nur noch um zwei bis drei Runden handeln und sich das stundenlange Warten im Nassen nicht für die Zuschauer lohnen wird?

Wie hier mit den Zuschauern gespielt wurde, ist neben der katastrophalen Organisation eine absolute Frechheit.

Fazit: In Spa wurden die Fans vor Ort für einen stattlichen Preis mit Füßen getreten. Traurig ist daran nur, dass dies niemanden der Verantwortlichen interessieren wird. Denn das Geld ist ja in der Kasse.

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