• 22. September 2021 · 15:06 Uhr

Interview mit Sergio Perez: Werde Verstappen im WM-Kampf unterstützen

Sergio Perez über seinen Umgang mit der Anforderung, Max Verstappen im WM-Kampf zu unterstützen, und seine größten Baustellen im neuen Umfeld Red Bull

(Motorsport-Total.com) - Am Ende der Saison 2020 lag Sergio Perez, damals noch auf Racing Point, an vierter Stelle der Fahrer-WM, mit 125 Punkten. Mit dem Wechsel zu Red Bull schöpfte er Hoffnung, 2021 endlich den ganz großen Durchbruch zu schaffen. Doch nach 14 von 22 geplanten Rennen ist Perez nur Fünfter in der WM, hinter seinem Teamkollegen Max Verstappen, den beiden Mercedes-Piloten und Lando Norris von McLaren.

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Sergio Perez hatte sich von seiner Debütsaison bei Red Bull mehr erwartet Zoom Download

Allerdings hat er schon 118 Punkte auf seinem Konto; dazu einen Sieg in Baku und einen dritten Platz in Le Castellet. Dazu kommen drei vierte und drei fünfte Plätze. Aber: Im Qualifying-Stallduell gegen Verstappen liegt der 31-Jährige mit 1:13 hinten, und in den letzten sechs Rennen war ein fünfter Platz in Monza das Highlight, dem drei Nullrunden gegenüberstehen.

Grund genug, Perez zum Gespräch zu bitten. Wir haben den Mexikaner, der Ende 2020 den Vorzug gegenüber Alexander Albon und Nico Hülkenberg erhalten hat, gefragt, woran es derzeit noch hapert, was er sich vom Reformreglement 2022 erwartet und vor allem wie er damit umgeht, neben WM-Leader Verstappen in die gleichermaßen ungeliebte wie erwartbare Rolle der Nummer 2 gedrängt worden zu sein.


Frage: "Sergio, Sie haben länger als erwartet gebraucht, um sich an die neuen Begebenheiten bei Red Bull zu gewöhnen. Was sind die schwierigsten Aspekte?"
Sergio Perez: "Grundsätzlich die veränderten Anforderungen in diesem Team. Sich an ein neues Auto zu gewöhnen, einen neuen Fahrstil, neue Techniken. Aber auch das Team und die Ingenieure kennenzulernen."

"Eine Sache, über die die Leute manchmal wenig nachdenken, ist, dass man auch die persönlichen Beziehungen aufbauen muss, denn die sind es, die einen in vielen Dingen weiterbringen. Das war schwieriger als erwartet, aber ich bin halt in ein ganz anderes Team gekommen."

"Auch der Motor war ganz anders, und vieles musste anders gemacht werden. Das hat, ja, länger als erwartet gedauert. Aber es gab trotzdem ein paar Highlights. Ich habe auch Ansätze von gutem Speed gezeigt, aber ich habe das Auto halt noch nicht konstant im Griff."

Perez: Was noch fehlt, ist die Konstanz

Frage: "Können Sie in Prozenten ausdrücken, wo Sie da im Moment stehen?"
Perez: "Das hängt davon ab. Es gibt Rennen, in denen sich alles gut anfühlt und in denen ich gute Ergebnisse rausholen kann. Und dann gibt's andere Wochenenden, an denen bin ich einfach zu weit weg von Max. Dass wir heute nicht mehr so viel Zeit im Auto verbringen wie früher, macht die Aufgabe nicht leichter. Daher fällt es mir schwer, da eine Prozentzahl dranzusetzen."


Frage: "Wo liegen die Unterschiede in der Fahrbarkeit des Honda- und Mercedes-Motors?"
Perez: "Leider darf ich da nicht zu sehr ins Detail gehen. Aber die Art und Weise, wie man fahren muss, wie man das Gaspedal bedient, die unterscheidet sich schon ziemlich von dem, was ich gewöhnt war. Die Motoren sind in der Gasannahme sehr unterschiedlich, und dementsprechend muss man sie auch anders fahren."


Frage: "In den ersten Monaten haben Sie sich beim Set-up an Max Verstappen orientiert. Ist das immer noch so oder gehen Sie inzwischen Ihren eigenen Weg?"
Perez: "Nein, da finde ich langsam meinen eigenen Weg. Schritt für Schritt probiere ich andere Richtungen mit dem Auto aus und sehe, ob die für mich funktionieren. Die Fahrzeit ist heutzutage leider so begrenzt, dass ich nicht genug Zeit habe, alles auszuprobieren, was ich gern ausprobieren möchte. Das ist eine Einschränkung. Alles ist schwieriger durch die fehlende Fahrzeit."


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Frage: "Stimmt es, dass Sie andere Anforderungen ans Auto haben, zum Beispiel im Hinblick auf das Heck, als Ihr Teamkollege?"
Perez: "Ja, da gibt es schon bestimmte Unterschiede zwischen Max und mir. Mir ist ein stabiles Heck lieber, insbesondere in den mittelschnellen und schnellen Kurven, um das Auto besser zu spüren. Da arbeiten wir noch dran, das zu verbessern."


Frage: "Alexander Albon und Pierre Gasly hatten vor Ihnen ähnliche Schwierigkeiten. Was macht dieses zweite Cockpit bei Red Bull so schwierig?"
Perez: "Ich weiß natürlich nicht, welche Schwierigkeiten die vorherigen Fahrer hatten. Sie sind beide sehr talentiert, sehr gute Fahrer. Es hat sicher Gründe gegeben, aber das müsste man sie selbst fragen. Aus meiner Sicht braucht es einfach Zeit und Geduld. Für mich ist der spannendste Aspekt die bevorstehende Regeländerung. Dass ich nächstes Jahr schon eine Saison mit diesem Team absolviert habe, wird dafür sehr hilfreich sein."

Perez stellt klar: Akzeptiere die Rolle als Nummer 2

Frage: "Über 2022 reden wir später noch. Aber wie wichtig ist es neben einem Fahrer wie Verstappen, Erfahrung zu haben?"
Perez: "Erfahrung ist immer gut und wichtig, besonders wenn du in ein neues Team kommst. Du bist schon daran gewöhnt, dass unterschiedliche Teams unterschiedlich arbeiten. Das hilft. Vor allem wenn du in ein so erfahrenes Team wie Red Bull kommst."


Frage: "Verstappen befindet sich noch im Titelkampf. Sind Sie bereit, Ihre eigenen Chancen für ihn zu opfern, und haben Sie darüber intern schon gesprochen?"
Perez: "Es ist ja ganz klar, dass Max derjenige ist, der um die WM fährt. Als Team werden wir ihn natürlich dabei unterstützen."

"Gleichzeitig kämpfen wir aber auch um die Konstrukteurs-WM, also unternimmt das Team alles, um uns beiden zu helfen. Wir müssen schauen, welche Szenarien sich während der Rennwochenenden ergeben. Aber eins ist klar: Das Team hat ein Ziel, nämlich die Konstrukteurs-WM zu gewinnen und mit Max auch die Fahrer-WM."


Frage: "Ihr neuer Vertrag läuft wieder nur für ein Jahr. Gleichzeitig gibt es Fahrer wie Pierre Gasly, die 2023 unbedingt in einem Red Bull sitzen möchten. Sind diese Einjahresverträge und der damit verbundene Druck ein Problem für Sie?"
Perez: "Das macht für mich keinen Unterschied. Selbst wenn wir einen längerfristigen Vertrag haben, wollen wir Rennfahrer doch am liebsten jedes Wochenende perfekt abliefern."


Marko: Perez-Rennspeed "auf Level von Verstappen"

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"Ehrlich gesagt denke ich darüber nicht einmal nach. Ich denke immer nur ans nächste Rennwochenende. Das Gleiche gilt umgekehrt. Ich würde niemals denken: 'Oh, ich habe einen Vertrag für nächstes Jahr sicher, jetzt kann ich ein bisschen entspannen.' Überhaupt nicht. Wenn ich so denken würde, wäre ich nicht hier."

Vertragsverlängerung für 2022 war frühzeitig klar

Frage: "Sie wurden vor der Sommerpause informiert. Gab es je Zweifel über den neuen Vertrag für 2022?"
Perez: "Nein. Helmut (Marko) und Christian (Horner; Anm. d. Red.) haben ehrlich gesagt schon ein paar Rennen vorher mit mir gesprochen. Sie haben mir gesagt, dass ich mich nicht woanders umsehen sollte, weil sie zufrieden mit mir sind und weitermachen wollen. Ich habe das genauso gesehen, also war die Sache ziemlich klar."

"Wir haben innerhalb von sehr kurzer Zeit ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, und das ist wichtig. Wenn mir Christian und Helmut etwas sagen, glaube ich ihnen. Daher habe ich mir keine Sorgen gemacht."


Frage: "Welche Verbesserungen nehmen Sie sich für die letzten Monate der Saison 2021 noch vor?"
Perez: "Im Qualifying muss ich noch einen guten Schritt machen. Das Renntempo passt, aber im Qualifying ist Luft nach oben. Das Positive ist: Wenn ich im Qualifying auch Rückstand auf Max habe, im Rennen ist er meistens weg. Da bin ich viel näher dran. Aber ich muss auch an den Samstagen dran sein, damit ich von Anfang an vorn mitfahren kann."


Frage: "Die neuen Regeln für 2022 sind komplett anders. Wie involviert sind die Red-Bull-Fahrer in diese Arbeit hinter den Kulissen?"
Perez: "Ich arbeite im Simulator am nächstjährigen Auto. Ich habe dieses Jahr viel Zeit im Simulator verbracht. Erstens, um mich ans aktuelle Auto zu gewöhnen, und zweitens im Hinblick auf die neuen Regeln. Die erfordern eine ganz andere Fahrweise als die jetzigen Autos."


Frage: "Eine, die besser zu Ihrem Fahrstil passt?"
Perez: "Das hoffe ich. Und wenn nicht, dann muss ich halt meinen Fahrstil anpassen."

Dieses exklusive Interview ist zuerst am 19. September bei Motorsport.com Niederlande erschienen, einer unserer Schwesterplattformen im Motorsport Network. Hier geht's zum Original in niederländischer Sprache!

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