Vettel exklusiv: "Frage mich, ob das nicht alles zu viel ist"
Das große Interview: Nach vier Ferrari-Jahren noch ohne WM-Titel, aber optimistisch, dass es im fünften endlich klappen wird, genau wie einst bei "Schumi"
(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2018 ist nicht so verlaufen, wie sich Sebastian Vettel das vorgestellt hatte. Er hat das Rennen gegen Lewis Hamilton, als Erster mit den fünf WM-Titeln von Juan Manuel Fangio gleichzuziehen, verloren. Und genau wie sein früheres großes Idol Michael Schumacher steht er auch nach seinem vierten Jahr in Rot noch ohne den erlösenden Ferrari-Titel da.
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Sebastian Vettel hat bereits vier Jahre als Ferrari-Fahrer absolviert Zoom Download
Wir haben den 31-Jährigen getroffen, um aus seiner Sicht zu analysieren, warum das so ist. Und was ihm Mut macht, in "Schumis" Fußstapfen zu treten und 2019 endlich den Kreis zu schließen.
Vettel spricht in dem Interview aber auch darüber, warum es unmöglich ist, Rennfahrer aus Fangios Zeiten mit den heutigen PS-Helden zu vergleichen, und er betont, dass er sich auch jetzt schon, noch ohne Ferrari-Titel, die meisten seiner Träume aus der Kindheit verwirklicht hat.
Und er verrät zum Abschluss unseres Interviews, warum da auch nach der Formel-1-Karriere noch etwas kommen könnte. Was aber nicht zwangsläufig mit der Formel 1 zu tun haben muss ...
Was Spa mit der WM 2018 zu tun hat
Frage: "Sebastian, es ist schwierig, dem normalen Fan zu erklären, dass ein Auto, mit dem Sie in Spa noch so gewonnen haben und wie Sie das getan haben, ab Singapur nicht mehr das gleiche war. Wie erklären Sie das?"
Sebastian Vettel: "Warum sagen Sie 'wie Sie das getan haben'?"
Frage: "Weil Spa eine sehr starke Leistung war. Sie haben Ihre Gegner auf den Geraden überholt und das Rennen dominiert."
Vettel: "Ich denke, das war ... Ja. Vielleicht bin ich da anderer Meinung. Es ist schon richtig, dass wir ein sehr starkes Auto haben. Aber die Wahrnehmung, dass wir ein dominantes Auto hatten, stimmt meiner Meinung nach nicht. Wenn ich mir die Ergebnisse anschaue, frage ich mich, was daran eine Dominanz sein soll."
"In Spa sind wir nicht auf Pole gefahren, unabhängig von den Bedingungen. So, wie Spa designt ist, mit Eau Rouge voll und dem Vorteil des Hügels für den, der im Windschatten ist ... Im Vorjahr haben uns dafür die PS gefehlt, darum hat das Überholen nicht geklappt. Diesen Nachteil hatten wir dieses Jahr nicht mehr, also konnte ich den Vorteil des Windschattens nutzen und überholen."
"Aber Lewis war immer ein, zwei, drei Sekunden hinter mir, konnte das gleiche Tempo gehen. Irgendwann hat er halt aufgegeben, und deshalb hatten wir am Ende acht Sekunden Vorsprung. Aber aus meiner Sicht war das kein dominantes Rennen. Es war ein enger Fight. Und wenn er wie im Vorjahr die erste Runde gewinnt, dann glaube ich, dass er Erster wird und ich Zweiter, weil die Pace nicht viel anders war."
"Von diesen engen Rennen gab es eine ganze Menge, und ich konnte meistens ein ganz gutes Tempo gehen. Aber ich glaube nicht, dass wir ein Rennen wirklich dominiert haben. Sie (Mercedes; Anm. d. Red.) schon. Spanien, Frankreich, Russland - solche Rennen hatten wir nicht."
"Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich möchte nicht behaupten, dass ich ein schlechtes Auto hatte. Überhaupt nicht. Ich weiß, ich hatte ein starkes Auto. Aber anders als andere Leute bin ich nicht der Auffassung, dass wir ein dominantes Auto hatten."
Frage: "Sind die Leute da manchmal zu enthusiastisch?"
Vettel: "Wahrscheinlich, ja."
Ferrari: "Enorme Verbesserungen" seit 2015
Frage: "Wie sehr ist das Team gewachsen, seit Sie 2015 zu Ferrari gekommen sind?"
Vettel: "Sehr. Ich denke, wir haben in allen Bereichen enorme Verbesserungen erzielt. Mein Job ist, das Auto zu fahren - ich bin nicht für das Fahrzeugdesign oder die Teamstruktur zuständig. Das ist nicht meine Aufgabe."
"Aber als Teil des Teams und als Beobachter können wir denke ich von uns behaupten, dass das Team riesige Fortschritte gemacht hat, dass wir sehr gute Leute haben, talentierte, kluge Leute, die sich verschiedene Lösungen, Ideen, Konzepte einfallen lassen. Wir haben alle Zutaten beisammen. Was uns noch fehlt, ist der allerletzte Schritt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir den auch noch hinkriegen."
Frage: "Gab es den einen Moment, als Ihnen klar wurde, dass diese WM sehr schwierig zu gewinnen sein wird? Nach Singapur, nach Sotschi?"
Vettel: "Ja. Vor allem, weil wir nicht schnell genug waren. Unterm Strich musst du den Speed haben, wenn du um die WM kämpfen willst. Ich habe schon letztes Jahr gesagt, dass der wichtigste Faktor im WM-Kampf der Speed ist."
"Letztes Jahr waren wir bis Saisonmitte sehr gut. Dann kamen ein paar Strecken, die uns nicht lagen, wir hatten ein paar Ausfälle, haben Schwung verloren. Aber wir haben auch Schwung verloren, weil wir einfach nicht schnell genug waren."
Frage: "Von einigen Medien wurden Sie sehr hart kritisiert."
Vettel: "Das gehört dazu."
Frage: "Hat Sie das nicht aus der Ruhe gebracht?"
Vettel: "Nicht wirklich. Ich lese nicht viel. Mein Credo war immer: 'Du bist nicht so gut, wie sie sagen, wenn sie dich loben. Und auch nicht so schlecht, wie sie sagen, wenn sie dich runtermachen.' Das funktioniert für mich ganz gut. Euphorie kann eine gute Sache sein, denn diese Leute lieben diesen Sport. Und dann gibt es andere, die sind kritischer. Aber das gehört dazu."
"Wenn dich jemand kritisiert, hat er manchmal auch ein bisschen recht. Nicht immer zu 100 Prozent, aber ein bisschen. Und wenn sie sich als Helden beschreiben, ist auch oftmals ein Körnchen Wahrheit dran, aber es ist auch oft zu viel. Ich glaube daher, das muss man sich mehr aus der Distanz anschauen. Und nicht jedes Wort, das geschrieben wird, für voll nehmen."
Über den Tod von Sergio Marchionne
Frage: "Glauben Sie, dass sich der Tod von Sergio Marchionne auf das Team ausgewirkt hat?"
Vettel: "Zu sagen, dass dem nicht so war, wäre sicher falsch. Ich denke schon. Aber das Team hat auch sehr gut zusammengehalten. Es wäre unfair, aus den Ergebnissen den Schluss zu ziehen, dass es da einen direkten Zusammenhang gab."
"Er war natürlich ein Schlüsselelement in diesem Team, und wenn du den Anführer über Nacht verlierst, ist das immer hart. Aber wir sind ein großes Team mit vielen Abteilungen. Zu sagen, die funktionieren völlig unabhängig, ist vielleicht zu viel gesagt. Aber sie wissen alle, was sie zu tun haben. So eine Veränderung wirkt sich nicht über Nacht aus. Und daher glaube ich nicht, dass die Ergebnisse deswegen über Nacht schlechter wurden."
Frage: "In der Formel 1 steht jeder unter Druck. Aber der, der einen roten Overall trägt, noch ein bisschen mehr, nicht wahr?"
Vettel: "Alberto (Antonini, Pressesprecher des Ferrari-Teams) sagt das, ja (lacht; Anm. d. Red.)! Ich weiß nicht. Natürlich ist es anders. Aber Ferrari ist auch anders. Das ist gut so!"
Frage: "Die Spielregeln sind also klar."
Vettel: "Ja, ich denke schon. Natürlich ist es dann und wann nicht einfach, ganz egal in welcher Rolle du bist. Aber wir sind ein großes Team und wir sind stark, also sollten wir uns auf die positiven Aspekte davon konzentrieren, so viele Menschen hinter uns zu wissen."
Frage: "Es ist kein Geheimnis, dass Sie ein sehr gutes Verhältnis zu Kimi Räikkönen haben. Glauben Sie, dass sich nächstes Jahr etwas verändern wird, wenn Charles Leclerc kommt?"
Vettel: "Natürlich wird es anders. Charles ist nicht Kimi und Kimi ist nicht Charles. Charles ist noch sehr jung. Ihm wird eine ganze Menge durch den Kopf gehen. Wir müssen als Team auf der Strecke zusammenarbeiten. Ich bin mir sicher, dass er mich schlagen will, und ich will ihn auch schlagen."
"Die Spielregeln sind für alle klar. Das war mit Kimi nicht anders. Der Schlüssel ist, dass wir zusammenarbeiten. Ich bin sein Teamkollege. Ich bin auch dafür da, ihm zu helfen. Ich bin der Letzte, der etwas vor ihm verstecken oder Spielchen spielen würde. Darum komme ich auch mit Kimi so gut klar, weil wir uns in der Hinsicht sehr ähnlich sind. Wir werden sehen."
Was bei Ferrari anders ist als bei Red Bull
Frage: "Ist Ihre Rolle bei Ferrari eine andere als bei Red Bull? Hat sich da etwas verändert?"
Vettel: "Auf dem Papier nicht. Meine Aufgabe ist, das Auto zu fahren. Aber die Umstände, wie ich zu den Teams gekommen bin, waren natürlich komplett anders. Ich kam noch ganz jung zu Red Bull und hatte damals keine Ahnung, wie der Hase läuft. Ich musste mich beweisen und wir sind zusammen gewachsen."
"Zu Ferrari kam ich schon als Erwachsener. Ich bin aber nicht hier, um Ferrari beim Wachsen zu helfen. Ferrari war schon erwachsen, lange bevor ich geboren bin. Aber als ich hierherkam, war Ferrari nicht an der Spitze, und das Ziel war, zusammen zurück an die Spitze zu kommen. Das ist immer noch das Ziel. Dem kommen wir näher und näher. Ich bin zuversichtlich, dass wir es erreichen werden."
Frage: "Kimi Räikkönen hat sich mit seinem Zweijahresvertrag bei Sauber dazu entschlossen, auch mit über 40 noch Formel 1 zu fahren. Können Sie sich das auch vorstellen?"
Vettel: "Das wären nochmal zehn Jahre. Eine lange Zeit. In etwa so lang, wie ich schon hier bin. Hätte ich also Halbzeit. Ich weiß nicht. Das wären dann 400 Grands Prix. Sag niemals nie, aber eher nicht. Ich weiß nicht. Hängt von vielen Dingen ab. Wenn ich die nächsten zehn Jahre mit Ferrari Weltmeister werde, dann vielleicht."
Frage: "Sie sagen 'mit Ferrari'. Denken Sie an eine Zukunft in Rot, wenn Sie an ihre Zukunft denken?"
Vettel: "Im Moment bin ich hier. Natürlich gibt es Verträge, auf denen deine Unterschrift steht, aber viel wichtiger ist, dass du glücklich bist und mit den Leuten gut zusammenarbeiten kannst. Im Moment bin ich hier und wir haben unser gemeinsames Ziel noch nicht erreicht."
Frage: "In den Medien wird oft darüber diskutiert, wie aggressiv Max Verstappen ist. Sie hatten schon ein paar enge Duelle mit ihm: Suzuka und Schanghai zum Beispiel. Finden Sie, dass sein Fahrstil für die Formel 1 ein bisschen zu viel ist?"
Vettel: "Jeder hat seinen ganz eigenen Fahrstil. Ich glaube, es ist gut, wenn ein Fahrer aggressiv ist. Man muss nur in den richtigen Momenten aggressiv sein."
"Ich finde, Max ist schon ein bisschen ruhiger geworden, wenn man ein paar Jahre zurückschaut. Auf die eine oder die andere Art findet jeder seinen Weg, und es besteht kein Zweifel daran, dass er sehr schnell und talentiert ist. Wir drücke ich das jetzt am besten aus? Er wird in Zukunft noch viel lernen. Ich bin sicher, er wird länger da sein als ich. Schauen wir mal, was kommt."
Keine Verstappen-Kritik: Aggressivität ist ein guter Berater
Frage: "Als einer, der um die WM kämpft, gehen Sie anders an die Rennen heran als einer, der nur das Rennen gewinnen will. Verstappen kämpft momentan nur um Siege. Stimmen Sie da zu? Macht das einen Unterschied?"
Vettel: "Sicher. Man könnte argumentieren, dass am Saisonbeginn noch jeder um die WM fährt. Aber die Herangehensweise ist da noch nicht auf die WM ausgerichtet. Das ändert sich natürlich an einem bestimmten Punkt."
"Es ist ein schmaler Grat. Alles zu versuchen, um ein Rennen zu gewinnen, ist meiner Meinung nach auch die beste Herangehensweise, wenn du Weltmeister werden willst. Denn wenn du alle Rennen gewinnst, wirst du automatisch Weltmeister. Aber stimmt schon: Es gibt einen Punkt, da wird dir klar, in welcher Situation du bist. Du solltest dann immer noch zweikampfbereit sein und nicht einfach zurückstecken und zu vorsichtig werden."
"Wenn ich 2012 zu vorsichtig gewesen wäre, wäre ich nicht Weltmeister geworden. In Abu Dhabi bin ich zweimal von ganz hinten wieder auf Platz vier gefahren, und ich hätte mir auch sagen können: 'Okay, zwölf Punkte sind recht viel.' Aber ich habe eine Chance gesehen, Jenson (Button; Anm. d. Red.) zu überholen, und am Ende habe ich die WM mit zwei Punkten Vorsprung gewonnen."
Fotostrecke: Von "Julie" bis "Loria": So tauft Sebastian Vettel seine Autos
2008: "Julie" ist das erste seiner Formel-1-Autos, das Vettel "tauft". Er gewinnt mit dem Toro-Rosso-Ferrari STR3 sensationell den Grand Prix von Italien in Monza, eine denkwürdige Regenschlacht. Acht Jahre lang (bis Max Verstappen) bleibt Vettel (damals 21) jüngster Grand-Prix-Sieger aller Zeiten. Fotostrecke
"Man findet immer Beispiele für so oder für so. Aber man sollte keine Angst vor Zweikämpfen haben, nur weil man sich im WM-Kampf befindet."
Frage: "Ein Weltmeister muss auch immer ein bisschen schmutzig spielen können, sagt man. Es ist ein hartes Business, und letztendlich setzen sich die Härtesten durch. Würden Sie zustimmen?"
Vettel: "Ich weiß nicht. Teilweise sicher. Aber andererseits kann jeder selbst entscheiden, wer er ist und wofür er steht."
"Ich sehe zum Beispiel keinen Anlass, außerhalb des Autos die ganze Zeit ein Arschloch zu sein. Im Auto muss man sicher die Grenzen ausloten und manchmal knallhart sein. Manchmal vielleicht auch einen Tick zu hart. Das ist ja, was Sie meinen, oder? Ich stimme im Prinzip schon zu. Aber das Allerwichtigste ist, immer man selbst zu sein. Denn jemanden zu kopieren, das geht fast immer in die Hose."
Formel 1 damals & heute: Von Usain Bolt & Roger Federer
Frage: "Wenn ich jetzt sage, dass Usain Bolt schneller laufen kann als die Sprinter vor 20, 30 Jahren, stimmt mir jeder zu. Wenn ich aber sage, dass die aktuellen Formel-1-Fahrer besser sind als vor 20, 30 Jahren, ist das anders. Für einige ist das, was früher war, immer besser. Wie stehen Sie dazu?"
Vettel: "Der 100-Meter-Sprint ist natürlich noch verlockender für einen direkten Vergleich, weil es immer noch die gleichen 100 Meter sind. Die Strecke ist nicht länger oder kürzer geworden, geht nicht bergauf oder bergab."
"In der Formel 1 sind die Autos heute ganz anders. Aber auch in der Leichtathletik hat sich das Wissen verändert. Wenn man Usain Bolt mit seinem heutigen Wissen in die 80er-Jahre zurückbeamen würde, wäre seine Dominanz noch größer. Aber würde man einige Jahre aus den 80er-Jahren in die heutige Zeit versetzen und ihnen auch das Wissen der heutigen Zeit geben, dann wäre es wahrscheinlich ziemlich knapp."
"Aber Sie könnten mein Auto wahrscheinlich auch nicht fahren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten Fahrer von damals für die heutige Zeit nicht fit genug wären. Aber die Fitness, die heute erforderlich ist, ist auch anders als vor 20 Jahren. Die Autos waren anders."
"Nehmen wir ein Beispiel: Wir haben keinen Schalthebel mehr, sondern Schaltwippen am Lenkrad. Ist natürlich viel komfortabler. Und dadurch musst du nicht mehr kuppeln. Auch was war eine spezielle Fähigkeit, die notwendig war. Einige konnten das besser als andere und hatten daher einen Vorteil, weil sie mit dem Getriebe schonender umgegangen sind, mit dem ganzen Antriebsstrang, weil sie die Reifen besser geschont haben."
"Das ist heute vielleicht nicht mehr in der gleichen Form eine Qualität. Heute haben wir viel mehr Anpressdruck, die Autos sind schneller. Vielleicht war früher in Fahrer so gut, weil er in langsamen Kurven die richtige Technik hatte, aber heute sind die meisten Kurven schnell."
"Insgesamt ist es ganz normal, dass Sportarten professioneller werden und die Sportler natürlich auch. Ich meine das nicht respektlos, ganz im Gegenteil. Aber Roger Federer ist wahrscheinlich ein kompletterer Tennisspieler als früher Björn Borg oder Pat Cash. Verstehen Sie, was ich meine?"
"Ich glaube, das sehen auch die Fahrer von früher so. Wenn Sie mit Jackie Stewart sprechen, ist ihm klar, dass wir heute Dinge tun, von denen die früher nicht den blassesten Schimmer hatten. Telemetriedaten, Fitnesstests, und so weiter. Sie wissen schon. Es gab auch keine Simulatoren. Es war einfach anders."
Vettel wünscht sich Formel 1 der 80er-Jahre zurück
Frage: "Sind Sie ein Fan von Simulatoren oder nicht?"
Vettel: "Ich bin ein Fan der 80er."
Frage: "Wäre Ihnen also eine Formel 1 mit mehr Tests auf der Rennstrecke lieber?"
Vettel: "Ja. Es macht immer mehr Spaß, im Auto zu sitzen und die Kräfte zu spüren. Auch wenn die Simulatoren inzwischen sehr nahe dran sind. Aber es ist nie die gleiche Emotion, das gleiche Gefühl."
Frage: "Würden Sie heute noch Montag, Dienstag, Mittwoch nach einem Rennen testen, wie das früher der Fall war, als Sie angefangen haben?"
Vettel: "Hängt davon ab. Heute hast du so viel anderes um die Ohren, eben auch den Simulator zum Beispiel. Aber ich sitze lieber im echten Auto, weil es einfach mehr Spaß macht. Überhaupt heute, wo wir ja eh immer weniger Fahrzeit auf der Strecke haben."
Frage: "Es heißt oft, dass Lewis Hamilton dieses Jahr keine Fehler gemacht hat. Kann es sein, dass es einem leichter fällt, auch mal Risiken einzugehen, wenn man einen Lauf mit mehreren Titeln hintereinander hat, wie das bei ihm der Fall ist? Sie kennen das ja von Red Bull. Fährst es sich anders, wenn man gerade drei WM-Titel gewonnen hat?"
Vettel: "Sicher. Sie haben die letzten Jahre dominiert, und das schadet klarerweise nicht. Natürlich ist es schwierig, sie zu schlagen, aber nicht unmöglich."
"Ich habe mir seine Rennen nicht so genau angeschaut, sondern ich schaue auf mich selbst. Es hängt immer davon ab - wie ich schon gesagt habe -, wie man die Dinge betrachtet. Wenn etwas schiefgeht, konzentrieren sich die Leute natürlich darauf und wollen mit dem Finger auf was zeigen. Das ist normal."
"Es fällt mir schwer, die Frage zu beantworten. Er hat am Saisonbeginn auch ein paar Fehler gemacht. Später dann nicht mehr so, glaube ich."
Träume erfüllt: Formel 1, Siege, Titel - und jetzt?
Frage: "Finden Sie, dass Sie all Ihre Träume realisiert haben, die Sie damals in der Formel 3 geträumt haben?"
Vettel: "Ja, ich glaube schon. Wir alle, die wir so ein Auto fahren dürfen, sind sehr privilegiert. Um Siege und Podestplätze zu kämpfen ist das, was sich jeder wünscht. Natürlich bin ich enttäuscht, wenn ich Vierter werde. Andererseits ist es immer noch besser, als in einem Auto zu sitzen, mit dem du 15. werden kannst. Mir ist bewusst, dass ich da in einer sehr glücklichen Lage bin."
"Ich hatte bisher einen unglaublichen Lebensweg. Ich habe mir den Traum erfüllt, Formel-1-Fahrer zu werden, ein Rennen zu gewinnen, Weltmeister zu werden - sogar öfter als einmal. Ich fahre für Ferrari und werde hoffentlich bald auf Ferrari Weltmeister. Mehr kann man sich nicht wünschen."
"Manchmal frage ich mich, ob das nicht alles zu viel ist, zu viel in kurzer Zeit. Ich habe schon viel Erfahrung, aber ich bin einer, der immer nach vorne schaut. Ich glaube, dass mein bester Moment erst noch kommt. Ich habe als Ferrari-Fahrer Rennen gewonnen, aber wir sind noch nicht Weltmeister. Da habe ich etwas, auf das ich mich noch freuen kann."
"Selbst wenn ich eines Tages zurücktrete - vielleicht erst nach meinem 40er -, brauche ich etwas, auf das ich mich freuen kann. Das ist wichtig, dass man das immer hat. Wenn ich einmal aufhöre, möchte ich nicht ständig sagen, dass das mein größter Sieg war und das mein bestes Rennen. Ich finde es traurig, wenn man zu sehr auf die Vergangenheit schaut. Ich finde, man sollte immer nach vorne schauen."
Frage: "Bedeutet das, dass Sie sich nach der Formel 1 eine neue Herausforderung suchen werden? Vielleicht Le Mans, so wie Fernando Alonso?"
Vettel: "Ja, vielleicht. Ich weiß nicht. Dort fährst du ja auch nicht nur gegen alte Herren, die 40 und älter sind, sondern auch gegen ganz Junge. Vielleicht wirst du mit dem Alter irgendwann langsamer, das weiß ich nicht. Aber ich kann mir gut vorstellen, andere Rennen zu fahren."
"Oder vielleicht überhaupt etwas anderes zu machen. Es gibt vieles, was ich noch tun möchte. Wer weiß das schon? Ich habe noch keinen präzisen Plan. Ich habe Ideen, die ich noch für mich behalte. Einige davon haben wirklich gar nichts mit der Formel 1 zu tun. Aber wer weiß?"