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Formel-1-Onboard-Kamera-Chef: Wir müssen innovativ sein
Videoinhalte sind in der heutigen Zeit sehr wichtig und deshalb versucht Steve Smith als Chef für Onboard-Kameras in der Formel 1, neue Formate zu finden
(Motorsport-Total.com) - Das Geschehen der Formel 1 wird an den Strecken mit unzähligen Kameras eingefangen. Eine der wichtigsten Einstellungen werden von den Onboard-Kameras geliefert, die an allen Fahrzeugen angebracht sind. Dazu werden die Cockpit-Aufnahmen mit Grafiken im TV aufgewertet. Steve Smith, der Chef der Onboard-Kameras in der Formel 1, will innovative Wege gehen, um den Fans ein neues Erlebnis zu bieten.
Im Interview erklärt Smith welche Faktoren Einfluss auf seine Arbeit haben und wie wichtig es ist, hochwertige Inhalte zu produzieren. Außerdem spricht er von neuen Technologien und was in Zukunft auf die Zuschauer zukommen wird. Aber lesen Sie selbst!
Onboard-Kameras in der Formel 1
Frage: "Die TV-Übertragung der Formel 1 hat sich im Laufe der Jahre verändert. Wie sehr schaut sich der Sport neue Technologien an und wie werden diese in einem komplexen Umfeld wie der Formel 1 eingesetzt?"
Steve Smith: "Wir suchen immer einen Weg für Innovationen und neue Elemente in der Übertragung. Wir haben ein Team, dessen Aufgabe es ist, technologisch auf neustem Stand zu bleiben. Die Technologie entwickelt sich schnell und wir wollen alles einsetzen, dass die Erfahrung für die Zuschauer zuhause noch besser macht. Ein Beispiel sind die 360-Grad-Kameras, da hat mich Dean Locke gefragt, was ich darüber weiß. Meine Antwort war: 'Nicht viel.' Wir haben uns die Möglichkeiten angeschaut und eine solche Kamera beim Grand Prix der USA am Auto von Lewis Hamilton angebracht. Wir haben es ausprobiert und es war sehr erfolgreich. Jetzt nutzen wir sie an jedem Formel-1-Auto bei jedem Event."
"Wir wollen, dass diese Kameras bald Livebilder produzieren. Du kannst im Hauptfeed das Rennen schauen und auf dem Handy dann deinen Lieblingsfahrer in deiner Lieblingsperspektive verfolgen. Eigentlich waren die Gehäuse der Kameras zu groß, sodass sie die Sicht der Fahrer behindert haben. Wir haben sie aber zusammen mit dem Hersteller umgebaut, weshalb es jetzt ein akzeptiertes Teil am Auto ist. Sie ist vor der zentralen Strebe des Halo platziert und liefert horizontal 360-Grad und vertikal 240-Grad-Bilder. Wohin du das Handy bewegst, dahin blickt dann auch die Kamera"
Frage: "Wir werden diese Videos aktuell genutzt?"
Smith: "Nach dem Rennen stellen wir die Daten unserem digitalen Team zur Verfügung. Sie schauen sich das Material an und entscheiden, was für die Fans interessant ist. Dann wird es auf unseren Kanälen bereitgestellt. Der nächste Schritt ist, das Material live zu nutzen. Dann können die Zuschauer auf einem zweiten Bildschirm ihrem Fahrer zusehen. Das ist keine einfache Aufgabe, weil großen Datenmengen transferiert werden müssen, aber wir arbeiten daran."
"Wir agieren quasi wie ein elftes Team. Wir sind wie ein Formel-1-Team, das ständig seine Ideen weiterentwickelt, um auf das nächste Level zu gelangen. Diese Ideen werden dann umgesetzt, getestet und wenn alles robust und verlässlich ist, in den Rennen implementiert."
Frage: "Die Formel 1 soll eine neue Helmkamera entwickeln. Wir weit ist das Konzept fortgeschritten?"
Smith: "Wir wollen es einführen, aber das ist ein komplizierter Prozess. Wir hatten früher Helmkameras, aber in niedriger Qualität. Wir wollen sichergehen, dass das Material dieselbe Qualität hat, wie die anderen Videos, die wir produzieren. Außerdem muss etwas, was am Helm angebracht wird, von der FIA abgenommen werden. Sie hat Sicherheitsbedenken und deshalb muss alles passen."
"Das stellt uns vor eine Menge Herausforderungen. Die Kamera muss klein sowie leicht sein und darf nicht die Sicherheit beeinträchtigen. Wenn man eine Kamera betreibt, wird sie heiß, was ebenfalls ein No-go ist. Wir haben einige Lösungen entwickelt, sind aber noch nicht ganz fertig. Wir wollen schnellstmöglich eine Lösung finden, denn Fernando Alonso soll mit der Kamera in Abu Dhabi ausgerüstet werden. Das wäre etwas Besonderes. Wir haben das Konzept der FIA vorgelegt und warten auf die Antwort. Wir werden eine Lösung finden, die den Ansprüchen der FIA genügt."
Frage: "Zeigt das den Prozess, den Formel-1-Teams auch durchlaufen müssen, um die technischen Regeln der Formel 1 zu erfüllen?"
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Smith: "Es ist genau dasselbe. Die FIA möchte den Sport so sicher machen, wie es nur geht. Das ist richtig so und wir müssen die Regeln einhalten. Man kann es als frustrierende Aufgabe sehen, aber so sehe ich das nicht. Die Formel-1-Teams müssen Autos den Regeln nach bauen. Diese Herausforderungen zu meistern, ist für mich ein toller Prozess."
Frage: "Die Formel 1 hat ein neues Mikrofon eingeführt, um den realen Klang der modernen Formel-1-Autos zu zeigen?"
Smith: "Darauf sind wir sehr stolz: Wir haben den Klang der Formel-1-Autos verändert. Wir wollten schon immer ein Mikrofon in der Nähe des Auspuffs haben, aber wegen der Hitze und der Vibrationen war das bisher nicht möglich. Wir haben ein Design entwickelt, das viel aushält."
"Das Mikrofon ist in der Nähe des Endrohrs angebracht. Es muss der Hitze widerstehen. Es ist außerdem außen am Auto angebracht, weshalb es wasserdicht sein muss. Die Geräusche durch den Wind sind ein weiteres Problem. Wir haben alles getan, um diese Geräusche zu minimieren. Das Mikrofon kann diese Töne auch reduzieren, weshalb wir den authentischen Klang eines modernen Formel-1-Autos erhalten."
Frage: "Welche Temperaturen muss es aushalten?"
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Smith: "Rund 120 Grad Celsius sind das Maximum. Es ist wichtig, wo du es platzierst, damit es vernünftig funktioniert. Nur wenige Zentimeter entscheiden, ob es 120 oder 400 Grad sind. Es versagt und das liegt an der großen Belastungen, denen es ausgesetzt ist. Es wird durch den Wind gekühlt, das ist ein Vorteil. Wir haben eine Lösung gefunden und sind glücklich. Natürlich wollen wir es noch weiterentwickeln."
"Wir haben kürzlich erst ein aerodynamischeres Design des Gehäuses entwickelt. Das ist besser für die Teams, die den Effekt von externen Elementen natürlich minimieren wollen. Gewicht, Größe, Form: das ist alles wichtig, wenn man Teile an ein Formel-1-Auto anbringen will. Ein Mikrofon braucht auch ein bis zu zwei Meter langes Kabel, dass natürlich etwas wiegt. Wir haben ein Design entwickelt, dass den Einfluss des Gewichts reduziert."
Frage: "Was wird in der Zukunft auf uns zukommen?"
Smith: "Die FIA hat eine Höchstgeschwindigkeitskamera mit hoher Framerate, die auf die Fahrer gerichtet ist - um an der Sicherheit zu forschen. Sie will so sehen, was während der Crashs passiert. Die Position der Kamera variiert. Wir nehmen diesen Platz und platzieren eine Kamera, die auf den Fahrer gerichtet ist. Das wird tolle neue Bilder geben."
"Wir haben wegen der Einführung von Halo außerdem die Kamera am Chassis verändern müssen. Wir haben mit der FIA zusammengearbeitet und mit den Teams entschieden, wo sie hinkommt. Jetzt ist sie noch weiter über Halo angebracht. Das ist natürlich ein anderes Bild als früher. Jetzt ist es aber näher daran, was der Fahrer im Cockpit sieht. Wir haben das mit Carlos Sainz in Austin getestet und kommendes Jahr soll es so an allen Autos gemacht werden."
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Frage: "Du bist nun seit über 30 Jahren in der Formel 1 involviert. Ist es jetzt die spannendste Zeit in Bezug auf die Übertragungen?"
Smith: "Absolut! Wir stehen immer unter Druck, neue Inhalte zu produzieren. Das ist der Schlüssel: Neue Inhalte. Wir wollen neues Material, um eine neue Generation von Fans anzusprechen. Wir müssen die Formel 1 dynamisch machen. Sie muss spannend und spektakulär sein. Da reichen nicht nur Onboard-Kameras und Mikrofone. Wir müssen auf allen Plattformen neue Inhalte zur Verfügung stellen, um den Leuten auf der ganzen Welt das Spektakel in der Formel 1 näher zu bringen. Innovationen sind nur durch den eigenen Geist limitiert. Es gibt also keine Grenzen!"