• 14. August 2016 · 12:33 Uhr

Pascal Wehrlein: "Es ist immer gut, einen Plan B zu haben"

Pascal Wehrlein spricht im Interview über seine ersten sechs Monate in der Formel 1, seinen ungewöhnlichen Weg dorthin und ein mögliches Mercedes-Cockpit

(Motorsport-Total.com) - Er ist der jüngste der vier deutschen Formel-1-Fahrer, und hat in seiner Premierensaison bei Manor mit starken Leistungen schon das ein oder andere Mal für Aufsehen gesorgt: Pascal Wehrlein. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' blickt der 21-Jährige Schwabe auf seine ersten Monate in der Formel 1 zurück und verrät, welche Begleiterscheinung seines neuen Jobs ihm so gar keinen Spaß macht.

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Pascal Wehrlein ist in der Formel 1 angekommen Zoom Download

Wehrlein geht auch auf seinen ungewöhnlichen Karriereweg ein, der ihn nicht über die Schiene Formelsport, sondern über den Gewinn des DTM-Titels in die Formel 1 führt. Dort ist das Fernziel für den Mercedes-Junior ein Cockpit im Werksteam, für das sich Wehrlein aber schon jetzt bereit fühlt.


Frage: "Pascal, du bist jetzt seit knapp sechs Monaten Formel-1-Fahrer. Wie hat sich dein Leben seitdem verändert?"
Pascal Wehrlein: "Nicht groß! Ehrlich gesagt bekomme ich im Moment gar nicht so viel mit, weil wir permanent unterwegs und auf Reisen sind. Mein Fokus liegt natürlich zu 100 Prozent auf dieser Saison und darauf, wie ich mich weiter verbessern kann."


Frage: "Ist dieses permanente Reisen etwas, woran du Spaß hast?"
Wehrlein: "Nein (lacht; Anm. d. Red.)! Wenn es geht, dann versuche ich, Flugzeuge und Flughäfen zu vermeiden."

"Es gibt schönere Dinge, als im Flugzeug zu sitzen und sich zu langweilen."Pascal Wehrlein
Frage: "Flugangst?"
Wehrlein: "Keine Angst, aber es ist immer ein komisches Gefühl. Ich weiß aber, dass ich das nicht haben sollte, denn sonst wäre die Formel 1 wahrscheinlich der falsche Ort für mich! Ich fliege einfach nicht gerne, aber es lässt sich eben nicht vermeiden. Es macht mir auch nichts aus. Wir sind jede Woche mindestens fünfmal im Flugzeug. Und es gibt natürlich schönere Dinge, als im Flugzeug zu sitzen und sich zu langweilen und zu warten, bis man angekommen ist."


Frage: "Hat sich dein Bekanntheitsgrad verändert, seitdem du in der Formel 1 bist? Gibt es jetzt mehr Leute, die dich erkennen oder ein Autogramm wollen?"
Wehrlein: "Ja, es wird natürlich immer mehr. Aber ich muss sagen, dass es noch auf einem angenehmen Level ist. Bisher hatte ich noch keine Probleme."

Was Wehrlein an der DTM vermisst

Frage: "Und gibt es irgendetwas, was du an der DTM vermisst?"
Wehrlein: "Gute Frage... Um ehrlich zu sein vermisse ich es am meisten, konkurrenzfähig zu sein, und die Rennen zu gewinnen. Davon abgesehen habe ich mich extrem gut mit meinem Team verstanden. Erfolge schweißen natürlich extrem zusammen! Am liebsten würde man seine Mechaniker und seine Ingenieure in alle Serien überallhin mitnehmen, und dann zusammen wieder die gleichen Erfolge feiern. Aber es ist einfach ein neues Kapitel. Es ist jetzt meine erste Saison in der Formel 1, und ich muss hier Fuß fassen. Wenn die Rennen erfolgreicher und die Positionen besser werden, dann macht es auch mehr Spaß."

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Der DTM-Titel war Pascal Wehrleins Eintrittskarte zur Formel 1 Zoom Download

Frage: "Den wenigsten Fahrern ist der Sprung von der DTM in die Formel 1 gelungen. Was macht diesen Schritt so schwierig?"
Wehrlein: "Ich glaube, dass es einfach schwierig ist, aus einer Tourenwagen-Serie wieder zurück in den Formelsport zu kommen. Es ist nicht der übliche Weg, und auch für das Fahrgefühl ist es nicht der beste Weg, wenn man aus dem Formelsport kommt, zu den Tourenwagen wechselt und sich daran gewöhnen muss. Man hat einfach eine Eingewöhnungsphase, weil das Auto sich so anders verhält als ein Formelauto. Und dann nach einigen Jahren wieder zurückzukommen, das ist nicht einfach."

"Ich merke das momentan auch bei mir selbst. Ich kenne auch die meisten Strecken nicht. Wäre ich in der GP2 gefahren, würde ich die meisten Strecken kennen. Dann bin ich in den vergangenen drei Jahren nur ein paar Tests in einem Formelauto gefahren. Davor bin ich Formel 3 gefahren, und dieser Schritt von der Formel 3 in die Formel 1 ist riesig! Und von der DTM in die Formel 1 ist er noch einmal größer, weil ein Tourenwagen einfach etwas ganz anderes ist. Deswegen ist das auch nicht der übliche Schritt und nicht so einfach."

"GP2 wäre 2013 und 2014 nicht möglich gewesen."Pascal Wehrlein
Frage: "Würdest du trotzdem sagen, dass dir diese drei Jahre in der DTM etwas gebracht haben?"
Wehrlein: "Ja, ohne die DTM wäre ich nicht in die Formel 1 gekommen! Als ich 2012 in der Formel 3 gefahren bin, da standen wir vor der Entscheidung, was wir 2013 machen wollen. Da hatte ich schon die Verbindung zu Mercedes und war Mercedes-Junior. Da ging es darum, ob wir noch einmal Formel 3 fahren oder eventuell in die DTM wechseln. Da war ich mir natürlich auch nicht sicher, denn damals wusste ich, dass die DTM nicht der übliche und vielleicht auch nicht der richtige Schritt ist, um in die Formel 1 zu kommen."

"Aber GP2 wäre 2013 und 2014 sowieso nicht möglich gewesen, weil das Budget nicht aufzutreiben war. Mein Traum war es schon immer, eines Tages für Mercedes zu fahren. Deshalb war es für mich klar, in Richtung DTM zu gehen. Mit guten Leistungen konnte ich mich für ein Formel-1-Cockpit empfehlen. Die Voraussetzung war, dass ich DTM-Champion werden muss, um die Chance zu bekommen, in die Formel 1 zu wechseln. Letztes Jahr habe ich es dann geschafft!"

Druck bei Manor größer als im Top-Team

Frage: "Hättest du also ein DTM-Angebot von Audi oder BMW nicht angenommen, weil die kein eigens Formel-1-Team haben?"
Wehrlein: "Das kann ich jetzt nicht sagen. Wenn ich kein Mercedes-Fahrer gewesen wäre und mit dem Wissen, dass ich sowieso nicht in der GP2 fahren kann, ein Angebot aus der DTM bekommen hätte, dann hätte man natürlich abwägen müssen, was die bessere Entscheidung ist. Aber dadurch, dass ich 2012 Mercedes-Junior war und da schon die Unterstützung hatte und sowieso schon immer für Mercedes fahren wollte, hätte ich natürlich nein gesagt, wenn ich so ein Angebot bekommen hätte, während ich schon bei Mercedes unter Vertrag stand."


Frage: "Du bist zunächst mit einem kleinen Team in die Formel 1 eingestiegen. Hast du das Gefühl, dass es dort einfacher ist, sich in der Formel 1 zu akklimatisieren, als bei einem Top-Team, bei dem du direkt unter Druck stehen würdest?"
Wehrlein: "Ich glaube, weder noch. Man hat immer Druck, der Erfolgsdruck ist immer da, speziell im Motorsport. In diesem Jahr gibt es für uns nur ein paar Rennwochenenden, an denen wir konkurrenzfähig sein können - wie Spielberg oder Bahrain zum Beispiel. An diesen Wochenenden ist der Druck dann sogar höher als bei anderen Fahrern, die jedes Wochenende ein konkurrenzfähiges Auto haben und jedes Wochenende Punkte holen können."

"Bei uns ist der Druck höher, denn wir wissen, dass wir an diesem Wochenende alles zu 100 Prozent hinbekommen müssen. Unser Ziel ist es ganz klar, vor Sauber zu sein. Das sind wir momentan. Es würde dem Team einiges an Preisgeld einbringen. Ich bin hier, um das Bestmögliche herauszuholen und so viel wie möglich zu lernen. Wenn sich dann - wie in Spielberg - eine Möglichkeit ergibt, einen Punkt zu holen, dann hat man eher noch mehr Druck, denn wer weiß, ob die Chance noch einmal kommt..."

"Wäre bereit, den Mercedes zu fahren"

Frage: "Wie sehr hast du dich über die Vertragsverlängerung von Nico Rosberg geärgert, der sich damit 'dein' Auto für die nächsten zwei Jahre geschnappt hat?"
Wehrlein: "Geärgert habe ich mich gar nicht, denn ich wusste ja schon über die Situation Bescheid. Ehrlich gesagt habe ich auch gar nicht erwartet, nächstes Jahr im Mercedes zu sitzen. Dafür reicht einfach die Zeit nicht, um sich an alle Strecken, das Formel-1-Umfeld und das Auto zu gewöhnen. Natürlich wäre ich bereit, den Mercedes zu fahren, aber so habe ich eben noch etwas mehr Zeit."

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Pascal Wehrlein im Gespräch mit Redakteur Dominik Sharaf Zoom Download

Frage: "Siehst du dich trotzdem im nächsten Jahr bei einem anderen Team? Force India hat ja zum Beispiel auch Mercedes-Motoren..."
Wehrlein: "Das weiß ich nicht. Momentan habe ich einen Vertrag mit Manor über ein Jahr. Mal sehen, was danach kommt. Es werden jetzt aber bald Gespräche stattfinden."


Frage: "Du bist gelernter Feinmechaniker. Hattest du immer einen Plan B, falls es mit dem Motorsport nicht klappt?"
Wehrlein: "Es ist immer gut, einen Plan B zu haben. Man weiß als Jugendlicher nie, ob man es eines Tages schafft, mit dem Motorsport sein Geld zu verdienen. Als ich meinen Abschluss gemacht habe, war ich noch kein Profi-Rennfahrer. Ich habe noch kein Geld damit verdient. Deshalb war es klar, dass ich noch etwas machen muss, falls es mit dem Motorsport nicht klappt, um dann nicht auf der Straße zu sitzen."


Frage: "Wie siehst du dann eine Karriere wie die von Max Verstappen? Bei ihm war es ja seit der Kindheit klar, dass er einmal Rennfahrer werden soll."
Wehrlein: "Ich glaube, dass es vielleicht anders ist, wenn man aus einer Motorsportfamilie kommt. Mein Vater kommt nicht aus dem Motorsport und ich denke, dass es zwei ganz unterschiedliche Ausgangspunkte sind."

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