• 05. September 2013 · 21:00 Uhr

Vettel: "Ich will ihn nicht heiraten..."

Sebastian Vettel erklärt, dass er nicht der beste Freund von Daniel Ricciardo werden muss, um mit ihm zusammenzuarbeiten - Titel noch lange nicht in trockenen Tüchern

(Motorsport-Total.com) - Für Sebastian Vettel ist es auch ein neues Gefühl an die Strecke zu kommen, und alle Welt redet nur über den zukünftigen Teamkollegen. Auch der Deutsche musste heute in Monza eine Menge Fragen zu Daniel Ricciardo beantworten, wo es doch in der Weltmeisterschaft derzeit weniger spannend zugeht. Doch da hat der Heppenheimer eine andere Meinung. Was er über den Titelkampf erzählt, wie er sich an Monza 2008 zurückerinnert und was er über seinen neuen Teamkollegen weiß, berichtet er im Gespräch vor anwesenden Journalisten.

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Sebastian Vettel will die restliche Saison Rennen für Rennen angehen Zoom Download


Frage: "Sebastian, im Moment scheinst du in der WM uneinholbar zu sein..."
Sebastian Vettel: "Nein, ich denke uneinholbar ist man erst dann, wenn man rechnerisch wirklich nicht mehr eingeholt werden kann. Ich denke wir hatten bis jetzt ein super Jahr und wir wünschen uns, dass es so weitergeht. Aber wir wissen genau, wie viel Arbeit dahintersteckt. Deswegen versuchen wir uns auf jeden Schritt einzeln zu konzentrieren und nicht ablenken zu lassen."


Frage: "Dein Teamkollege im kommenden Jahr heißt also Daniel Ricciardo. Wo siehst du seine Stärken?"
Vettel: "Seine Stärke ist (überlegt; Anm.), dass er jung ist, dass er motiviert ist und ich glaube, dass er mit uns eine fantastische Chance im nächsten Jahr bekommt. Natürlich ist es im Moment noch schwer zu sagen, wie es im nächsten Jahr aussehen wird - einerseits, was die Autos und was die Motoren angeht. Deswegen ist das Kräfteverhältnis schwer einzuschätzen. Aber trotzdem glaube ich, dass er uns helfen wird und dass er alles daransetzen wird, mir das Leben schwerzumachen."

"Ich freue mich auf den Daniel. Ich denke es ist vor allem für ihn eine tolle Nachricht, dass er die Chance bekommt. Es ist immer schwer im Vorhinein zu wissen, wie gut oder schlecht er ist. Generell sind wir der Meinung, dass er sehr gut ist, sonst hätte das Team ihn nicht unter Vertrag genommen. Der Rest wird sich im nächsten Jahr zeigen. Es ist einfach toll, dass er eine Chance hat, sich zu beweisen. Soweit ich ihn jetzt kenne, komme ich sehr gut mit ihm aus. Aber für mich änder sich nicht viel: Ich habe einen weiteren Australier, der versucht, mir das Leben schwerzumachen."


Fotos: Großer Preis von Italien


Frage: "Warum hat man sich für Ricciardo anstatt für Vergne entschieden?"
Vettel: "Daniel hat ein wenig mehr Erfahrung, aber beide machen einen sehr guten Job. Wir haben natürlich einen besseren Einblick darüber, was im Team vor sich geht. Daniel war ein wenig konstanter, aber in Sachen Speed sind die beiden ziemlich nah beieinander. Es gibt keinen großen Unterschied. Leute haben im Großen und Ganzen die Meinung, dass Fahrer in einem durchschnittlichen Auto nicht auf dem gleichen Level sind, wie die Fahrer an der Spitze. Im Durchschnitt ist das vermutlich auch der Fall, aber wie soll man aufsteigen, wenn man nie die Chance erhält?"

Aufstieg 2009 war anders

Frage: "Kann man das mit deinem Aufstieg vor fünf Jahren vergleichen?"
Vettel: "Es ist ein Unterschied. 2009 hatten wir vor Saisonbeginn nicht die Erwartungen, die wir heute haben. Aber man muss auch sagen, dass wir im kommenden Jahr ein komplett neues Auto haben. Wir wissen noch nicht, was wir erwarten können. In den letzten vier bis fünf Jahren sind wir als Team gewachsen. Wir haben viele Dinge richtig gemacht und ich erwarte, dass wir im nächsten Jahr auch konkurrenzfähig sein werden. Ob wir genauso konkurrenzfähig wie heute sind, das ist schwierig vorherzusagen."


Frage: "Wie gut kennst du Daniel schon?"
Vettel: "Nicht so gut, um ehrlich zu sein. Er war lange Teil der Red-Bull-Familie. Obwohl er einfach nebenan ist, sehen wir uns nicht so häufig. Wir sind beide mit unserem eigenen Team beschäftigt. Aber soweit ich weiß, lächelt er immer. Er scheint ein guter Typ zu sein, ich freue mich auf ihn."


Frage: "Wie ist es, von Toro Rosso auf die Red-Bull-Seite zu wechseln?"
Vettel: "Ich habe die Zeit bei Toro Rosso sehr genossen, es war wie eine Familie, weil es ein kleineres Team ist. Wir hatten 2008 ein ziemlich besonderes Jahr, wenn ich also zurückschaue, dann ist das immer sehr romantisch. Ich hatte eine gute Beziehung zu allen Mechanikern. Bei Red Bull arbeiten zwar auch Menschen, aber es ist professioneller. Es ist ein größeres Team und man hat eine größere Chance, seinen Traum zu verwirklichen. Man kann natürlich auch die negativen Dinge sehen: Druck, Medien und so weiter. Aber es macht viel mehr Sinn auf das Positive zu blicken. Man hat ein konkurrenzfähiges Auto, kann auf das Podium fahren, Rennen gewinnen und um die Meisterschaft kämpfen. Das ist der größte Unterschied."

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Vettel bezeichnet das Verhältnis zu Teamkollege Webber als "professionell" Zoom Download

Frage: "Wirst du mit Daniel ein besseres Verhältnis haben als zu Mark?"
Vettel: "Die Beziehung zu Mark ist nicht schlecht. Wir sind nicht die besten Freunde, und dafür gibt es auch Gründe, aber wir respektieren uns gegenseitig auf der Strecke. Wären Sie bei den Meetings dabei, kämen Sie auch nicht zu dem Schluss, dass etwas falsch läuft. In der Hinsicht war es immer ziemlich professionell. Daniel ist ein anderer Typ. Ich will ihn nicht heiraten, also muss ich auch nicht sein bester Freund sein. Ich denke aber, wir werden gut miteinander auskommen."

Monza nicht immer das beste Pflaster

Frage: "Mit Kimi Räikkönen hat sich in Spa ein Kontrahent aus dem Rennen verabschiedet. Ist es ein Dreikampf um den Titel - oder doch ein Vierkampf?"
Vettel: "Naja, ich schreibe ja keine Artikel und Nachrichten, deswegen mache ich mir darüber keine Gedanken, wie viele noch im Titelrennen sind oder nicht. Wir schauen auf uns; es wäre falsch, sich auf einen zu konzentrieren - weil einfach dann die Gefahr darin besteht, sich ablenken zu lassen und vielleicht den Falschen aus den Augen zu verlieren. Es ist noch lange hin. Wir wissen auch aus eigener Erfahrung, wie schnell sich die Dinge ändern können. Da darf man sich nicht zurücklehnen."


Frage: "Wie sehen seine Erwartungen auf dieser Strecke aus?"
Vettel: "Das ist schwer zu sagen. Wir haben gezeigt, dass wir auf Strecken mit mittlerem Abtriebsniveau, wie Kanada oder Spa, sehr konkurrenzfähig waren. Wir hatten zwei exzellente Rennen. In Monza gibt es weniger Abtrieb, und wir haben Gründe, zuversichtlich zu sein. Aber gleichzeitig wissen wir auch, dass es ein Kurs ist, auf dem wir ein paar Probleme hatten. Wir müssen uns im Training auf kleine Schritte konzentrieren, um das Auto vorzubereiten. Dann sehen wir, ob das Paket konkurrenzfähig ist um den Sieg zu fahren - oder nicht."

"Es wäre falsch, sich auf einen Gegner zu konzentrieren."Sebastian Vettel
Frage: "Wenn euch jemand den zweiten und dritten Platz anbieten würde, würdest du das nehmen?"
Vettel: "Nein. Wo ist denn die Aufregung im Rennen, wenn du weißt, wo du landen wirst? Es gibt immer die Chance zu gewinnen. Ich habe die gleichen Gedanken wie 2008. Es ist der Fakt, dass man nie weiß, was in der ersten Kurve, beim Boxenstopp oder während des Rennens passiert. Das macht dich am Sonntag nervös. Es ist aufregend, wenn du im Auto sitzt und wartest, dass die Lampen ausgehen."


Frage: "Viele erinnern sich noch an das Manöver in der Curva Grande, wo du Fernando Alonso nach außen gedrängt hast und eine Strafe kassiert hast. Denkt man da noch dran?"
Vettel: "Die letzten beiden Jahre waren ziemlich unterhaltsam - weniger für mich im letzten Jahr, weil ich dann die Strafe bekommen hab, aber ich bin ja sowieso nicht ins Ziel gekommen, deswegen war es auch nicht so wichtig. Ich denke generell, dass man dort viele Überholmanöver sieht. Nach der ersten langen Geraden kommt man im Normalfall gut ran, und wenn man dann aus der ersten Schikane gut rauskommt, hat man eine Chance. Man möchte sich im Idealfall dort außen positionieren, damit man in der nächsten Schikane die Vorfahrt hat. Wie viel Platz man da lässt, scheint ja in den letzten Jahren zum Thema geworden zu sein."

2011: Plötzlich freut sich keiner mehr...

Frage: "Was macht für dich den Mythos Monza aus?"
Vettel: "Monza ist eine ganz besondere Station im Kalender - natürlich auch für mich mit dem ersten Sieg 2008. Es gibt natürlich sehr schöne Erinnerungen. Es ist eine sehr anspruchsvolle Rennstrecke, auch wenn man immer sagt, es geht nur geradeaus. Aber gerade deshalb fährt man mit sehr wenig Flügel, und die Autos fühlen sich doch sehr viel leichter an. Man merkt, dass man weniger Grip hat als auf allen anderen Rennstrecken. Es ist auch im Trockenen ein ziemlicher Balanceakt. Deswegen ist es nicht ganz einfach, aber man muss natürlich auch den Speed auf den Geraden haben. Da haben wir uns in den letzten Jahren ein bisschen schwergetan, aber schauen wir mal, wie es in diesem Jahr läuft."

"Es ist immer, als ob man zurück ins Traumland fährt."Sebastian Vettel denkt gerne an 2008 zurück
Frage: "Welche Erinnerungen hast du an 2008?"
Vettel: "Natürlich habe ich viele Erinnerungen. Es ist immer, als ob man zurück ins Traumland fährt. Zu der Zeit war es irgendwie surreal. Das Auto war einfach nicht gut genug, um Erwartungen auf das Podium, die Pole oder den Sieg schüren zu können. Es ist immer etwas Besonderes, hierher zu kommen, die Strecke am Donnerstag entlang zu laufen und die Bilder wieder im Kopf zu haben. Ich erinnere mich, dass der Podestbesuch einer der besten Momente bisher war - mit all den Fans, die zum Podium geströmt sind. Die meisten hatten zwar Ferrari-Flaggen, trotzdem war es ziemlich besonders."

"Als ich 2011 erneut gewonnen habe, war die Atmosphäre eine andere. Die Leute waren weniger glücklich darüber, aber Jenson stand neben mir und meinte, dass das normal ist, wenn man keinen roten Anzug anhat. Es war schon etwas Außergewöhnliches mit Toro Rosso zu gewinnen - einem italienischen Team mit Ferrari-Motor."


Frage: "In der ersten Schikane schiebt es sich nach dem Start gerne zusammen. Wie verhält sich das aus deiner Sicht?"
Vettel: "Kommt drauf an, wo man ist. Wenn man vorne ist, ist alles gut. Wenn man im Mittelfeld steckt, gibt es natürlich die Möglichkeit, dass man eng aufeinander aufläuft - ähnlich wie in Monaco in der Loews oder wie immer sie jetzt heißt. Es kann schon eng werden. Beim ersten Start hier im Mittelfeld habe ich mir damals direkt die Nase abgefahren. In den letzten Jahren ist es mir gelungen, sauber durchzukommen. Hoffentlich habe ich meine Lektion gelernt."

Regen am Sonntag?

Frage: "Laut Wettervorhersage könnte am Wochenende Regen warten. Bereitet ihr euch schon am Freitag speziell darauf vor?"
Vettel: "Die Wettervorhersage schaut so aus, dass es am Sonntag nass sein könnte. Gut, letzten Endes steckt man da nicht drin. Ich denke, wenn man im Vorhinein zu viele Kompromisse eingeht, hat man nur die Chance einen Schritt zurück zu machen. Wir konzentrieren uns auf jeden einzelnen Tag. Morgen scheint es trocken zu sein. Deswegen wird die Arbeit und die Rennvorbereitung für das Trockene gemacht. Sich morgen schon einzuschränken und einen großen Flügel draufzupacken, wäre falsch. Wenn es wirklich regnet, dann haben wir Regenreifen und weiter geht's."


Frage: "Monza ist die schnellste Strecke mit dem geringsten Abtrieb. Wie sicher fühlst du dich in deinem Auto?"
Vettel: "Ich glaube gerade die hohen Geschwindigkeiten zeichnen die Strecke hier aus. Es ist natürlich auch für uns Fahrer etwas Besonderes im Jahr, wenn man merkt, dass es auch nach der 300-Marke weiter vorwärts geht und man weiter beschleunigt. Im Auto denkt man nicht wirklich darüber nach. Man hat da gar nicht die Zeit dafür, und es wäre auch falsch, weil es einen ablenkt -gemäß dem Motto: Wenn man immer daran denkt, was schiefgehen könnte, geht es sowieso schief."

"Im Gegenteil, man freut sich und schaut, dass man den Bremspunkt ordentlich erwischt - was extrem schwer ist nach den langen Geraden mit den hohen Geschwindigkeiten. Wie sicher fühlt man sich? Während der Fahrt denkt man nicht darüber nach, aber ich glaube, es sollte einem generell bewusst sein, mit welchem Risiko das Ganze verbunden ist. Letzten Endes ist es ein Risiko, mit dem wir uns alle abfinden und das wir in Kauf nehmen, wenn wir ins Auto steigen."


Frage: "Ist deine neue Frisur ein Glücksbringer?"
Vettel: "Bis jetzt lief es gut. Wenn es so weiter läuft, habe ich nichts dagegen, es auf die Haare zu schieben."


Frage: "Als Deutscher in einem österreichischen Team: Zu wem hältst du beim morgigen Fußballspiel?"
Vettel: "Ich drücke natürlich der deutschen Mannschaft die Daumen. Wenn es um die Qualifikation geht, sieht es bei uns ein bisschen besser aus. Trotzdem wird die Mannschaft weiter versuchen zu gewinnen. Aus österreichischer Sicht ist es ein schönes Derby mit immer wieder überraschend viel Brisanz. Aber als Zuschauer freue ich mich einfach auf das Spiel und drücke der deutschen Mannschaft die Daumen."

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