• 08. Dezember 2025 · 15:04 Uhr

Strategie-Schach: Wie McLaren Red Bulls Abu-Dhabi-Taktik ruinierte

McLarens ungewöhnliche Reifenwahl für Oscar Piastri stellte Red Bull im Titelduell vor heikle Entscheidungen - und schnürte Verstappen taktisch ein

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Taktikdebakel in Katar haben McLarens Strategen beim Saisonfinale in Abu Dhabi eine echte Meisterleistung abgeliefert. Mit der gesplitteten Strategie für Lando Norris und Oscar Piastri gaben sie beiden Fahrern realistische Siegchancen - und verhinderten zugleich ein mögliches taktisches Spiel von Red Bull in der Schlussphase.

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Max Verstappen, Oscar Piastri und Lando Norris beim Großen Preis von Abu Dhabi Zoom Download

Piastri startete von Platz drei - überraschend auf harten Reifen. Auch Red-Bull-Teamchef Laurent Mekies zeigte sich erstaunt: "Das war ziemlich clever von ihnen", sagt er. "Damit hatten sie viele Optionen und zwangen uns, mit zwei verschiedenen Szenarien um den Sieg zu kämpfen. Wir hatten das nicht erwartet."

Warum Max Verstappen das Feld nicht einbremsen konnte

Für Max Verstappen war klar: Er musste den Grand Prix von Abu Dhabi gewinnen, um seine Chancen im Titelkampf zu wahren. Red Bull konnte es sich daher nicht leisten, Oscar Piastri ziehen zu lassen und sich ausschließlich auf Lando Norris zu konzentrieren. Dass Verstappen das Feld - wie vielfach erwartet - nicht künstlich verlangsamte, hatte mehrere Gründe.

Zu Beginn benötigte er dies schlicht nicht: Das Feld blieb ohnehin eng zusammen. Interessant war dabei eine Szene im Raum vor dem Podium, als Verstappen Piastri erklärte, er sei mit seinem Tempo im ersten Abschnitt durchaus zufrieden gewesen - denn die ersten 16 Fahrer lagen noch innerhalb seines Boxenstoppfensters.

Später im Rennen war ein Einbremsen jedoch kaum möglich. Piastri befand sich auf einer Overcut-Strategie und fuhr dadurch in der entscheidenden Phase mit freier Fahrt. Das Feld zog sich nach den ersten Stopps deutlich auseinander. Besonders George Russell im schwächelnden Mercedes verlor jeglichen Anschluss an Norris, was Verstappen taktisch überhaupt nicht in die Karten spielte.


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Ideal wäre es für ihn daher gewesen, das Feld nach dem ersten Stopp wieder zusammenzuschieben, um Ferrari und Mercedes neue Angriffsoptionen gegen Norris zu ermöglichen. Doch damit hätte er unweigerlich den Rennsieg an Piastri verschenkt, der an der Spitze mit klarer Strecke davongezogen wäre.

Auch am Rennende konnte Verstappen das Tempo nicht künstlich drosseln - zu riskant angesichts von Piastris deutlich frischeren Reifen. Der Australier war im Schnitt fast eine Sekunde pro Runde schneller, ein Überholversuch wäre durchaus realistisch gewesen. Verstappen musste seine Einstoppstrategie also zwingend ins Ziel retten.

Hätte Red Bull ein zweites Mal stoppen müssen?

Rein theoretisch hätte Red Bull einen taktischen Kniff anwenden können. Gegen Rennende zeichnete sich nämlich deutlich ab, dass McLaren die Strategie voll auf Norris ausrichtete. Piastris Overcut zog sich zu lange hin; eigentlich hätte er früher stoppen müssen. Dass er sogar von Verstappen auf der Strecke überholt wurde und durch die Dirty Air zusätzliche Zeit verlor, war nicht ideal, aber von McLaren einkalkuliert.

Denn parallel setzte Charles Leclerc auf eine Zweistoppstrategie und löste damit einen Undercut gegen Norris aus. McLaren reagierte sofort und holte Norris eine Runde später rein - obwohl der Brite mehr als sechs Sekunden Vorsprung hatte. Man wollte keinerlei Risiken eingehen.

Eigentlich wäre Norris' zweiter Stopp die perfekte Runde für Piastris ersten Boxenstopp gewesen. Doch ein Doublestack kam für McLaren nicht infrage. Piastri blieb draußen, wurde daraufhin von Verstappen überholt - ein Umstand, der Red Bull theoretisch die Tür geöffnet hätte, seine frischen Reifen zu covern.

Warum ein zweiter Red-Bull-Stopp nichts gebracht hätte

Es war kaum ein Geheimnis, dass Piastri am Ende von Runde 41 stoppen würde. Red Bull hätte also ebenfalls in dieser Runde an die Box kommen können, um im Reifendelta gegen McLaren nicht ins Hintertreffen zu geraten. Verstappen hätte anschließend versuchen können, das Feld künstlich zusammenzuhalten.

Doch Mekies erklärt, weshalb man sich dagegen entschied: "Es wäre möglich gewesen. Aber wir hatten das Gefühl, dass es für uns nicht die richtige Option war. Wir hätten einen ziemlich großen Vorsprung aufgegeben. Und wir glaubten nicht, dass taktische Spielchen uns heute einen Vorteil gebracht hätten."

Stattdessen konzentrierte sich Red Bull darauf, Verstappens Führung abzusichern und das Rennen ohne zusätzliche Risiken - wie etwa einen potenziell langsamen Boxenstopp - zu Ende zu fahren. "Wir können nicht kontrollieren, was hinter uns passiert", so Mekies. "Wir haben diese Option diskutiert, aber wir blieben bei unserem Plan."

Denn auch das gehört zur Wahrheit: Schon 2016 hatten solche taktischen Einbremsversuche kaum Wirkung. Meist entsteht lediglich ein DRS-Zug, in dem Überholen nahezu unmöglich ist. Ferrari und Mercedes fehlte in Abu Dhabi schlicht die nötige Pace, um Red Bull zu unterstützen - und McLaren hatte sich strategisch so gut aufgestellt, dass sie die größten Risiken von vornherein ausschalten konnten.

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