Norris mit großem Schritt Richtung WM, aber Verstappen macht die Show!
Lando Norris hat das viertletzte Saisonrennen in Brasilien gewonnen - Max Verstappen fährt aus der Box auf das Podium, Oscar Piastri verliert weiter an Boden
(Motorsport-Total.com) - Lando Norris hat einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung seines ersten Formel-1-Titels gemacht und seine WM-Führung mit dem Sieg beim Grand Prix in Sao Paulo weiter ausgebaut. Der McLaren-Pilot gewann nach 71 Runden in Interlagos einigermaßen ungefährdet vor Andrea Kimi Antonelli, der mit Rang zwei sein bestes Ergebnis in der Formel 1 holen konnte.
Weltmeister Max Verstappen betrieb mit Rang drei fast die größtmögliche Schadensbegrenzung und fuhr aus der Boxengasse auf das Podest. Dabei hatte der Niederländer in der Frühphase einen Reifenschaden zu beklagen und musste zum Reifenwechsel. Anschließend pflügte er aber mit seinem neuen Motor und geänderten Set-up durch das Feld und hätte beinahe auch Antonelli bekommen.
Großer Verlierer im WM-Kampf ist Oscar Piastri, der sich mit Rang fünf begnügen musste. Der Australier war nach einem frühen Safety-Car mit Antonelli kollidiert, der dadurch in Ferrari-Pilot Charles Leclerc fuhr und diesen zum Aufgeben zwang. Dafür erhielt Piastri eine Zeitstrafe von zehn Sekunden und landete am Ende hinter George Russell (Mercedes).
Durch seinen Sieg hat Norris in der Meisterschaft nun 24 Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen, der nicht mehr aus eigener Kraft Meister werden kann. Trotz Platz drei muss Verstappen angesichts von 49 Punkten Rückstand nun schon auf ein mittelgroßes Wunder hoffen - eine Niederlage gegen Norris kann er sich in den letzten drei Rennen nicht mehr erlauben.
Das Mittelfeld wurde in Sao Paulo von Oliver Bearman angeführt, der mit Rang sechs eine starke Leistung zeigte. Dahinter landeten die beiden Racing Bulls von Liam Lawson (7.) und Isack Hadjar (8.), Nico Hülkenberg holte im Sauber als Neunter zwei Punkte. Der letzte Zähler ging wie im Sprint an Alpines Pierre Gasly.
Für Ferrari wurde der Grand Prix derweil zum Debakel: Charles Leclerc schied nach der frühen Kollision mit Antonelli unverschuldet aus, Lewis Hamilton stellte seinen Ferrari ebenfalls vorzeitig ab. Der siebenmalige Weltmeister hatte sich bereits in der ersten Runde den Frontflügel abgefahren und war anschließend mit beschädigtem Unterboden unterwegs.
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Was passierte in Runde 1?
Die erste Runde war durchaus turbulent - nur nicht an der Spitze. Lando Norris hielt seine Führung trotz Medium-Reifen gegen Antonelli und dessen Softs. Auch dahinter behielten Charles Leclerc und Oscar Piastri ihre Positionen, wobei sich der McLaren-Pilot bis Kurve 4 gegen Isack Hadjar verteidigen musste.
Dahinter ging es allerdings zur Sache. Einer der Leidtragenden war Lewis Hamilton, der in Kurve 1 zunächst mit dem Williams von Carlos Sainz kollidierte und einige Plätze verlor. Auf Start-Ziel wollte sich der Ferrari-Pilot eine Position gegen Franco Colapinto zurückholen, fuhr aber zu dicht auf den Alpine auf und beschädigte sich den Frontflügel und den Unterboden.
Den Flügel konnte er an der Box unter dem Safety-Car wechseln, allerdings klagte er anschließend über einen enormen Abtriebsverlust.
Noch schlimmer erwischte es ausgerechnet Lokalmatador Gabriel Bortoleto, der im kurvigen Mittelteil von Lance Stroll abgedrängt wurde und in der Mauer landete. Nach seinem heftigen Unfall im Sprintrennen am Samstag war das Rennen für den Sauber-Piloten damit schon in Runde eins vorbei.
Was geschah beim Re-Start?
Auch beim Neustart wurde es hitzig. Norris zog das Tempo spät an und sorgte so dafür, dass das Feld dahinter gestaut auf Kurve 1 zufuhr. Das wollte Piastri nutzen, um von Rang vier zwei Positionen zu gewinnen.
Der Australier bremste sich innen neben beide Konkurrenten, dabei kam es allerdings zur Berührung mit Antonelli, der sich seinerseits in den außen fahrenden Leclerc drehte.
Für den Ferrari-Piloten war das Rennen mit beschädigter Aufhängung beendet, und das virtuelle Safety-Car musste ausrücken. Piastri bekam für den Vorfall eine Zeitstrafe von zehn Sekunden sowie zwei Strafpunkte.
"Meiner Meinung nach hatte ich eine sehr klare Chance auf der Innenseite, also habe ich es versucht", verteidigt sich Piastri. "Ja, es gab blockierende Räder, aber ich war direkt am Scheitelpunkt, auf der weißen Linie. Ich konnte nicht weiter nach links fahren und ich kann mich nicht einfach in Luft auflösen."
"Die Entscheidung ist, wie sie ist. Es war einer von mehreren schwierigen Momenten heute und an diesem Wochenende, aber ich hätte nichts anders gemacht, wenn ich noch eine Chance gehabt hätte", so der Australier.
Leclerc will hingegen Antonelli nicht von der Schuld freisprechen: "Oscar war optimistisch. Aber ich glaube, Kimi wusste, dass Oscar innen lag, und er fuhr die Kurve so, als wäre Oscar gar nicht da gewesen. Für mich liegt die Schuld nicht allein bei Oscar, betont der Ferrari-Pilot.
Wie fuhr Verstappen auf das Podium?
Wer Max Verstappen abschreibt, der macht einen Fehler. Das hat der Red-Bull-Pilot am Sonntag bewiesen. Der Weltmeister war nach einem Motorenwechsel und einer Set-up-Anpassung mit harten Reifen aus der Box gestartet und schien zunächst Pech zu haben.
Denn ein schleichender Plattfuß zwang den Niederländer schon nach sieben Runden in die Box. "Sonst wäre auch Platz zwei im Rahmen des Möglichen gewesen", ärgert sich Motorsportkonsulent Helmut Marko bei Sky.
Doch da gerade das virtuelle Safety-Car nach dem Piastri-Zwischenfall draußen war, verlor Verstappen dabei nicht allzu viel Zeit und konnte sich mit frischen Reifen wieder durch das Feld pflügen und weitere Konkurrenten überholen, die ihrerseits zum Reifenwechsel an die Box fuhren.
In Runde 34 kam Verstappen erneut zum Reifenwechsel an die Box und holte sich erneut die Medium-Reifen ab. Dort legte er eine starke Pace hin und fand sich nach dem zweiten Boxenstopp von Norris in Runde 50 sogar in Führung wieder, doch Red Bull ging kein Risiko ein und holte ihn vier Runden später zum dritten Reifenwechsel rein.
Auf frischen Softs kam er vor Lawson und Piastri auf Rang vier wieder auf die Strecke und machte sich auf die Jagd nach den beiden Mercedes. George Russell konnte er sich schnell schnappen, doch gegen Antonelli reichte es knapp nicht, sodass ihm aber immerhin Rang drei blieb.
Warum erlebte Ferrari ein Debakel?
Ferrari kam als einziges Team mit beiden Autos nicht ins Ziel. Leclerc war das unschuldige Opfer der Kollision zwischen Antonelli und Piastri. Der Monegasse hatte sich eigentlich rausgehalten, wurde aber vom sich drehenden Mercedes in Kurve 1 erwischt und erlitt einen Schaden an der vorderen Aufhängung.
"Ich bin frustriert", entgegnet er, betont aber: "Letztendlich bin ich weder auf Oscar noch auf Kimi wütend. Solche Dinge passieren."
Lewis Hamilton war hingegen selbst verantwortlich für sein Aus: Erst kollidierte er am Start mit dem Williams von Carlos Sainz und verlor einige Positionen, und als er auf der Zielgerade wieder einen Platz gegen Franco Colapinto gutmachen wollte, fuhr er dem Alpine ins Heck.
Dabei beschädigte er sich den Frontflügel und den Unterboden. Den Flügel konnte er in der Box unter dem Safety-Car wechseln, doch aufgrund der Beschädigung des Unterbodens klagte er über fehlenden Abtrieb.
Nachdem er einige Zeit weit hinten im Feld fuhr, stellte er seinen Ferrari in der Garage ab.
"Ich weiß nicht wirklich, was in Kurve 1 passiert ist, aber offensichtlich war es nicht gut, getroffen zu werden. Und danach war das Auto kaputt", beschreibt er den Start.
Über Colapinto meint er: "Er hat am Ausgang der letzten Kurve einen Fehler gemacht, deshalb hatte ich dann einen guten Windschatten, und als ich rausgezogen habe, hatte ich das Gefühl, dass er sich im selben Moment bewegt hat - und danach habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen."
"Es ist ein Albtraum, und den lebe ich jetzt schon eine lange Zeit", so der Brite.
Warum erhielt Yuki Tsunoda zwei Strafen?
Für Yuki Tsunoda war es erneut ein verkorkster Tag. Nach dem letzten Platz im Qualifying wurde der Japaner auch im Rennen Letzter, während Teamkollege Verstappen auf das Podium fuhr. Der Red-Bull-Pilot hatte in der Anfangsphase Lance Stroll (Aston Martin) im Mittelsektor gedreht. Dafür erhielt er eine Zehn-Sekunden-Strafe.
Die saß er auch an der Box ab, allerdings war einer der Mechaniker zu überambitioniert und lockerte bereits vor Ablauf der Zeit die Mutter des linken Hinterrades. Weil das gegen das Reglement verstieß, musste Tsunoda eine weitere Strafe absitzen.
Wie geht es in der Formel 1 weiter?
Ein letzter Tripleheader steht noch auf dem Programm: Nach einer Pause findet in zwei Wochen der Große Preis von Las Vegas statt, bevor es direkt nach Katar und Abu Dhabi geht. Da in Lusail noch ein Sprint ansteht, gibt es insgesamt noch 83 Punkte zu verteilen.
Lando Norris führt die WM aktuell mit 24 Punkten Vorsprung an und könnte es sich leisten, in jedem Rennen Zweiter hinter seinem Teamkollegen zu werden - dann wäre er mit zwei Punkten Vorsprung Weltmeister.
- GP Brasilien
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Max Verstappen muss derweil bei 49 Punkten Rückstand auf einen Patzer der Konkurrenten hoffen und darf sich keine Niederlage mehr gegen McLaren erlauben.



