• 22. September 2025 · 12:30 Uhr

"Clean-Air-Runden" unter der Lupe: War Tsunoda in Baku wirklich so schnell?

Wir haben analysiert: 14 Runden, die viel darüber aussagen, wie gut oder schlecht Yuki Tsunoda beim Grand Prix von Aserbaidschan wirklich war

(Motorsport-Total.com) - Es waren die letzten Runden im Grand Prix von Aserbaidschan, und Yuki Tsunoda lag im Red Bull an sechster Position. Hinter Liam Lawson, der für das Schwesterteam Racing Bulls fährt, und vor Lando Norris, einem der Rivalen seines Teamkollegen Max Verstappen im Kampf um die Formel-1-WM 2025. Eigentlich das beste Saisonergebnis für den Japaner. Und trotzdem war er mit der Position zufrieden, aber nicht überglücklich.

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Yuki Tsunoda lieferte in Baku Platz 6 ab, war aber deutlich langsamer als Max Verstappen Zoom Download

Denn zumindest Lawson hätte Tsunoda gern geschlagen. Der Neuseeländer, der sich im Qualifying überraschend den dritten Startplatz gesichert hatte, lag nach seinem Boxenstopp in Runde 20 19,3 Sekunden hinter Tsunoda. Tsunoda fuhr dann einen Overcut und kam erst in Runde 38 zum Reifenwechsel. Den Vorsprung hatte er um eine Sekunde auf 20,3 Sekunden ausgebaut.

Warum Tsunoda Lawson nicht attackiert hat

Das war genug, um vor Lawson auf die Strecke zurückzukehren. Aber Lawson erwischte mit Reifen, die auf voller Betriebstemperatur waren, den besseren Ausgang aus Kurve 1, und so schlüpfte er doch noch durch. Aus Tsunoda-Sicht doppelt ärgerlich: "Ich wollte ihn natürlich unbedingt überholen und ein heldenhaftes Manöver setzen, aber das ging nicht."

Denn: "Ich kann ja nicht irgendein aggressives Manöver setzen, und dann geht Lando am Ende noch an uns beiden vorbei. Wenn ein McLaren vorkommt, wäre das für Red Bull Racing ganz schlecht gewesen. Das Wichtigste war also, dass die beiden Autos aus der Red-Bull-Familie vor Lando bleiben."

"Es hat mich schon gejuckt, da mal innen reinzustechen. Und ein, zwei Möglichkeiten hätte es gegeben. Aber Baku ist ein Stadtkurs, die Innenbahn ist meistens ziemlich rutschig, und es geht ganz schnell, dass dich dann von hinten einer überholt. Vor allem, wenn die Autos so dicht beisammen liegen."

Daten unter der Lupe: Stimmt das, was Marko sagt?

Tsunoda hielt die Füße still und fuhr als Sechster ins Ziel, im Sandwich zwischen Lawson und Norris. Insgesamt habe der Japaner, analysiert Helmut Marko im ORF, eine "super Performance" gezeigt: "Seine Rundenzeiten waren phasenweise fast am Niveau von Max."

Dazu gilt festzuhalten: Die Rundenzeiten der beiden Red-Bull-Piloten zu vergleichen, ist schwierig. Verstappen hatte als Führender niemanden vor sich, Tsunoda steckte hingegen meistens in einem DRS-Zug fest. Nur einmal hatte er ein paar Runden lang "free Air", als er Ende vor Halbzeit hinter George Russell an vierter Stelle lag, das Tempo des Mercedes nicht ganz mitgehen konnte und sich somit eine Lücke auftat.

Ab Runde 24 hatte Tsunoda vor sich mehr als vier Sekunden Distanz zu Russell. In den nächsten 14 Runden bis zu seinem Boxenstopp war er aber keineswegs gleichauf mit Verstappen. Genauer gesagt war er sogar in jeder einzelnen Runde langsamer, durchschnittlich um 0,542 Sekunden. Am knappsten war es in Runde 35, als Verstappen nur um 0,226 Sekunden schneller war.

Was Mekies über Tsunodas Leistung sagt

Trotzdem zeigt die Formkurve nach oben, und das freut Teamchef Laurent Mekies: "Das war Yukis bestes Rennen mit uns in diesem Jahr. Er war im Qualifying stark, und er war im Rennen sehr stark. Er war manchmal zwei, manchmal drei, manchmal vier - selten vier - Zehntel von Max weg. Und Max ist mit diesem Tempo allen davongefahren. Das war also ein sehr, sehr starkes Tempo."

"Wir dachten, er müsse sich sehr hart gegen McLaren und Ferrari verteidigen, um Max zu helfen. Aber er musste sich überhaupt nicht verteidigen. Er war tatsächlich aus eigener Stärke dort, und Lando blieb hinter ihm und setzte ihn nicht groß unter Druck. Es war also nicht nur sein bestes Ergebnis, sondern auch sein bestes Renntempo mit uns."

Auch, weil Tsunoda unter Mekies ganz anders unterstützt wird als unter Ex-Teamchef Christian Horner. "Nach Monza haben wir uns zusammengesetzt", erzählt Marko bei Sky. "Dort war er teilweise eine Sekunde langsamer als Max." Seither habe man aber den RB21 "mehr nach seinen Wünschen abgestimmt, sodass das Auto am Limit nicht mehr so kritisch ist", erklärt Marko.

Tsunoda freut sich darüber, dass er insbesondere in den Longruns endlich einen Durchbruch erzielt hat: "Das Team hat mich intern mit den Änderungen am Auto unterstützt", bedankt er sich. "Das habe ich in Baku gespürt, und das ist gut. Wir haben da definitiv etwas freigesetzt, wie man im Freitagstraining und im Rennen gesehen hat."

"Ich fange mit dieser Herangehensweise gerade an, und natürlich bin ich noch nicht auf dem Niveau wie Max", räumt er ein. "Aber ich mache einen Schritt nach dem anderen. Das ist positiv, und es zeigt, dass es sich lohnt, dass ich auch hart an mir arbeite und viel im Simulator bin. Insofern muss ich nur so weitermachen."

2026: Entscheidung nicht vor Mexiko

Auch im Hinblick auf seine Zukunft, denn für 2026 ist sein Cockpit bei Red Bull keineswegs sicher. Isack Hadjar scharrt schon in den Startlöchern, wenn man Experten wie Ralf Schumacher Glauben schenken darf. Red Bull wird die Entscheidung erst Ende Oktober treffen. Und bis dahin braucht man ein paar saubere Wochenenden, um Tsunodas Performance richtig einordnen zu können.

"So eine saubere Referenz zu bekommen, wie wir es beim letzten Mal gesagt haben, war jetzt das Wichtigste", erklärt Mekies. "Yuki hat zugehört, und das ist gut. Ich freue mich für ihn. Er arbeitet hart. Wir haben nach Budapest gesprochen. Statt in den Urlaub zu fahren, ist er direkt in den Simulator gegangen. Das ist seine Einstellung. Jedes Wochenende, wenn er nicht fährt, arbeitet er irgendwo mit seinen Ingenieuren oder an seinem Fahrstil. Und ich freue mich sehr für ihn, dass er Fortschritte zeigt."

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