• 29. Juni 2025 · 23:00 Uhr

Nach Beinahe-Crash: Hat McLaren Piastris Chancen minimiert?

Zu langer erster Stint: Hätte Oscar Piastri den Großen Preis von Österreich mit einer besseren Strategie gewinnen können?

(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis von Österreich 2025 stand das teaminterne McLaren-Duell um den Sieg aus - mit dem besseren Ende für Lando Norris. Doch der Zweitplatzierte Oscar Piastri könnte sich zu Recht fragen, ob sein Team ihm mit der gewählten Strategie die entscheidende Chance auf den Rennsieg genommen hat?

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Kann Oscar Piastri mit P2 in Spielberg zufrieden sein? Zoom Download

Im Zentrum der Diskussion steht die Entscheidung rund um den ersten Boxenstopp. Während Norris in Runde 20 an die Box kam, blieb Piastri noch vier weitere Runden draußen. Die Idee: Mit frischeren Reifen sollte der Australier über die Overcut-Strategie am Ende des zweiten Stints angreifen können. Ein Plan, der nicht aufging.

"Ich wusste, dass ich in diesem Szenario immer als Zweiter stoppen würde", erklärt Piastri nach dem Rennen. "Wenn ich nicht im DRS bleibe, ist es unglaublich schwer, da wieder reinzukommen. Also dachte ich, ich probiere etwas anderes - mit frischen Reifen angreifen."

Stella deutet an: Norris war leicht schneller

Vor dem Stopp wurde Piastri am Boxenfunk explizit gefragt: Sofort eine Runde nach Norris reinkommen und mit ähnlich alten Reifen einen Rückstand von 1,5 Sekunden haben? Oder länger draußen bleiben, um sich ein kleines Reifendelta zu erarbeiten? Piastri und McLaren entschieden sich also für die zweite Variante. Ein Fehler?

Teamchef Andrea Stella verteidigt die Entscheidung, räumt aber auch ein, dass man mit dem Blick zurück dazulernen müsse: "An Strecken mit hohem Reifenabbau wie hier bringt es normalerweise Vorteile, länger draußen zu bleiben. Aber Lando war im zweiten Stint auf den harten Reifen sehr schnell - das hat Oscars Reifen-Delta quasi neutralisiert."

Die Rechnung ging also nicht auf: Während Norris seine Führung konsolidierte, mühte sich Piastri vergeblich, die Lücke zu schließen. In den letzten Runden kam er zwar noch in Schlagdistanz, doch es fehlte der entscheidende Unterschied - auch, weil die Reifen bei der Aufholjagd stark beansprucht wurden. Sky-Experte Timo Glock kommentiert: "Man hat gesehen, wie stark Oscar am Ende pushen musste. Da leidet der Reifen natürlich - und wenn du dann rankommst, hast du keine Reserven mehr."

Schaut man sich die Daten unseres Technologiepartners PACETEQ an, so stellt sich die Frage, ob das McLaren-Duell zu Rennbeginn nicht ohnehin verzerrt war. Denn das DRS ist in Spielberg rund vier Zehntel pro Runde wert, hinzu kommt der Windschatteneffekt, der in einem ähnlichen Bereich liegen dürfte. Sah Piastri also schneller aus als er eigentlich war, weil er sich von Norris ziehen lassen konnte? Möglich.

Letzter Angriff: Beinahe-Crash kurz vor dem Reifenwechsel

Das McLaren-Duell hätte kurz vor den anstehenden Reifenwechseln aber beinahe eine tragische Wendung genommen. Piastri wollte unbedingt vorbei, um sich den strategischen Vorteil des ersten Boxenstopps zu sichern, doch in Kurve vier verbremste sich der Australier - die Chance war dahin. Der Vorfall verlief glimpflich, doch für einen Moment sah es fast nach einem teaminternen Crash aus.

"Ich habe mich verbremst und dabei blockiert", so Piastri. "Ich bin froh, dass nichts passiert ist. Aber das war zu viel - ich hab mich danach auch sofort entschuldigt." Auch Teamchef Stella bewertet die Szene als grenzwertig: "Wenn deine Vorderreifen schon etwas abgebaut sind und du so spät auf der Bremse bist, kann man das Auto nicht mehr richtig kontrollieren. Wenn du blockierst, verlierst du einfach die Kontrolle. Wir wollen keine Überholmanöver zwischen Teamkollegen, die auf so einem Risiko basieren."


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Piastri bekam nach dem Rennen Rückendeckung - nicht nur von Stella, sondern auch von sich selbst. "Es war ein Versuch - aber nicht der richtige Moment. Im Nachhinein hätte ich mich vielleicht gedulden sollen. Aber in solchen Rennen sind das Millisekundenentscheidungen."

Laut Sky-Experte Glock hätte der Australier dafür aggressiver sein müssen, als Norris in einer früheren Rennsituation einen Fehler machte: "Lando kam aus Kurve zehn mit Übersteuern zu weit raus, war im Kies - Oscar hatte eigentlich DRS und den Überschuss, aber zog in Kurve eins zurück."

Der DRS-Krieg und die interne Dynamik bei McLaren

Interessant war vor allem, wie unterschiedlich die Stints beider Fahrer abliefen - und wie verschieden sie sich anfühlten. Lando Norris sprach nach dem Rennen offen über die Schwierigkeiten im ersten Teil: "Ich hatte DRS-Druck von Oscar, die Batterie ließ sich nicht richtig laden. Das war stressig. Ich konnte kaum verteidigen." Erst nach dem Stopp sei er wieder "in einer besseren Position" gewesen.

Das Duell in der ersten Rennhälfte war eng. Piastri kam sogar für einen Moment vorbei, Norris konterte sofort. Es erinnerte an das Duell mit Max Verstappen im Vorjahr - auch das räumt Norris ein: "Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Ich wusste, wo ich ihn wieder schnappen kann." Nach dem zweiten Stint war der Brite deutlich entspannter: "Ich konnte mein Rennen fahren - Oscar kam nicht mehr ran."

Die interne Stimmung scheint dennoch intakt. Beide Fahrer betonen den Respekt im Duell. Norris: "Wir wussten, was wir voneinander erwarten konnten. Es war hart, aber fair - Montreal liegt hinter uns." Auch Piastri bestätigt: "Die ersten 20 Runden waren intensiv - danach hat Lando alles richtig gemacht."

Teamchef Stella fügt hinzu: "Im ersten Stint musste Lando permanent verteidigen - da brauchte er mehr Infos über Batterie- und Reifenmanagement. Oscar war eher in der Rolle des Jägers." Die Strategieentscheidung selbst sieht Stella nicht als klaren Fehler, sondern als Lehrstück: "Ob es besser gewesen wäre, Oscar direkt nach Lando reinzuholen, werden wir analysieren. Aber bei dem Tempo, das Lando im zweiten Stint hatte, hätte Oscar auch so kämpfen müssen."

Piastri selbst hält sich in seiner Kritik zurück - aber zwischen den Zeilen wird klar, dass er sich mehr versprochen hatte. "Im Moment dachte ich, es ist eine interessante Alternative. Mit frischen Reifen angreifen. Hat nicht funktioniert - aber so ist das manchmal."

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