George Russell: Red Bulls Protest in Kanada war vielleicht nur Selbstschutz
Wollte sich Red Bull mit dem Protest gegen George Russell in Kanada nur vor einer eigenen Strafe schützen? Diese Vermutung hat der Mercedes-Pilot
(Motorsport-Total.com) - Wollte sich Red Bull mit seinem Protest gegen George Russell nach dem Formel-1-Rennen in Kanada nur selbst schützen? Der Meinung ist der Mercedes-Pilot, der sich in Montreal den Sieg geholt hatte, um diesen aber noch zittern musste, weil Red Bull ein Bremsmanöver hinter dem Safety-Car monierte und Russell dabei unsportliches Verhalten vorwarf.
"Ich denke erst mal war da gar nichts", sagt Russell vor dem nächsten Rennen in Spielberg. "Es war ziemlich klar, dass es keine Strafe geben würde." Das sahen auch die Kommissare so und wiesen den Protest von Red Bull ab.
"Meine persönliche Meinung ist, dass sie offensiv vorgehen wollten, um sich abzusichern, falls Max wegen des Überholmanövers während der Safety-Car-Phase eine Strafe bekommen hätte", sagt der Brite. Denn Verstappen hatte bei dem Manöver Russell überholt - und das ist nicht erlaubt.
"So sehe ich das jedenfalls, aber es war einfach nur ein bisschen Aufwand und eigentlich nicht nötig", so der Mercedes-Pilot, der findet, dass man die Hürden für einen Protest etwas erhöhen sollte - genau für einen solchen Fall.
Sollte die Protestgebühr höher sein?
Denn die Kosten für einen Protest belaufen sich auf gerade einmal 2.000 Euro, die man bei einem erfolgreichen Protest auch wieder zurückbekommt. "Wenn man sich die finanziellen Strafen anschaut, die man kriegt, wenn man im Eifer des Gefechts mal ein Schimpfwort sagt oder die Heckflügel berührt oder so, dann sind 2.000 Euro für ein Team, das neunstellige Gewinne macht, wirklich ein Klacks", sagt Russell.
Daher würden die Teams bei einer solchen Summe überhaupt nicht nachdenken, sondern einfach machen. Schon McLaren-Geschäftsführer Zak Brown hatte sich daher für eine Erhöhung der Gebühr ausgesprochen - etwas, das auch bei Russell Zustimmung findet.
"Wenn das eine Summe im sechsstelligen Bereich wäre, würden sie vielleicht zweimal überlegen", sagt er. "Und bei einem Protest bekommt man das Geld ja wieder zurück, wenn man gewinnt. Also ist das ein Risiko, das man eingeht. Aber momentan sind 2.000 Euro für ein Formel-1-Team wirklich kein Hindernis."
Russell: Keine andere Fahrweise gegen Verstappen
Die Aktion in Kanada war die nächste Saga in der jüngsten Rivalität zwischen George Russell und Max Verstappen. Schon in Miami hatte Red Bull Protest gegen den Mercedes-Fahrer eingelegt, in Barcelona hatte Verstappen seinen Gegner mutmaßlich mit Absicht gerammt. Und in den Aussagen der beiden wird klar, dass sie sich nicht sonderlich grün sind.
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Trotzdem würde Russell nicht sagen, dass er im Rennen besonderes Augenmerk auf den Niederländer legt: "Das ist ehrlich gesagt nicht etwas, worüber ich nachdenke", winkt er ab. "Wenn du gegen die Besten und gleichzeitig die Aggressivsten fährst, musst du aufrecht bleiben, deine Ellbogen ausfahren und genauso viel geben, wie dein Gegner gibt."
"So ist mein Ansatz, wenn ich gegen jemanden seiner Klasse kämpfe. Aber letzten Endes mache ich mein eigenes Ding, kämpfe für mich und mein Team. Wenn Max und ich in den letzten sechs Monaten ein paar Mal zusammengestoßen sind, dann ist das einfach so passiert."