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Ferrari schockt Konkurrenz: Longrun-Gala von Leclerc in Monaco
Ferrari glänzt in den Monaco-Longruns, könnte aber im Qualifying wackeln: Das sagen die Daten über die Favoritenrolle, Red Bulls Bluff und die Reifenstrategie
(Motorsport-Total.com) - Die Scuderia Ferrari hat am Trainingsfreitag in Monaco überraschend dominiert. Charles Leclerc setzte nicht nur die schnellste Zeit des Tages, sondern war vor allem in den Longruns mit hohem Benzingewicht konkurrenzlos. Obwohl Ferrari in den vergangenen Jahren auf dem engen Stadtkurs traditionell stark war - insbesondere aufgrund der langsamen Kurven und Bodenwellen - hatte die bislang durchwachsene Qualifying-Performance 2025 im Vorfeld Zweifel geweckt.

© circuitpics.de
Zu schnell für die Kamera: Charles Leclerc im Freien Training von Monaco Zoom Download
Im zweiten freien Training fuhr Leclerc mit einer Zeit von 1:11,355 die Tagesbestzeit und war damit 0,038 Sekunden schneller als Oscar Piastri im McLaren. Der Vorjahressieger vereinte dabei jedoch nicht seine besten Sektorzeiten in einer Runde. Theoretisch hätte Leclerc sogar eine 1:11,244 fahren können, womit er die McLaren um etwa eineinhalb Zehntelsekunden distanziert hätte.
Ein Blick auf die Longruns am Ende des zweiten Trainings offenbart ein klares Bild. Bereinigt um unterschiedliche Reifenmischungen und durch Verkehr beeinträchtigte Runden war Leclerc im Schnitt eine halbe Sekunde pro Runde schneller als die McLaren.
Motorleistung: Hat Ferrari schon alles gezeigt?
Beim Vergleich der schnellen Runden fiel auf, dass McLaren insbesondere im ersten Sektor rund zwei Zehntel verliert. Piastri setzte im zweiten Sektor die Bestzeit und war dort knapp eine Zehntel schneller als Leclerc. Im dritten Sektor war Norris immerhin eine halbe Zehntel schneller als der Monegasse.
Interessant wird es beim Blick auf die Geschwindigkeitsmessung nach dem Tunnel: Beide Ferraris erreichten mit 283 km/h die Spitze, während McLaren vier Kilometer pro Stunde langsamer war. Auch wenn der Topspeed in Monaco keine zentrale Rolle spielt, bietet der erste Sektor mit der Start- und Zielgeraden und der Steigung zum Casino einen gewissen Anhaltspunkt für die Motorenleistung.
Dass McLaren gerade in diesem Sektor die meiste Zeit verliert, muss jedoch nicht zwangsläufig am Motor liegen. Auch die Reifen könnten eine Rolle spielen. Der MCL39 ist dafür bekannt, die Reifen besonders gut zu schonen - was dazu führen kann, dass sie zu Beginn einer Runde noch nicht im optimalen Temperaturfenster arbeiten. Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus Motorleistung und Reifenverhalten - ein spannender Mix, der das Qualifying am Samstag umso interessanter macht.
Red Bull: Wieder im Bluff-Modus?
Auch in Monaco scheint Ferrari somit aktuell eher ein Renn- als ein Qualifyingauto zu sein, doch die Pace ist so gut, dass man auch auf eine schnelle Runde vorne ist - auch wenn McLaren ein starker Gegner bleibt. Von den anderen Topteams - Red Bull und Mercedes - war am Freitag hingegen kaum etwas zu sehen.
Beide Teams verloren auf eine schnelle Runde rund sieben Zehntel auf Ferrari. In den Longruns war der Rückstand noch größer: Nach Bereinigung langsamer Runden fehlten Max Verstappen rund 0,8 Sekunden pro Umlauf auf Leclerc. Kimi Antonelli war bei Mercedes der schnellere Fahrer - mit durchschnittlich 1,15 Sekunden Rückstand pro Runde.
Auch die Topspeed-Daten der Longruns zeigen ein klares Bild: Während die meisten Teams eng beisammen lagen, fehlten Red Bull im Schnitt 8,2 km/h auf Aston Martin, die in dieser Kategorie führten. Red Bull ist dafür bekannt, am Freitag mit gedrosselter Motorleistung zu fahren - ein Leistungssprung zu Samstag wie schon in Imola oder Japan ist daher nicht ausgeschlossen.
Mittelfeld: Hülkenberg und Williams mit besten Longruns
In der Zeitenliste des zweiten Trainings überzeugten vor allem die Racing-Bulls-Piloten und Fernando Alonso im Aston Martin mit den Plätzen fünf bis sieben. Doch in den Longruns relativierte sich das Bild: Isack Hadjar fuhr keinen Longrun, während Liam Lawson und Alonso über 2,3 Sekunden pro Runde auf Leclerc verloren - damit bildeten sie das Schlusslicht.
Die hohen Rückstände deuten jedoch darauf hin, dass beide ein anderes Reifenprogramm absolvierten - mit Fokus auf Reifenmanagement statt Tempo. Im Mittelfeld überzeugten besonders Carlos Sainz und Nico Hülkenberg mit einem Rückstand von rund 1,2 Sekunden pro Runde auf Ferrari.
Trotzdem sollte man die Longrun-Pace nicht überbewerten, denn das Qualifying ist in Monaco entscheidend. Um im Rennen überholen zu können, müsste man rund drei bis vier Sekunden pro Runde schneller sein - ein Unterschied, der eher dem Spritgewicht zwischen Qualifying und Rennen entspricht. In der Praxis ist ein Überholmanöver ohne massive Risikobereitschaft kaum möglich.
Reifenstrategie: Chaos bei Safety-Car möglich
Ein Blick auf die Reifendaten der Longruns zeigt: Der Reifenverschleiß ist trotz der weicheren Mischungen im Vergleich zum Vorjahr kaum spürbar. Ein Grund könnte die stellenweise Neuasphaltierung sein, die den Gummi noch weniger beansprucht.
In der Theorie wäre die Einstoppstrategie - gerade wegen der schwierigen Überholmöglichkeiten - rund 15 Sekunden schneller als die Zweistoppvariante. Problem: Die neue Monaco-Regel der FIA schreibt zwingend zwei Reifenwechsel im Rennen vor.
Laut den Freitagsdaten wäre die schnellste Zweistoppstrategie die Variante Soft-Hard-Hard. Auch Medium-Hard-Hard wäre nur minimal langsamer, da der weiche C6-Reifen im Longrun kaum abbaute. Die optimale Boxenstopp-Runde ist jedoch diskutabel, da das Verkehr-Management auf dem engen Kurs entscheidend ist.
Frühe Stopps - gerade im hinteren Feld - sind nicht auszuschließen, möglicherweise bereits in Runde eins oder zwei. Der C4-Reifen hielt im Vorjahr 77 Runden durch, daher ist ein Rennen nach sehr frühem Boxenstopp prinzipiell machbar. Sollte ein frühes Safety-Car kommen, dürften fast alle Fahrer sofort beide Pflichtstopps absolvieren.
Eine ausführliche Analyse des Trainingsfreitags in Monaco gibt es übrigens um 22 Uhr live auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Moderator Kevin Scheuren und Datenexperte Kevin Hermann ordnen dort nicht nur die verschiedenen Zwischenfälle ein, sondern analysieren auch die Auswirkungen der neuen Monaco-Regel auf das Rennen.