Adrian Newey: Aston Martin muss personell zulegen
Adrian Newey spricht über den ersten Eindruck bei Aston Martin und sagt, dass der Rennstall vor allem personell noch zulegen muss
(Motorsport-Total.com) - Adrian Newey hat sich erstmals öffentlich zu den Zuständen bei Aston Martin geäußert, wo er am 3. März offiziell seine Arbeit als "Managing Technical Partner" aufgenommen hat. Der Tenor: Die Teamdynamik habe ihn positiv überrascht, allerdings drängt er auch auf weitere personelle Verstärkungen, um die anvisierten Ziele zu erreichen.
Und die lauten ganz klar: WM-Titel - daraus macht Teameigner Lawrence Stroll keinen Hehl. Dafür hat er extra eine hochmoderne Fabrik errichten lassen und Personal vom Schlage eines Adrian Newey verpflichtet. 2025 fährt der Rennstall komplett hinterher, doch das nimmt das Team in Kauf, denn der Fokus liegt im Grunde komplett auf dem neuen Reglement.
"Lawrences Vision hat eine großartige Anlage geschaffen - die beste in der Formel 1 -, aber jetzt kommt es darauf an, dass wir lernen, sie optimal zu nutzen", sagt Newey in einem von Aston Martin veröffentlichten Interview. "Formel 1 dreht sich um Menschen. Ja, es gibt eine Menge Technik, aber es sind die Menschen, die die Dinge vorantreiben."
"Mein vorheriges Team hatte einen der schlechtesten Windkanäle in der Formel 1 und arbeitete in unscheinbaren Gebäuden auf einem Industriegebiet - aber es gelang uns, alle zusammenzubringen und eine großartige Gruppe von Leuten zu entwickeln", sagt er über seinen früheren Arbeitgeber Red Bull.
"Wir haben viele talentierte Leute - in einigen Bereichen brauchen wir aber noch mehr personelle Stärke - und wir müssen alle besser zusammenarbeiten, die vorhandenen Tools richtig einsetzen und unsere Fähigkeiten weiterentwickeln."
Newey: Aston muss bei Aerodynamik wachsen
Besonders die Aerodynamikabteilung sieht Newey als eine, die dringend Verstärkung benötigt, insbesondere mit Blick auf das neue Reglement 2026: "Bei einem so großen Reglementwechsel wie diesem ist es immer schwierig - alle Teams sind durch das Budgetlimit und die schiere Anzahl der Mitarbeiter begrenzt", erklärt er.
"Ein Bereich, der bei uns wachsen muss, ist die Aerodynamikabteilung. Kurzfristig bedeutet das aber, dass wir genau entscheiden müssen, welche Entwicklungsrichtungen am vielversprechendsten sind, und unsere Ressourcen gezielt darauf konzentrieren."
Bekanntgabe von Adrian Newey bei Aston Martin
Adrian Newey mit Lawrence Stroll (Aston Martin) Galerie
"Natürlich besteht dabei immer die Gefahr, dass man einen möglichen Lösungsweg übersieht. Oft muss man einen Weg ziemlich weit verfolgen, bevor man weiß, ob er sich auszahlt", so Newey. "Ich sage nur ungern zu einem Ingenieur, dass er einer Idee nicht nachgehen soll - aber in diesem Fall, bei diesen kurzen Zeitfenstern, muss ich genau das tun."
Newey äußert sich auch zu seinem begrenzten Einfluss auf das aktuelle Auto für 2025: "Lawrence möchte natürlich, dass wir auch 2025 so gut wie möglich abschneiden - deshalb arbeitet noch ein kleines Team aus der Aerodynamikabteilung am diesjährigen Auto", sagt er.
"Ich habe mit dieser kleinen Gruppe schon einige Mittagspausen genutzt, um über das Auto und mögliche Verbesserungen zu sprechen."
Cowell: Müssen unangenehme Entscheidungen treffen
Aktuell liegt Aston Martin mit 14 Punkten auf Rang sieben - alle geholt von Lance Stroll. Allerdings drohen vor allem die Racing Bulls und Alpine von hinten noch vorbeizukommen. "Das Bild ist nicht schön, aber es ist die harte Realität", muss auch Teamchef Andy Cowell einsehen.
Doch er unterstreicht, dass es dem Team nicht nur um diese Saison geht, sondern auch um viele weitere. "Wir sind hier, um über viele Jahre hinweg erfolgreich zu sein. Die Regeländerungen 2026 sowie die Beschränkungen bei den aerodynamischen Ressourcen - also CFD- und Windkanalzeit - bedeuten, dass wir sehr unangenehme Entscheidungen treffen müssen."
"Aber eines ist klar: Wir sind uns alle absolut einig, dass es unsere oberste Priorität ist, unser Unternehmen in eine effiziente Entwicklungsmaschine zu verwandeln. Das ist wichtig - sowohl für 2025, wenn wir entscheiden, dort noch Ressourcen zu investieren, als auch für 2026, 2027, 2028, 2029, 2030 und darüber hinaus. Darauf müssen wir unseren Fokus richten."
Und das wissen auch die beiden Fahrer, die derzeit eine schwierige Zeit erleben. "Man spricht offen miteinander", sagt Cowell. "Wir sind tausend Leute im Team - darunter zwei Weltklasse-Fahrer - und wir reden offen über unsere Lage und unsere Pläne."