Alexander Albon: Warum er sich trotz Sainz-Steigerung "keine Sorgen" macht
In Saudi-Arabien war Carlos Sainz erstmals besser als sein Williams-Teamkollege Alex Albon - Warum sich der Thai-Brite trotzdem "überhaupt keine Sorgen" macht
(Motorsport-Total.com) - Nach einem schwierigen Saisonstart scheint Carlos Sainz bei Williams endlich angekommen zu sein: In Saudi-Arabien landete der Spanier erstmals vor seinem Teamkollegen Alex Albon. Muss sich der 29-Jährige nun um seine Rolle im Team fürchten? "Ich mache mir überhaupt keine Sorgen", stellt Albon klar.
"Man muss sich wirklich die Positionen anschauen, aber die Rundenzeiten waren von Anfang an immer sehr eng zwischen uns", erklärt der mehrjährige Williams-Pilot und verweist darauf, dass Sainz von Beginn an schnell war, seine Leistungen jedoch nicht immer in zählbare Resultate umwandeln konnte.
Auch Albon selbst hatte schon mit Rückschlägen zu kämpfen, etwa in Bahrain, wo er sowohl im Qualifying als auch im Rennen vom Pech gebremst wurde. Und in Dschidda? "In Saudi-Arabien waren es weniger als eine Zehntelsekunde Unterschied, und vieles davon lag einfach an unserer Positionierung auf der Strecke", so Albon.
Der Williams-Pilot macht sich "überhaupt keine Sorgen", weil er sich mit seinem Teamkollegen auf Augenhöhe sieht. "Ich denke, das wird sich durch die ganze Saison ziehen: Wenn man auf gleicher Höhe mit dem Teamkollegen sein will, muss man innerhalb von zwei Hundertstelsekunden liegen - das macht es spannend."
Sainz und Albon "pushen sich gegenseitig"
Zugleich sieht Albon das enge Kräfteverhältnis auch als Vorteil für das Team: "Das Gute ist, dass wir uns gegenseitig pushen, und ich denke, wir werden weiterhin nah beieinander liegen. Im Mittelfeld sind wir wahrscheinlich das am engsten zusammenliegende Fahrerduo im Feld - und genau das bringt uns die Punkte, wie zuletzt in Dschidda."
Bei Williams liegt "momentan ein sehr großer Fokus darauf, jetzt Punkte zu holen", so Albon, der nach dem guten Ergebnis in Saudi-Arabien allerdings zur Vorsicht mahnt: "Man weiß nie, wann das nächste Upgrade bei einem Konkurrenten kommt."
"Deshalb muss man jedes Rennen mitnehmen, besonders in unserer Situation, in der wir vielleicht nicht immer das fünftschnellste Auto sind, aber konstant in der Lage, Punkte zu holen." Ein Plan, der zumindest in Bahrain bereits scheiterte, als beide Williams-Piloten punktelos blieben.
Gerade in einem so unberechenbaren Mittelfeldkampf mit engen Abständen und Rennzwischenfällen seien Resultate wie in Dschidda "bemerkenswert", so Albon, der in vier der bisherigen fünf Rennen in die Punkte fahren konnte. "Das ist eine großartige Leistung und ein Beweis für unsere Arbeit."
"Auto besser als Simulator vorhergesagt hat"
Ein Großteil der Arbeit gelte allerdings schon der kommenden Saison, wenn das neue Formel-1-Reglement in Kraft tritt. "In einem anderen Jahr würde ich einfach sagen, dass wir nicht vom Gas gehen und uns weiterhin auf die Entwicklung des Autos und die Saison konzentrieren. Aber dieses Jahr ist das nicht der Fall."
"Wir hatten einen sehr guten Start und fokussieren uns jetzt auf das kommende Jahr - das ist eine andere Situation", weiß Albon um die Besonderheiten der diesjährigen Saison, in der sich viele Teams bereits auf das nächste Jahr konzentrieren, was das Kräfteverhältnis in der zweiten Saisonhälfte 2025 beeinflussen kann.
Dass sich Williams im Vergleich zum Vorjahr so deutlich verbessern konnte, hängt auch damit zusammen, dass das Team "mehr Performance im Auto gefunden hat, als der Simulator vorausgesagt hatte", sagt Albon. "Und das ist etwas sehr Seltenes und Positives. Es zeigt, dass wir bestimmte Dinge richtig gemacht haben."
"Durch eine Art Reverse Engineering verstehen wir jetzt, was wir gut umgesetzt haben, und das sollte uns beim weiteren Fortschritt helfen", glaubt der 29-Jährige. "Wenn ich mir einige Rundenzeitunterschiede vom letzten Jahr zu diesem Jahr anschaue - das ist ziemlich erheblich."
Williams-Piloten "arbeiten als Einheit"
Das Auto sei "leichter am Limit zu fahren, weniger nervös, besser berechenbar und weniger empfindlich gegenüber Windveränderungen". Das helfe enorm, konstante Leistungen zu bringen. Zwar passierten ihm auch jetzt noch Fehler, doch "ich habe das Gefühl, dass ich insgesamt zuverlässiger eine gute Leistung bringen kann, weil das Auto einfach besser fahrbar ist."
Und mit Carlos Sainz hat Albon erstmals einen echten Gradmesser auf der anderen Seite der Garage. Nach Logan Sargeant und Nicholas Latifi bietet sich für den Thai-Briten nun die Gelegenheit zum besseren Leistungsvergleich - und einer Zusammenarbeit im Rennen.
In Dschidda etwa spielte auch die Teamtaktik eine entscheidende Rolle: Dank einer im Vorfeld abgestimmten DRS-Strategie landeten beide Williams-Piloten in den Punkterängen. "Ich glaube, wir haben auch den anderen Teams bewiesen, dass wir als Einheit arbeiten", sagt Albon.
Gerade im Vergleich zur Konkurrenz hebt sich das Team damit positiv ab. "Bei manchen Teams kommt es naturgemäß zu internen Kämpfen, allein schon durch die politischen Strukturen in der Formel 1", so Albon. "Bei uns ist es viel mehr ein Teamspiel, und das können wir zu unserem Vorteil nutzen."
Albon: Sind "keine Speerspitzen gegeneinander"
Zwar werde dieses Zusammenspiel nicht bei allen Rennen funktionieren, allerdings war Dschidda ein gelungener Testlauf: "Wir haben das in den Briefings im Vorfeld besprochen, so wollten wir es angehen - und wir haben es gut umgesetzt. Daher sehe ich keinen Grund, warum das nicht auch auf anderen Strecken funktionieren sollte."
Doch wie lange bleibt die Harmonie bestehen? Könnte es nicht früher oder später zu Reibungen zwischen den Teamkollegen kommen? "Ich glaube, man muss es eher so sehen, dass wir keine Speerspitzen gegeneinander sind", betont Albon. "Wir haben einen viel langfristigeren Fokus."
Sollte Williams jedoch in Zukunft in der Lage sein, um Podestplätze oder gar Siege zu kämpfen, könnten sich die internen Dynamiken durchaus ändern. "Dann werden diese Spielchen eine Rolle spielen", räumt Albon ein. "Aber bis dahin liegt das nicht in unserem Interesse."