• 27. Oktober 2024 · 03:34 Uhr

Gegenseitige Kritik von Norris und Stella: Knistert es jetzt bei McLaren?

Andrea Stella macht Lando Norris für eine verpasste Pole verantwortlich, der kontert mit Kritik, dass er im ersten Training aussetzen musste

(Motorsport-Total.com) - Startplatz drei, sehr starke Ferrari, die Punkte wegnehmen, und immer weniger Möglichkeiten, Max Verstappen in der Weltmeisterschaft noch zu stoppen - langsam liegen bei McLaren die Nerven blank. Teamchef Andrea Stella kritisiert Lando Norris nach dem Qualifying in Mexiko-Stadt, der wiederum an McLaren Kritik übt. Alles unterschwellig, aber deutlich zu vernehmen.

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Lando Norris blieb im Mexiko-Qualifying unter den Möglichkeiten des Fahrzeugs, sagt Andrea Stella Zoom Download

Norris' dritten Startplatz beim Grand Prix von Mexiko 2024 (im Liveticker!) als Misserfolg zu bezeichnen, wäre wohl vermessen. Aber er ist weder Fisch noch Fleisch. Stella trauert der verlorenen Poleposition nach und sieht die Schuld ganz klar beim Fahrer.

"Insgesamt würde ich sagen, dass das Auto in diesem Qualifying konkurrenzfähig und in der Lage war, die Poleposition zu holen - auch wenn Carlos im letzten Training die Messlatte etwas höher gelegt hat", erklärt Stella gegenüber Sky. "Aber wenn wir die natürliche Entwicklung [der Rundenzeiten] zugrunde legen, dann hätten wir auch mit Lando dort stehen können."


Fotos: F1: Grand Prix von Mexiko (Mexiko-Stadt) 2024


Stattdessen schiebt er Norris den Schwarzen Peter zu: "Aber man muss sagen, dass die beiden Runden in Q3 nicht gut waren. In der ersten hatten wir ein paar Fehler, wodurch die Reifen überhitzten und dann abbauten."

In der Tat war Norris' erste Runde in Q3 keine Glanzleistung. Kurve 1 zu früh angebremst, sodass Norris den Baguette-Randstein trifft, ausgangs Kurve 3 gibt es das erste Mal Übersteuern beim Gasgeben. In Kurve 6, der Doppel-Rechts, wiederholt sich dieses "Power-Oversteer". Dabei werden die Hinterreifen verschlissen, in Kurve 10 gibt es einen weiteren Rutscher. 1:16.937 Minuten sind sechs Zehntelsekunden langsamer als seine Q2-Runde.

"Auch die zweite Runde war nicht sehr sauber, aber es war wichtig, dass sie gut genug war, um in die erste oder zweite Reihe zu kommen", kommentiert Stella die zweite Runde von Norris, die ihm mit einer Zeit von 1:16.260 Minuten den dritten Startplatz sicherte. "Die Tatsache, dass das Auto heute gut funktioniert hat, sollte uns ermutigen, aber in der Ausführung haben wir heute ein wenig liegen gelassen."

Norris am Limit oder unter dem Limit?

Die zweite Runde wirkt sauberer, doch Norris hat das Pech, dass Nico Hülkenberg, den er kurz zuvor auf der Outlap noch durchwinken musste, auf der langen Geraden sofort komplett bremst und er so keinen Windschatten nutzen kann. Der Rhythmus von Kurve 1 bis 3 passt diesmal besser, obwohl am Ausgang von Kurve 3 das gefürchtete "Hoppeln" durch den Randstein etwas Zeit kostet. Die Ferrari ziehen wesentlich sauberer raus.

Der zweite Sektor ist insgesamt deutlich ordentlicher als in der ersten Runde, dementsprechend fährt Norris hier sogar die absolute Bestzeit. Im Stadionabschnitt des dritten Sektors nimmt der Brite etwas zu viel Randstein, was minimal Zeit kostet. Auf die Ansage "Platz drei" im Funk zeigt er keine Reaktion.

Norris macht nach dem Qualifying widersprüchliche Aussagen. In der Pressekonferenz sagt er: "Ich war am Limit. Ich konnte nicht schneller fahren. Deshalb denke ich, dass die anderen einfach nicht das Maximum herausgeholt haben. Ich war fast in jeder Kurve kurz davor, die Räder zu blockieren und Fehler zu machen, und das habe ich auch in meinem Q3-Run auf einer Runde gemacht."

"Aber fast drei Zehntel waren im Auto definitiv nicht drin. Die anderen waren schneller. Ich habe schon in Q1 und Q2 alles aus dem Auto herausgeholt und wir sahen aus wie die, die es zu schlagen gilt. Aber ganz ehrlich: Seit dem ersten Freien Training ist der Ferrari das Auto, das es hier zu schlagen gilt."

In einem späteren Interview mit Sky klingt das ganz anders: "Ich habe in Q1 und Q2 sehr schnell das Limit gefunden und es hat sich gut angefühlt. Aber in den letzten beiden Runden [in Q3] war es schwierig, noch mehr aus dem Auto herauszuholen. Ich habe es im ersten Versuch in Q3 versucht, aber es hat nicht funktioniert. Deshalb musste ich im zweiten Durchgang wesentlich mehr unter dem Limit fahren."

Sah die Runde also nur deshalb so sauber aus, weil sie einfach zu vorsichtig war? Norris ist mit dem Ergebnis zufrieden: "Ich denke, wir hatten das ganze Wochenende nicht die Pace von Ferrari. Vielleicht hätten wir Max erwischen können, aber er ist eine gute Runde gefahren, meine war nicht so sauber, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber mit Platz drei bin ich trotzdem zufrieden."

Kritik an McLaren

Norris kritisiert stattdessen das Team, nachdem er im ersten Freien Training zuschauen musste, weil Patricio "Pato" O'Ward seinen McLaren MCL38 pilotierte: "Kein großartiger Tag. Ich meine, ich habe schon das erste Training verpasst und dann kamen diese alternativen Reifen [im zweiten Training]. Dadurch fühlte ich mich schon im Hintertreffen, vielleicht nicht so sehr wie Max, aber ich fühlte mich nicht wohl."

Oder ist das neue Update einfach nicht gut genug? Auf Nachfrage von Motorsport.com Schweiz, einer Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, antwortet Norris: "Nein, es bringt genau das, was das Team erwartet hat. Es hilft also."

"Wäre es ein Drei-Zehntel-Upgrade, stünden wir jetzt sicherlich auf Pole. Aber wir reden hier von kleinen Schritten, viel weniger, als die Leute von außen vielleicht denken. Wenn man von Verbesserungen spricht, dann geht es um ein bis drei Zehntel. Und unseres ist nicht einmal das."

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Ein möglicher Grund? Norris muss auf der Outlap Nico Hülkenberg durchlassen Zoom Download

Abgerechnet wird aber bekanntlich erst im Rennen. Auch da gehen die Meinungen zwischen Norris und Stella auseinander. Der Teamchef stellt klar: "In Austin war der Ferrari im Sprint klar vorne, im Rennen etwas weniger. Wir konnten dort die Rennpace von Lando nicht wirklich sehen, weil wir am Start Positionen verloren haben."

"Insgesamt würde ich sagen, dass unser Auto an diesem Wochenende näher an Ferrari dran ist, sodass wir hoffentlich um den Sieg mitfahren können. Und vergessen wir Max nicht."

Norris hingegen ist angesichts der Stärke von Ferrari nicht allzu optimistisch: "Am vergangenen Wochenende war Ferrari schneller als wir. Deshalb habe ich nicht das Selbstvertrauen zu sagen, ja, wir können sie von der Pace her schlagen. Heute waren wir nicht auf ihrem Niveau. Aber morgen ist ein anderer Tag. Runde 1, Kurve 1, das ist unsere beste Chance."

Und so dürfen sich die Fans vielleicht auf eine Revanche von Norris gegen Verstappen in Kurve 1 für Austin freuen. In einem sind sich Stella und Norris jedenfalls einig: "Das wird morgen ein unterhaltsames Rennen."

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