• 27. August 2023 · 10:56 Uhr

Liam Lawson: Ricciardo-Ersatz wird sogar von Marko in Schutz genommen

Liam Lawson kam völlig unbereitet zu seinem Einsatz im AlphaTauri, meisterte die Premiere aber laut Helmut Marko besser, als es die Zahlen vermuten lassen

(Motorsport-Total.com) - Die nackten Zahlen sehen nicht schmeichelhaft aus: Während Yuki Tsunoda in Q1 um 1,639 Sekunden schneller war und als Neunter in Q2 einzog, schied Liam Lawson als 20. und Letzter bereits in Q1 in Zandvoort aus. Selbst auf den Vorletzten, Valtteri Bottas im Alfa Romeo, hatte er im Qualifying zum Grand Prix der Niederlande 2023 mehr als eine Sekunde Rückstand.

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Liam Lawson, 21 Jahre jung, stammt aus Neuseeland und war 2021 Vizemeister in der DTM Zoom Download

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Selbst Helmut Marko, sonst nicht bekannt dafür, seine Juniorfahrer übertrieben in Schutz zu nehmen, verteidigt den 21-jährigen Neuseeländer: "Das Endergebnis täuscht darüber hinweg, dass er phasenweise knapp an Yuki dran war. Es ist für ihn nicht glücklich gelaufen, weil er in der Phase, als der Regen nachgelassen hat, gerade zum Reifenwechsel an der Box war", sagt er im Interview mit ServusTV.

Der direkte Vergleich aller Runden sieht schmeichelhafter für Lawson aus: Tsunoda legte zunächst 1:23.947 Minuten vor, Lawson war um 0,793 Sekunden langsamer. Da waren die Bedingungen noch komplett nass. In der nächsten Runde steigerte sich Tsunoda auf 1:23.161 Minuten - eine Zeit, an die Lawson sogar bis auf 0,355 Sekunden herankam.

Am Ende der Session, als es zuerst abtrocknete, dann aber in der allerletzten Minute neu zu regnen begann, konnte Tsunoda auf 1:21.781 Minuten zulegen. Erst jetzt konnte Lawson die Steigerung nicht mehr mitgehen: Er verbesserte sich "nur" von 1:23.516 auf 1:23.420 Minuten. Wahrscheinlich auch, weil er auf der nasser werdenden Strecke keinen Crash fabrizieren wollte.

"Mit dem ersten Reifensatz fühlte ich mich ziemlich wohl. Da waren wir gar nicht so weit weg, und es wurde noch besser" berichtet Lawson. "Dann kam ich zum Reifenwechsel rein, und da begann es wieder zu regnen. Ich rechnete damit, dass die Strecke langsamer werden würde, aber das war nicht der Fall. An sowas muss ich mich halt erst gewöhnen."

Lob vom Head of Vehicle Performance

Lawson, derzeit Gesamtzweiter in der japanischen Super-Formula-Meisterschaft, die durchaus vergleichbar ist mit der Formel 2, wurde am Samstagmorgen buchstäblich ins kalte Wasser geworfen, als er im dritten Freien Training den AlphaTauri von Daniel Ricciardo übernehmen musste. Der hatte sich nämlich im Freitagstraining einen Mittelhandknochen gebrochen.

"Die Bedingungen im dritten Freien Training waren schwierig, aber Liam hat das Auto auf der Strecke gehalten und Schritt für Schritt sein Tempo gesteigert", lobt Guillaume Dezoteux, bei AlphaTauri für die Fahrwerksperformance zuständig. Zwar unterlief Lawson im FT3 ein kleiner Dreher ohne Einschlag, "aber es war ja auch das erste Mal, dass er Intermediates gefahren ist".

Dezoteux unterstreicht: "Es ging für ihn darum, so viele Runden wie möglich zu fahren und das Auto kennenzulernen, während er sich gleichzeitig an die schwierigen Bedingungen gewöhnt. Das hat er gut gemacht. Er hat keine Fehler gemacht und hat das Auto sicher nach Hause gebracht. Und da kommt definitiv noch mehr von ihm."

Lawson: So erfuhr er von seinem Formel-1-Debüt

Denn das, was Lawson beim Grand Prix der Niederlande hingelegt hat, war ein klassischer Kaltstart. Vor dem Rennwochenende hätte er nicht damit gerechnet, dass ihm sein Job als Ersatzfahrer der beiden Red-Bull-Teams tatsächlich einen Renneinsatz bescheren würde. Doch am Freitagnachmittag kam plötzlich alles anders.

"Ich war in der Red-Bull-Box und schaute mir das Training an", erinnert er sich. "Daniels Unfall war ein Freak-Accident - eigentlich kein großer Crash, nur hat ihm das Lenkrad gegen die Hand geschlagen. Das willst du echt nicht sehen. Daniel tut mir leid. Aber er sagte gleich am Funk, dass er sich an der Hand wehgetan hat."

"Am Abend ging ich dann rein sicherheitshalber ins FIA-Fahrerbriefing. Mittendrin im Meeting sah ich dann die Nachricht auf meinem Handy. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich in der zweiten Hälfte des Meetings sehr aufmerksam war! Ich saugte alles auf, denn mir wurde klar, dass ich in den nächsten 24 Stunden viel würde lernen müssen."

Mit dem RB19 besser vertraut als mit dem AT04

Letztendlich ging alles ganz schnell: "Vergangene Woche bin ich noch in Japan Rennen gefahren. Ich hätte mich gern besser auf mein Debüt vorbereitet; vor allem hätte ich gern das erste und zweite Freie Training gehabt. Aber auf so eine Chance habe ich mein ganzes Leben gewartet. Die ergreife ich mit beiden Händen und versuche, das Beste draus zu machen."

Dabei wäre ihm rein vorbereitungstechnisch lieber gewesen, bei Red Bull einzuspringen als bei AlphaTauri. Nicht einmal in erster Linie, weil der Red Bull einfach konkurrenzfähiger ist - sondern weil er das Auto aus dem Simulator besser kennt als den AlphaTauri: "Den kenne ich nicht so gut wie den Red Bull", sagt er. Aber: "Auf so eine Situation kannst du dich sowieso nicht vorbereiten."

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Die Bedingungen waren für Liam Lawsons Formel-1-Debüt denkbar schwierig Zoom Download

Kurios: Normalerweise würde sich ein Rookie bei seinem ersten Grand Prix vermutlich trockenes Wetter wünschen. Doch Lawson ist am Samstag nur mit Intermediates gefahren und hat in Zandvoort keinerlei Trockenerfahrung. (Hier geht's zur Wettervorhersage für den Rennsonntag!)

Daher ist ihm bewusst: "Wenn es trocken wird, muss ich alles neu lernen. Die erste Rennhälfte wird dann extrem schwierig. Ich bin auch noch keine Longruns gefahren, weiß nicht, wie die Reifen abbauen. Das wird eine steile Lernkurve. Daher nehme ich mir in erster Linie vor, ein sauberes Rennen zu fahren. Danach fühle ich mich hoffentlich um einiges wohler im Auto."

Weiterer Einsatz in Monza sehr wahrscheinlich

Das könnte ihm dann auch in einer Woche in Monza helfen, wo er aller Voraussicht nach ein weiteres Mal zum Einsatz kommen wird. Denn Ricciardo ist bereits nach Barcelona geflogen, wo er von Dr. Xavier Mir, dem MotoGP-Arzt, operiert wird. Ein Comeback Mitte September in Singapur ist möglich, aber ambitioniert. Eins in Monza gilt als nahezu ausgeschlossen.

Lawson macht sich darüber, dass das die Riesenchance sein könnte, sich für 2024 zu empfehlen, sollte Ricciardo tatsächlich das Red-Bull-Cockpit von Sergio Perez übernehmen, noch keine Gedanken: "Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt keine Ahnung. Nichts ist bestätigt. Ich fahre jetzt erst einmal das Rennen. Mehr weiß ich wirklich nicht."

Und wenn Ricciardo ins AlphaTauri-Cockpit zurückkehrt, geht's für den Neuseeländer wohl auch erstmal zurück nach Japan. Dort hat er einen Job zu beenden. In der Super Formula hat er zwar mehr Siege (3:2), aber weniger Punkte (86:94) als der Gesamtführende, der Japaner Ritomo Miyata. Und es steht nur noch ein Rennwochenende auf dem Programm: Suzuka am 29. Oktober.

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