• 02. Juli 2023 · 20:48 Uhr

Tracklimits-Aufreger in Österreich, aber: Max Verstappen nicht zu stoppen!

Endlich steht das Rennergebnis fest: Nach Aufregung um die Tracklimits gewinnt Max Verstappen in Spielberg vor Charles Leclerc und Sergio Perez

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat das Red-Bull-Heimrennen in Spielberg gewonnen und damit den orangefarbenen Hexenkessel am Red-Bull-Ring in Jubelstimmung versetzt. Der WM-Leader lieferte nach dem Sieg im F1-Sprint am Samstag erneut eine souveräne Vorstellung ab und triumphierte beim Grand Prix von Österreich 2023 vor Charles Leclerc (Ferrari) und Sergio Perez (Red Bull).

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Beim Heimrennen standen wieder beide Red-Bull-Autos auf dem Podium Zoom Download

Verstappen gab die Führung beim ersten Boxenstopp nur kurzzeitig ab, fuhr ansonsten aber wie schon das ganze Wochenende außer Konkurrenz. Übrigens vor den Augen von Red-Bull-CEO Oliver Mintzlaff, beim ersten Grand Prix von Österreich seit dem Tod von Dietrich Mateschitz.

Vierter wurde Carlos Sainz (Ferrari) vor Lando Norris (McLaren), Fernando Alonso (Aston Martin), Lewis Hamilton, George Russell (beide Mercedes), Pierre Gasly (Alpine) und Lance Stroll (Aston Martin).

Nico Hülkenberg (Haas) fuhr lange Zeit auf Punktekurs, schied dann aber an siebter Stelle liegend mit einem technischen Defekt aus.

Hülkenberg war der einzige Ausfall des Rennens in Spielberg.


Wichtiger Hinweis: Wegen zahlreicher Tracklimits-Verstöße während des Rennens, die wegen der Vielzahl der Verstöße (rund 1.200) von der Rennleitung nicht live geahndet werden konnten, legte Aston Martin Protest gegen das Ergebnis ein. Erst um 21:30 Uhr gab es ein finales Ergebnis. Dabei wurden insgesamt zwölf Strafen ausgesprochen; vier davon (30 Sekunden) betrafen allein Alpine-Pilot Esteban Ocon. (Ticker: So lief's nach dem Rennen bis zur Ergebniskorrektur!)


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Gab wieder Aufregung um Strafen?

Es gab nach 71 nur zwei Fahrer, denen keine einzige Runde gestrichen wurde: Russell und Guanyu Zhou (Alfa Romeo). Am öftesten wegen Tracklimits ermahnt wurden Yuki Tsunoda (AlphaTauri), der 13 Mal über die Tracklimits gefahren ist, sowie Hamilton und Gasly (je 11). Elf Fahrer sahen die schwarz-weiße Warnflagge, sieben kassierten mindestens eine Fünfsekundenstrafe.

Norris fiel schon früh auf, dass Hamilton insbesondere in Kurve 10 immer wieder neben die weiße Linie kam. Sein Renningenieur forderte von ihm, es jedes Mal zu melden, wenn ihm das auffällt. Was Norris schnippisch quittierte: Hamilton sei dauernd neben der Strecke, er könne nicht die ganze Zeit reden.

Als Hamilton von seinem Renningenieur informiert wurde, dass er von der Rennleitung mit der schwarz-weißen Flagge verwarnt wurde, sagte er nur: "Ich kann es nicht auf der Straße halten. Das Auto lenkt nicht ein." Zwei Runden später kam er an die Box, um Reifen zu wechseln.

Die Rennleitung kannte keine Gnade und brummte Hamilton und Tsunoda eine Fünfsekundenstrafe wegen Tracklimits auf. Ein paar Runden später ging es Sainz, Albon, Gasly, Logan Sargeant (Williams) und Kevin Magnussen (Haas) genauso. Und Esteban Ocon (Alpine) kassierte eine Fünfsekundenstrafe wegen unsicherer Freigabe beim Boxenstopp.

Tsunoda wurde wegen insgesamt siebenmaligen Überfahrens der Tracklimits sogar ein zweites Mal bestraft und bekam diesmal gleich zehn Sekunden aufgebrummt. Da er ohnehin an 18. Stelle unter 19. fahrenden Autos lag, spielte das für das Ergebnis keine Rolle.

Um Runde 40 herum wurden die vielen Tracklimits-Strafen mehr und mehr zur Farce. Hamilton wollte wissen: "Hat sonst noch wer eine Strafe bekommen?" Da antwortete Teamchef Toto Wolff höchstpersönlich: "Lewis, sie werden alle Strafen bekommen. Kämpfe weiter!"

Hamilton hörte wegen der Strafen für die anderen nicht zu nörgeln auf, ehe nochmal Wolff an den Funk kam: "Lewis, das Auto ist schlecht, wir wissen das. Bitte fahre es."

Warum reichte Aston Martin Protest ein?

Aston Martin reichte kurz nach Rennende Protest gegen das Ergebnis ein. Aus Sicht des Teams wurden einige Tracklimits-Verstöße nicht geahndet. Insgesamt wurden während des Rennens mehr als 100 Runden gezählt, in denen es Tracklimits-Verstöße gegeben haben soll. Diese sollen nun alle noch einmal untersucht werden.

Was war der Ausfallgrund bei Hülkenberg?

Hülkenberg meldete am Boxenfunk einen Verlust von Leistung, als er ausrollte. Damit löste er eine virtuelle Safety-Car-Phase (VSC) aus. Der Mann des F1-Sprints am Samstag lieferte bis zu seinem Ausfall eine starke Leistung ab und lag an siebter Position.

Hülkenberg berichtet: "Rauf zu Kurve 3 hat's auf einmal 'peng' gemacht. Ich glaube irgendwas Hydraulisches, weil das Getriebe nicht mehr funktioniert hat. Die Servolenkung ist weggegangen. Aber ich habe noch nicht mit dem Team gesprochen. Müssen wir sehen, was los ist."

Teamchef Günther Steiner klärt auf: "Es war wieder ein Versagen der Powerunit an Nicos Auto."

Was passierte dann bei Ferrari?

Das VSC nutzten praktische alle im Spitzenfeld klassierten Fahrer für einen Boxenstopp; nur die beiden Red Bulls nicht. Perez rückte dadurch auf Platz 2 auf. Die beiden Ferraris kamen gleichzeitig rein. Leclercs Stopp lief halbwegs glatt, der von Sainz dauerte aber zu lang. Der Spanier fiel von P3, unmittelbar hinter Leclerc, auf P6 zurück - und ärgerte sich: "Warum sind wir nicht draußen geblieben? Kommt schon!"

Bereits davor hatte sich Sainz geärgert, weil er phasenweise das Gefühl hatte, schneller fahren zu können als der vor ihm liegende Leclerc: "Ich bin für das Team hinten geblieben, und dafür wurde ich beim Stopp bestraft. Sechs Sekunden bei endendem VSC, das hat mich einiges gekostet."

Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur relativiert Sainz' Aussage: "Wir hatten schon vor dem Rennen besprochen, dass wir nicht gegeneinander kämpfen."

Sainz fuhr aber offenbar mit Wut im Bauch weiter und überholte zuerst Norris und dann Hamilton und Perez. Er lag jetzt zwar wieder direkt hinter Leclerc, an dritter Stelle, hatte sich durch das Malheur aber fünf Sekunden Rückstand eingefangen.

In Runde 25 führte Leclerc das Rennen an. Nach Verstappens Reifenwechsel kam dieser knapp hinter dem Ferrari von Sainz zurück auf die Strecke. Verstappen hatte aber die um neun Runden frischeren Reifen und zog in Runde 26 vor Kurve 4 relativ mühelos an Sainz vorbei und begann seine Jagd auf Leclerc, der durch den Stopp unter Gelb Zeit geschenkt bekommen hatte.

Verstappen: "Ich konnte schon ein paar Runden vor dem VSC sehen, dass wir einen Vorsprung rausfahren konnten. Also wusste ich, dass wir sie wieder kriegen würden. Und ich hielt es für das Klügste, bei unserem Plan zu bleiben. Ich denke, das war der beste Weg."

In Runde 34, also gegen Halbzeit, lag Verstappen erstmals in Leclercs DRS-Sekunde. Leclerc wurde gefragt, ob er wegen des hohen Reifenabbaus von zwei auf drei Stopps umstellen möchte. Das verneinte er.

In Runde 35 setzte sich Verstappen innen vor Kurve 3 neben Leclerc und ging am Ferrari vorbei. Am Ende von Runde 35 hatte Verstappen schon wieder 1,2 Sekunden Vorsprung. "Max hatte die frischeren Reifen. Ich habe daher gar nicht erst versucht, mich aggressiv zu verteidigen", sagt Leclerc.

Und weiter: "Wir tun uns in 'dirty Air' ziemlich schwer, drum habe ich versucht, mit dem VSC-Stopp auf Streckenposition zu gehen. Aber auf die Renndistanz gesehen wäre es schwierig geworden, Max zu halten. Ich habe es versucht, aber es hat nicht gereicht. Die sind einfach zu gut. Aber es ist schön, nach ein paar schwierigen Rennen wieder auf dem Podium zu stehen."

Wurde es für Verstappen nochmal gefährlich?

Von da an fuhr Verstappen dem Sieg entgegen und geriet nie mehr in Gefahr. In Runde 49 von 71 absolvierte er seinen zweiten Reifenwechsel und nahm Mediumpneus für den letzten Stint. Er hatte jetzt 13,4 Sekunden Vorsprung auf Leclerc und noch dazu um zwei Runden frischere Reifen, weil er später reingekommen war.

Zwei Runden nach Verstappen kam auch Perez rein und fiel dadurch vom zweiten auf den fünften Platz zurück, 3,8 Sekunden hinter Norris und 6,5 Sekunden vor Alonso. Dahinter lagen in jener Phase die beiden Mercedes-Fahrer auf P7 und P8.

Während Verstappen an der Spitze einsam seine Kreise zog, drehte Perez im Finish nochmal auf, überholte zuerst Norris und dann in Runde 61, nach einem sehenswerten Rad-an-Rad-Duell über mehrere Runden, Sainz - und sicherte sich so doch noch einen Podestplatz.

"Für mich persönlich war es ein schwieriges Wochenende, körperlich. Ich war wirklich schwach", sagt Perez. "Ich war ja am Donnerstag krank: hohes Fieber, kein Schlaf das ganze Wochenende. Insofern hatten wir heute eine tolle Pace."

Warum kam Verstappen nochmal an die Box?

Der Niederländer wollte offensichtlich noch die schnellste Rennrunde fahren und forderte von seinem Renningenieur einen Reifenwechsel ein. Der Renningenieur verneinte, Verstappen kam aber trotzdem rein. Auch nach dem Stopp hatte er mehr als drei Sekunden Vorsprung auf Leclerc - und sicherte sich erwartungsgemäß den Bonuspunkt, den er unbedingt haben wollte.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff grinst dazu nur: "Luxusproblem. Selbst wenn er hinter Leclerc gefallen wäre, der Reifen war fünf Sekunden schneller. Der Spaß muss schon sein, wenn du so ein dominantes Auto hast."

Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko macht wegen Verstappens Einzelgang auch kein Drama: "Als er argumentiert hat, dass die Reifen nicht mehr richtig sind, haben wir gewusst: Auch wenn wir ihm nicht neue Reifen geben, probiert er es. Da war weniger Risiko, noch einen Stopp zu machen und mit Soft."

Wie kam es zur Safety-Car-Phase in Runde 1?

Tsunoda zog in Kurve 1 ambitioniert nach innen und kam dort eigentlich zunächst sauber durch. Am Ausgang streifte er jedoch mit dem linken Rand seines Frontflügels den Alpine von Ocon und verlor dabei einige Kleinteile. Die mussten von der Strecke entfernt werden, um Reifenschäden zu verhindern. Weshalb Rennleiter Niels Wittich bis Runde 4 neutralisieren musste.

Tsunoda fuhr noch volle Kanne durch Kurve 3 und versuchte außen den einen oder anderen Konkurrenten zu überholen. In Kurve 4 rutschte er dann aber - mit weniger Anpressdruck kein Wunder - durchs Kiesbett. Am Ende der Runde kam er, genau wie Haas-Pilot Kevin Magnussen, an die Box.

Wie geht's in der Formel-1-WM 2023 weiter?

Bereits am kommenden Freitag beginnt in Silverstone mit den Freien Trainings der Grand Prix von Großbritannien. Dieser wird, anders als Österreich, nicht als Sprint, sondern mit klassischem Qualifying am Samstag und Rennen am Sonntag ausgetragen. In Deutschland wieder exklusiv bei Sky zu sehen. (ANZEIGE: Sei mit Sky hautnah dabei, vom ersten Training bis zur Siegerehrung!)


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